Seymour Hersh legt nach. Der amerikanische Investigativ-Journalist, der vor rund zehn Monaten detailliert berichtet hatte, dass die US-Administration unter Präsident Joe Biden für die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich gewesen sei, hat zum Jahresende seine These untermauert und weitere Einzelheiten hinzugefügt. Interessant dabei ist die Rolle, die er Norwegen zuschreibt.

Hersh geht davon aus, dass die Amerikaner in den Wochen vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 gemeinsam mit Norwegen eine verdeckte Mission in der Ostsee durchführten und dabei die Pipelines verminten. Das Ziel bestand darin, den russischen Präsidenten Wladimir Putin davon zu überzeugen, nicht einzumarschieren, indem die USA damit drohten, ansonsten Nord Stream zu sprengen.

Als die Invasion dennoch stattfand, wurde das amerikanische Team, das mit norwegischen Spezialkräften zusammenarbeitete, angewiesen, seine Arbeit fortzusetzen und einen Weg zu finden, die Sprengung später durchzuführen.

Nord Stream 1 hatte Deutschland seit 2011 mit billigem russischem Gas versorgt. Die neu gebaute Nord Stream 2 befand sich in der Endphase der Fertigstellung, als sie im Februar 2022, kurz vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine, auf amerikanischen Druck hin vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz abgeschaltet wurde. Seit der Explosion der Pipeline im Herbst 2022 kann kein Gas mehr aus Russland fliessen, was die Wirtschaft in Deutschland schwer getroffen hat.

In diesem Monat wurde bekannt, dass Sefe, ein deutsches staatliches Energieunternehmen, einen 50-Milliarden-Euro-Deal mit der norwegischen Equinor abgeschlossen hat. Er beinhaltet, dass Deutschland aus Norwegen zehn Jahre lang mit einem Drittel seines industriellen Gasbedarfs versorgt wird, dazu gibt es eine Option auf eine fünfjährige Verlängerung.

Hersh zitiert nun einen «amerikanischen Beamten», der sich mit der politischen Nutzung von Energie auskennt und den norwegischen Deal mit einigem Sarkasmus als «einen erstaunlichen Glücksfall für Scholz» bezeichnet, «gerade als seine Basis vor einem weiteren gasfreien Winter stand». «Wie durch ein Wunder», fügte er hinzu, «fällt das Geschäft mit Russlands vorzeitiger Schliessung von Gas- und Ölfeldern zusammen, die – ohne die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines – die Gasquelle für die beiden Pipelines gewesen wären.» «Was die Norweger betrifft», so sagte der Beamte laut Hersh weiter, «war der beste Weg zur Ausweitung des Marktanteils schon immer die Ausschaltung der Konkurrenz.»

«Ist die Geschichte nicht grossartig?», schloss er.