Alles begann mit Robert Habeck. Mit wem sonst? Immerhin ist der Mann Philosoph. Versteht also etwas von Dialektik. Oder zumindest davon, um den heissen Brei zu reden. «Dann sind sie nicht insolvent, sondern hören vielleicht auf zu verkaufen», erklärte der Bundeswirtschaftsminister einer sichtlich verdutzten Sandra Maischberger in einem inzwischen legendären Interview.

Das war zukunftsweisend. Bald werden Ärzte erklären, der Patient sei nicht tot, er würde halt nur nicht mehr leben. Oder KFZ-Mechaniker, dass das Auto nicht kaputt sei, sondern dass es nur nicht mehr fahre. Und bei der kommenden EM wird der Bundestrainer vermutlich verkünden, man habe nicht verloren, sondern nur weniger Tore geschossen.

In genau diese politrhetorische Kerbe hat nun auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul geschlagen. Mit Blick auf den hohen Anteil von Nichtdeutschen in der Kriminalitätsstatistik verkündeter er: Wir haben keine Probleme mit Ausländern, nur mit nichtdeutschen Tätern.

Reul ist ein gestandener Mann, seit sieben Jahren Innenminister und bekannt für seine mitunter deutlichen Worte. Wenn so ein Mann sich windet und quält, nur um das Offensichtliche zu sagen – dass Zugewanderte in der Kriminalitätsstatistik deutlich überrepräsentiert sind –, dann zeigt das, wie weltfremd in Deutschland inzwischen diskutiert wird.

Denn Stilblüten à la Habeck und Reul entstehen dann, wenn man die Realität leugnen möchte. Ihre Botschaft lautet: Eigentlich ist das alles nicht so, sondern im Grunde ganz anders. Die Unternehmen sind gar nicht insolvent, und die Kriminellen nicht überproportional viele Ausländer.

Die deutsche Politik im Jahr 2024: ein Kosmos fern jeder Realität, um sich selbst kreisend.