Frankreichs Superstar Kylian Mbappé nutzt die Fussball-EM für parteipolitische Botschaften und Wahlempfehlungen. «Wir sind in einem extrem wichtigen Moment in der Geschichte unseres Landes», so Mbappé. «Die Extremen stehen kurz davor, an die Macht zu kommen. Und wir haben nun die Möglichkeit, die Zukunft unseres Landes zu entscheiden.»

Das klingt dramatisch und so, als stünde die glorreiche Französische Republik auf dem Spiel. «Ich bin gegen Extreme. Ich bin gegen Ideen, die uns spalten», meinte Mbappé weiter und fügte an: «Ich hoffe, dass ich dann noch immer stolz darauf sein kann, dieses Trikot zu tragen.»

Im Klartext: Sollte das Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen die von Präsident Macron ausgerufenen Neuwahlen gewinnen, dann würde er sich schämen, für Frankreich zu spielen.

Noch deutlicher wurde sein Teamkollege Marcus Thuram: «Wir müssen dafür kämpfen, dass der RN nicht durchkommt», forderte er – unter dem Applaus der linken Medien.

Was hier zum Vorschein kommt, ist ein merkwürdiges Berufs- und Demokratieverständnis dieser Fussballer. Wie Frankreich wählt, wer Frankreich regiert, ist immer noch Sache der Wähler – und nicht ein Wunschkonzert von 25-jährigen Multimillionären, die an einem Tag so viel verdienen wie ein durchschnittlicher Franzose in zehn Jahren.

Diese pseudopolitische Diskussion hat sich längst von den realen Problemen vieler Franzosen entfernt. Es braucht im einfältigen Meinungsklima der Gegenwart gar keine Argumente mehr – es reicht, Farbe «gegen rechts» zu bekennen, einen Popanz zu beschwören, auf den sich alle kopfnickend geeinigt haben, um geliebt und umjubelt zu werden und zu den «Guten» zu gehören – egal, wie’s dem Land wirklich geht.

Mon Dieu! Fast betet man, dass endlich mal einer diesen Gottesdienst der Gutmenschen stören möge.