In wenigen Monaten ist Baubeginn: Kanzler Olaf Scholz und Vizekanzler Robert Habeck leisten sich dann ein neues Büro in Berlin. «Campus Kanzleramt» heisst der Prachtbau, das ist modern.
Auch Firmen sprechen gern von ihrem Campus, wenn sie ihren Standort meinen. Der Kanzler selbst spricht übrigens lieber von einer Erweiterung des bestehenden Kanzlerbaus, aber die Wirklichkeit ist: Zu den 25.347 Quadratmetern des vorhandenen Amtes kommt ein Neubau mit 25.600 Quadratmetern.
Die Planungen waren so gründlich, dass sie schon unter Scholz-Vorgängerin Angela Merkel längst begonnen hatten. In den mehr als vier Jahren Planungszeit sind die geschätzten Kosten inzwischen auf 777 Millionen Euro gestiegen.
Das ist deutlich mehr, als das bisherige Amt aus Helmut Kohls Zeiten gekostet hat, auch wenn man die Preise auf heutiges Niveau hochrechnet. Es könnten sogar noch mehr werden, heisst es von den Campus-Planern.
Wir kennen das: Material wird teurer, Arbeitskräfte zu finden schwieriger, Energiekosten steigen. Das passiert immer, wenn es länger dauert.
Als Grund für den Neubau nennt das Kanzleramt die wachsenden Aufgaben in der Schaltstelle der Macht: Pandemie, Energiepolitik, Finanzkrise, Ukraine-Krieg, die Bekämpfung von Cyberkriminalität, Digitalisierung – all das wird nicht nur in den zuständigen Ministerien, sondern eben auch hier durchdacht und entschieden.
Die Zahl der Beschäftigten ist deswegen von ursprünglich 410 auf derzeit 750 gewachsen. Mehr als 200 Mitarbeiter sind schon ausserhalb des Kanzlerparks untergebracht. Damit soll Schluss sein. Alle kommen jetzt heim ins neue Amt, wo ein Hubschrauber-Landeplatz, Kindergarten und fünfgeschossige Wintergärten auf sie warten werden. Home-Office war gestern.
Und damit es noch einfacher wird, den Arbeitsplatz zu erreichen, wird direkt neben die vorhandene eine neue Brücke über die Spree gebaut.
Falls übrigens ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Kanzleramts ein knappes Vierteljahrhundert nach dem Wechsel der deutschen Hauptstadt von Bonn nach Berlin das ganze nicht mitbekommen hat, ist das auch kein Problem: In Bonn gibt es noch immer ein Kanzleramt mit 30 Mitarbeitern. Es wird gerade aufwendig renoviert.
Ein Thema ist das Ganze in deutschen Medien weniger. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben es in die Satire-Ecke verbannt.
Das Lachen über die da oben bleibt denen da unten allerdings angesichts dieser Dimensionen im Halse stecken.
In der deutschen Geschichte gab es bisher nur einen Größenwahnsinnigen. Der wollte eine neue Reichshauptstadt bauen, für einen Bruchteil der Summe, die man für diesen Palast in Berlin ausgeben will. Das Tatsch Mahall ist ein Fliegenschiss dagegen.
Lese ich da in der Begründung Pandemie an erster Stelle. Politik, Perpetuum Mobile und Pandemie ... unsere Zukunft ohne Grenzen?.
Der Anfang von "Germania" 2.0....?