Die jüngste Sozialleistungs-Statistik von Eurostat, die dieser Tage publiziert wurde, zeigt, dass nicht in den armen, sondern vor allem in den reichen Ländern der EU Geld umverteilt wird. Die EU-Statistikbehörde unterscheidet dabei sieben Haupttypen von Sozialleistungen: Krankheit/Unfall, Invalidität, Altersvorsorge, Hinterbliebene, Familien/Kinder, Arbeitslosigkeit, Wohnbeihilfen und Randgruppen.
In den Vergleichsstatistiken der EU-Länder fehlen zwar die Zahlen für die Niederlande, Griechenland und Rumänien, aber dafür wurden die Erhebungen für die Nicht-EU-Länder Island, Norwegen und die Schweiz miteinbezogen. Die Statistiken unterscheiden dabei nicht zwischen den staatlichen und den separaten Sozialwerken wie in der Schweiz die AHV, die Pensionskassen oder die Krankenkassen.
Die Auswertung der Zahlen führen zu einigen bemerkenswerten Erkenntnissen. Die Schweiz unterscheidet sich punkto Umverteilung über gemeinsame Kassen kaum von der EU. Die Sozialausgaben in Prozenten des nominellen BIP liegen mit 27 Prozent etwa im EU-Durchschnitt. Unsere Nachbarländer belegen fast geschlossen die Spitze der Rangliste Frankreich mit 32.2 Prozent, Österreich mit 29.7 Prozent, Italien mit 29.6 Prozent und Deutschland mit 29.2 Prozent. Am Schluss der Rangliste liegt Irland mit nur 11.4 Prozent, was auf die junge Bevölkerung zurückzuführen ist. Deshalb fallen noch vergleichsweise wenig Rentenzahlungen an, und das nominelle BIP pro Kopf ist sehr hoch. Mit Ausnahme von Malta befindet sich der gesamte ehemalige Ostblock am Ranglistenende.
In absoluten Zahlen wendet Luxemburg mit fast 25.400 Euro pro Kopf am meisten für die soziale Sicherheit auf, gefolgt von der Schweiz mit 23.500 Euro und Norwegen mit 21.000 Euro. Am Ende der Liste, mit einem riesigen Gefälle, rangieren acht ehemalige Ostblockländer mit jährlichen Aufwendungen zwischen 4100 Euro (Estland) bis 2600 Euro (Bulgarien). Polen, das bevölkerungsreichste Ostblockland, bringt es auf 3700 Euro.
Wo steht die Schweiz im EU-Vergleich?
In absoluten Beträgen liegt unser Land bei den Gesundheitsausgaben sowie den der Alters- und Hinterbliebenen-Absicherung mit 7700 und 10.900 Euro pro Kopf der Bevölkerung klar an der Spitze. In beiden Fällen gibt die Schweiz mehr als das Doppelte des EU-Durschnitts aus. Das trifft auch auf die Invalidenversicherung zu, obwohl die Schweiz in dieser Rangliste nur Platz fünf einnimmt. Die absolut schlechteste Platzierung, aber mit immer noch 40 Prozent mehr Ausgaben als die EU, nimmt die Schweiz bei den Familien- und Kinderzulagen ein.
Etwas anders präsentiert sich die Lage, wenn man die Ausgaben zum jeweiligen BIP pro Kopf ins Verhältnis setzt, denn die wirtschaftliche Leistung innerhalb der EU-Länder klafft doch substanziell auseinander. In diesem Vergleich liegt die Schweiz bei den Gesundheitskosten hinter Frankreich, Deutschland und Island auf Rang vier, bezüglich der Altersvorsorge auf Rang acht. Was die Familien- und Kinderzulagen anbetrifft, so findet man an der Spitze Deutschland und sämtliche skandinavischen Länder, während die Schweiz lediglich Rang 22 der 27 betrachteten Länder einnimmt.
Eines lässt sich auf jeden Fall festhalten. Die Schweiz gehört zu den generösesten Ländern, was die soziale Sicherheit anbetrifft. Es ist deshalb eine Mär, zu behaupten, die Schweiz liege gegenüber der EU im Rückstand. Im Gegenteil. Insgesamt gibt die Schweiz, pro Kopf der Bevölkerung gerechnet, fast 120 Prozent mehr für die soziale Sicherheit aus als der EU-Durchschnitt.
Den höchsten Anteil an den gesamten Leistungen verschlingt nicht das Gesundheitswesen (33 Prozent), sondern die Alters- und Hinterbliebenen-Vorsorge mit 46,6 Prozent. Angesichts dieser hohen Sozialleistungen in den hochentwickelten Staaten im Norden Europas und in der Schweiz muss man sich nicht wundern, dass der Einwanderungsdruck in diesen Ländern besonders akut ist.
Das grüne Täfelchen täuscht wohl. gemeint ist wohl ein rotes Täfelchen: "Vom Nicht-Arbeiten leben können"
"Die Schweiz gehört zu den generösesten Ländern, was die soziale Sicherheit anbetrifft." Ja, ja, die Schweiz ist ein wunderschönes Land für die Gutbetuchten. Da lohnt es sich, einen CH-Pass anzuschaffen.
Der Kaufmann scheint kein guter Rechner zu sein.