Sollen Politiker für den Massnahmenexzess während der Corona-Zeit bestraft werden? Laut einer international angelegten Studie fordern 29 Prozent der Befragten in Deutschland genau das.

Der Spiegel berichtet über die Studie und bezeichnet die Forderung nach Strafen als «erschreckend». Der Begriff «erschreckend» trifft genau – wenngleich anders, als es der Spiegel meint. Erschreckend ist der journalistische Dilettantismus, der in dem Beitrag zum Vorschein kommt.

Der Artikel ist als Meldung angelegt. Ein wertender Begriff wie «erschreckend» hat darin nichts verloren. Die Beurteilung darüber, ob die Forderung der 29 Prozent Befragten «erschreckend» ist oder nicht, haben Qualitätsmedien ihren Lesern zu überlassen.

Vor einiger Zeit äusserte sich ein Spiegel-Redakteur zum bekannten Problem der Trennung zwischen objektiver Meldung und subjektivem Kommentar mit den Worten: «In der Redaktion unterscheiden wir zwischen Meldungen und Autorenstücken. Meldungen sind mit einem Namenskürzel am Ende des Textes gezeichnet und vermerken jeweils die Quellen, meist basieren sie auf Informationen von Nachrichtenagenturen. Hier zählen ausschliesslich die Fakten. Autorenartikel sind mit vollem Namen gekennzeichnete Texte. Hier fliessen die Expertise und die Einschätzungen der Kollegen ein, beispielsweise in Form einer Analyse oder einer Reportage.»

Die hier thematisierte «Meldung» ist kein «Autorenstück», es befinden sich Namenskürzel darunter. «Ausschliesslich die Fakten» haben hierbei offensichtlich dennoch nicht gezählt.

Von der journalistischen Schieflage einmal abgesehen, möchte man die Spiegel-Redaktion fragen: Was ist denn an der Forderung nach Bestrafung von Politikern, die eine Politik der Grundrechtseinschränkung zu verantworten haben, «erschreckend»? Ist der Unmut von Bürgern, die einem massiven Impfdruck ausgesetzt waren und wie Bürger zweiter Klasse behandelt wurden, etwa nicht nachzuvollziehen?

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».