Als Beobachter – und (noch) nicht Kriegspartei – wären die Westeuropäer gut beraten, selbst bei grausamen Entdeckungen wie den Leichen in Butscha eine gewisse Distanz zu wahren. Leider gerät diese Tugend unter die Räder.

Da die russische Kriegsschuld unzweifelhaft ist, sind wir verführt, auch das weitere Kriegsgeschehen nach Kriterien wie schwarz und weiss, gut und böse wahrzunehmen. Das treibt eine Eskalation der moralischen Empörung, die nach dem Ausreizen aller möglichen Sanktionen letztlich zum Kriegseintritt des Westens führen muss.

Gekonnt befeuert die ukrainische Kriegs-PR diesen Prozess. Schon die Frage, ob sich unter den Toten vielleicht auch gemeuchelte Kollaborateure befinden, provoziert den Verdacht prorussischer Parteinahme. Dabei gebietet die Vernunft, angesichts eines zunehmend enthemmten Bruderkriegs davon auszugehen, dass die letzten Tabus auf beiden Seiten wegbrechen. Berichte von Vergehen ukrainischer Soldaten an der eigenen Zivilbevölkerung liegen ja ebenfalls vor.

Damit wird nichts relativiert. Wenn es ein Massaker russischer Truppen an ukrainischen Zivilisten gab, gehört das bewiesen und bestraft. Bis dahin aber gilt auch in einem Angriffskrieg, auch zugunsten des Angreifers, auch wenn es schwerfällt die Unschuldsvermutung: in dubio pro reo.

Die 3 Top-Kommentare zu "Selbst bei grausamen Entdeckungen wie den Leichen in Butscha gilt, auch wenn es schwerfällt, die Unschuldsvermutung. Westeuropäer wären gut beraten, eine gewisse Distanz zu wahren"
  • Alpenfurz

    Was würden die Russen mit so einem Massaker gewinnen? Die wissen doch ganz genau, dass so etwas zu einem medialen Gau würde. Ich glaube dem Ukrainischen Regime um Selensky kein Wort.

  • Georg V.

    Sich von Gefühlen und Emotionen überwältigen zu lassen und dabei den Verstand auszuschalten,ist ein herausragendes Merkmal dummer Menschen.Natürlich braucht es erst einmal eine Untersuchung dieses Vorfalls.Eine Vorverurteilung ist nicht richtig und sollte nicht stattfinden.

  • zhmaxz

    Warum sollten russische Streitkräfte so etwas unternehmen, kurz vor dem Abzug? Mir sieht es eher nach einer Bestrafungsaktion für "Kollaborateure" aus, nach Rache dafür, dass man ggf. mit den russ. Besetzern zusammen gearbeitet hat, bzw. sich nicht nicht wie gewünscht gewehrt hat. Man müsste den Vorfall umgehend unabhängig und vor Ort untersuchen. Aber ich vermute, dass genau dies nicht geschehen wird.