Am Freitag hätte Bernarda am Festival M4music der Migros in Zürich auftreten sollen. Kurz vor ihrem Auftritt dann dies: Die Veranstalterin schrieb das Programm plötzlich um. Statt Bernarda steht an ihrem Platz nun eine andere Musikerin.

Der Grund für das gecancelte Konzert sind Drohungen von Linksextremen. Sie mobilisierten ihren Mob und riefen zu Störaktionen des geplanten Konzertes auf. Es gelte die «gruselige» Veranstaltung «mitten im Kreis 5» zu verhindern. Bernarda, eine angebliche «Fundi-Sängerin», habe «nichts in unseren Quartieren verloren».

Die selbsternannten Autonomen und Antifaschisten riefen weiter dazu auf, «laut und queer gegen Christen-Fundis» vorzugehen.

Das «Vergehen» der blinden Sängerin mit kroatisch-schweizerischen Wurzeln, die durch verschiedene Casting-Shows bekannt wurde: Sie ist eine gläubige Christin und trat auch schon an einem «Marsch fürs Läbe» der Lebensschutzbewegung auf. Weil sie eine kritische Meinung gegenüber Abtreibungen hat, wird sie nun von der Bühne getrieben.

Auf Anfrage der Weltwoche begründet die Migros die Absage so: «Aufgrund von Statements in den sozialen Medien ging M4music davon aus, dass es rund um dieses Konzert zu Störaktionen gekommen wäre.» Nach «gründlichen Erwägungen» habe M4music das Konzert abgesagt, «da die Sicherheit des Publikums und aller Beteiligten oberste Priorität hat».

Dieser Kniefall vor der militanten Cancel-Culture gibt zu denken. Wären nicht der Rechtsstaat und seine polizeilichen Organe dazu da, ein friedliches Konzert und die Meinungsäusserungsfreiheit zu schützen? Werden sich die intoleranten Einschüchterer durch den Erfolg ihrer Drohungen in ihrer intoleranten Einschüchterung nicht ermutigt sehen?

Und an die Adresse der Migros gerichtet: Ist es richtig, wenn aufgrund weltanschaulicher Intoleranz und Drohungen Musikauftritte gecancelt werden? Wie ist dies mit der Kultur und den Werten der Migros vereinbar?

Diese Fragen hat die Weltwoche auch der Migros gestellt. Sie ging darauf nicht ein, auch nicht auf entsprechendes Nachhaken.