«Wir müssen kriegstüchtig werden.» Das sind die Worte des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius.

Wer hätte gedacht, dass in Deutschland noch einmal solche Töne von einem ranghohen Politiker kommen würden?

Am Sonntagabend sagte Pistorius in der ZDF-Sendung «Berlin direkt» auch die folgenden Worte: «Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte.» Und das bedeute: «Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.»

Die Worte markieren eine Zäsur: Hier sagt ein Mitglied der Bundesregierung, dass deutsche Soldaten, aber auch die Gesellschaft für den Krieg aufgestellt werden müssten.

Was ist da los?

Erinnert sei an die Worte des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: «Lieber hundert Stunden umsonst verhandeln als eine Minute schiessen.» So sieht eine Politik aus, die begriffen hat, was Krieg bedeutet. Schmidt kam aus einer Generation, die noch direkte Kriegserfahrung gemacht hat. Sollte Pistorius lediglich getrieben sein von seinen Erkenntnissen, dass die Bundeswehr in einem schlechten Zustand ist, ginge es also «nur» um mehr Geld für die Armee, wären solche Sätze völlig unangebracht und unverantwortlich.

Wer Pistorius zuhört, kommt nicht um den Gedanken herum, dass Politiker hinter den Kulissen einen grossen Krieg in Europa – oder mit anderen Worten: einen dritten Weltkrieg – in Betracht ziehen. Doch warum? Wegen des Krieges in der Ukraine?

Politiker – und dazu gehören auch deutsche Politiker – haben in den vergangen Jahren wenig im Hinblick auf echte Friedensbemühungen geleistet. Im Gegenteil: Waffen, Waffen und noch mehr Waffen sind die sichtbar werdende Logik. Eine Politik, die so ausgerichtet ist, entfacht irgendwann tatsächlich einen grossen Krieg.

Pistorius sagt, «die Gefahr eines Krieges in Europa drohe». Nein. Ein Krieg «droht» nicht. Ein Krieg «lebt» nicht. Er weist keine Kennzeichen des Lebens wie etwa Zellatmung oder einen Stoffwechsel auf.

Konkret benennbare handelnde Politiker und Hintermänner sind durch ihre Entscheidungen für einen Krieg verantwortlich. Ein Verteidigungsminister, der so von «Kriegstüchtigkeit» spricht, sollte schnell zurückkrebsen. Zum Wohle des Volkes.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».