«Die Ukraine muss den Krieg gewinnen!» Diesen Spruch hat die CDU am Montag auf ihrem X-Account veröffentlicht. Eingebettet ist die Aussage in die Farben der ukrainischen Flagge.

Zur Erinnerung: Einen Tag zuvor waren Wahlen in Deutschland. Die CDU ist mit 28,5 Prozent der Stimmen stärkste Partei geworden. Aller Vorrausicht nach wird sie somit auch den neuen Kanzler stellen.

Was ist von einer Partei zu halten, die unmittelbar nach einem Wahlgewinn den Interessenfokus auf ein fremdes Land richtet?

Wäre es – vor allem auch im Hinblick auf die Zustände im eigenen Land – nicht eine Frage des politischen Anstandes, sich auf die Politik in Deutschland zu konzentrieren?

Was sich die CDU hier erlaubt, lässt sich als pure Verhöhnung staatsbürgerlicher Interessen verstehen.

Ukraine first! Die Ukraine zuerst! So sieht es aus.

Worauf die CDU danach ihren Fokus richten wird, ist noch unklar.

Vielleicht konzentriert sich die Partei irgendwann auch mal innerhalb der Regierungszeit auf jenes Land, dessen Interessen sie zu vertreten hat.

Wobei: Unter Berücksichtigung der CDU-Politik der vergangenen Dekaden bleibt dem kritischen Analysten der politischen Verhältnisse nur zu sagen: Sie möge es besser sein lassen.

Denn was bei dieser «Interessenvertretung» rauskommt, ist seit langem jeden Tag zu sehen. Und überhaupt: Was ist von einer Partei zu halten, die die Auffassung vertritt, ein Krieg sei zu «gewinnen»?

Kriege können nicht «gewonnen» werden. Es sei denn, man will über Hunderttausende Tote hinwegsehen, um mit einem beschönigend Begriff wie «gewinnen» die katastrophale politische Verantwortungslosigkeit zu überdecken.

Im Übrigen: Eine Partei, die meint, ein Krieg können «gewonnen» werden, ist gefährlich.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Der Titel seines aktuellen Buches lautet «Kriegstüchtig! Deutschlands Mobilmachung an der Heimatfront».