Bei Markus Lanz ist immer etwas los, doch gestern Abend gab es eine Premiere: Die Zuschauer wurden Zeugen eines Gemetzels.

Man kennt das System von allen Talkshows: Ein Gast hat eine abweichende Meinung. Die anderen fallen lustvoll über ihn her.

Doch Lanz ist steigerungsfähig: Was sich entfaltete, war eine Orgie von Gewalt und Hass. Bei einem Film hätten viele angewidert abgeschaltet.

Die Opferrolle hatte die Politologin Ulrike Guérot: Ihre Forderung: Das Blutbad in der Ukraine mit Waffenstillstand und Verhandlungen beenden.

Die Meute bestand aus der FDP-Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann und dem CNN-Journalisten Frederik Pleitgen. Ihre Forderung: Kämpfen bis zum bitteren Ende.

Angeführt wurde das Rudel vom Moderator selbst. Er gab das Startsignal: «Wer fängt an», fragte er lüstern in die Runde, als Guérot gesprochen hatte.

Das war das letzte Mal, dass sie einen Satz zu Ende sprechen durfte. Dann wurde sie zurechtgewiesen, gedemütigt und niedergeschrien – wie in einem Schauprozess.

Aber es gibt Hoffnung: Vielleicht wenden sich genug Zuschauer von diesen Talkshow-Tribunalen ab, damit sie mangels Quote abgesetzt oder verändert werden.