Krieg ist immer eine heikle Sache. Bei den Deutschen ganz besonders. Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) löste vor Jahren ein grosses Hallo aus, als er den Bundeswehreinsatz in Afghanistan einen «Krieg» nannte. Denn Krieg wollen die Deutschen nicht – aus verständlichen Gründen. Und überhaupt: Wer will schon Krieg? Manchmal ist er trotzdem.

Und weil die Deutschen es gern harmonisch haben und die Bundeswehr als eine Art freundlichen Traditionsverein für Fluthilfe und Sanitätsdienste halten, hatte man ihnen die Afghanistan-Mission als eine Art militärische Fernreise zum Brunnenbohren und Bau von Mädchenschulen verkauft und verfiel in betretenes Hüsteln, als auch Schüsse fielen.

Im Fall der Ukraine bot Deutschland zuerst 5000 Helme als kraftvolle Unterstützung Kiews an, dann wollte man ausdrücklich «nicht letale Waffen» liefern, ging dann doch zu Transport- und Schützenpanzern über, ergänzte mit Feldhaubitzen, Flugabwehrsystemen, Drohnen, sprach kurz über U-Boote und Kampfjets und hat inzwischen rund 5000 ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet.

Wenn man in dieser Logik weitermache, analysierte unlängst Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, werden wir früher oder später Truppen schicken müssen. Orbán hält sich erkennbar abseits des EU- und Nato-Kurses in der Ukraine-Politik und drängt auf sofortige Friedensverhandlungen.

Kein Wunder also, dass es nicht überall gut ankam, als neben einer Spiegel-Vorabmeldung über deutsche Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer sich dieser Tage in Flecktarn-Kampfmontur Kiew gemeinsam mit Verteidigungsminister Oleksij Resnikow und der deutschen Botschafterin Anka Feldhusen ablichten liess. Vor allem die Linke sprach von einer «unnötigen Provokation» und einem «Fehltritt», der nicht zur Deeskalation beitrage.

Roderich Kiesewetter (CDU), Aussenexperte der Union, erklärte sogleich: «Das macht uns nicht zur Kriegspartei. Vielmehr sollten wir stolz sein, dass Deutschland die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf unterstützt …» In Wahrheit ist es allerdings auch völlig egal. Am Ende entscheidet Putin, wen er als Kriegspartei sieht und wen nicht.

Ralf Schuler ist Politikchef der Vius SE und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Unnötige Provokation»: Nach Waffenlieferungen posieren nun deutsche Generäle in Kiew an der Seite des ukrainischen Militärs"
  • aldo.braendli

    Es scheint, dass Deutschland, als führende Nation der EU von allen guten Geistern verlassen ist. Mit Waffenlieferungen tun sie nichts anderes als Öl ins Feuer giessen und mit der Ausbildung von Ukrainischen Soldaten greifen sie direkt ins Kriegsgeschehen ein. - Die haben aus der Geschichte nichts gelernt.

  • widi

    Nie wieder Krieg. wie verlogen die deutsche Regierung handelt. Und jetzt marschieren sie wieder verdeckt gegen Osten mit Panzern. Sie werden auch diesmal auf der falschen Seite stehen. Wann begreifen Sie endlich dass sie nur ein Vasall und Handlanger der Amerikaner sind. Die Waffenindustrie wird es freuen denn die Nato mit Deutschland kann ihre alten Waffen durch neue ersetzen.

  • oberkaufungen1

    Doch! Die Deutschen sind ein woker Haufen von Kriegern!