Wie geht die Redaktion der ZDF-Sendung «Maybrit Illner» mit den Entwicklungen dieser Woche im Ukraine-Krieg um?

Sie lädt sechs Gäste ein, die einer Meinung sind. Für das öffentliche-rechtliche Fernsehen in Deutschland ist dieses Vorgehen zwar alles andere als ungewöhnlich, nur: Diese Woche hat schon jetzt eine historische Dimension.

Emmanuel Macrons Aussage, die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine zu schicken, könnte kaum weitreichender sein. Wladimir Putins Verweis auf einen Einsatz von Atomwaffe: eine Warnung von beachtlicher Tragweite. Olaf Scholz’ Absage, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen und keine deutschen Soldaten in die Ukraine zu senden: weitreichend.

Dass es zu all dem unterschiedliche Perspektiven gibt, liegt auf der Hand. Doch die Illner-Redaktion macht weiter wie erwartet. Friedenspolitische Stimmen? Fehlanzeige! Analysten, die die Tiefenpolitik des Westens in der Ukraine aufzeigen? Fehlanzeige! Experten, die die russische Perspektive einnehmen? Fehlanzeige!

Stattdessen: oberflächliche Differenzen, Scheindiskussionen und in der Konsequenz Propaganda. Pluralismus? Der ist bei Illner selbst jetzt noch, wo die immensen Gefahren des Ukraine-Krieges auch für Deutschland immer sichtbarer werden, nicht gewollt.

Das deutsche «Qualitätsfernsehen» lud stattdessen ein: die Hardliner in Russland-Fragen Michael Roth (SPD) und Carlo Masala (Militärexperte), die gebürtige Ukrainerin und Grünen-Mitglied Marina Weisband, den langjährige Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger, die Tochter des ermordeten russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow, Schanna Borissowna Nemzowa, sowie Nicole Deitelhoff, die Direktorin des Leibniz-Instituts der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Dass Deitelhoff als Direktorin einer «Stiftung Friedens- und Konfliktforschung» bei Minute elf die Ansicht vertritt, der Grundgedanke, die europäische Rüstungsindustrie zu stärken, sei «ja auch nicht doof»: ein schlechter Treppenwitz.

Und so geht es lange, zähe, propagandistisch kontaminierte, den offenen Realitätsbruch zum Besten gebende 65 Minuten. Weisband sagt, dass Putin «schon lange in einem Krieg mit uns» ist.

Roth meint: «Wir investieren da auch viel Zeit, (…) Bürger davon zu überzeugen, dass mehr Waffen Frieden schaffen können», während Masala zustimmungsvoll nickt und Illner brav den Mund hält.

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Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.