Das Uno-Flüchtlingshilfswerk hat die Zahlen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vergangene Woche präsentiert. Über 18 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer verliessen seit Beginn der Invasion vor einem Jahr ihr Land, fast 10 Millionen kehrten wieder zurück. So leben heute rund 8 Millionen Ukrainer in der Fremde.

Am meisten suchten in Polen (1,5 Millionen) und in Deutschland (1 Million) Zuflucht. Die Schweiz (mit rund 80.000 registrierten Ukrainerinnen und Ukrainern) liegt im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung auf Platz 15 von 41 europäischen Ländern. Sie hat (verhältnismässig) mehr Flüchtende aus der Ukraine aufgenommen als beispielsweise Frankreich oder Italien.

Den erstaunlichsten Wert liefert aber Russland. Ausgerechnet ins Land des Aggressors sollen rund 2,8 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet sein. Diese Zahl ist aber mit Vorsicht zu geniessen. Im Donbass-Gebiet, der Region im Osten der Ukraine (Oblast Donezk und Luhansk), die seit 2014 vom Krieg versehrt ist, leben rund vier Millionen Menschen – viele davon gehören dem prorussischen Teil der ukrainischen Bevölkerung an. Dieser hat Russisch als Muttersprache und ist in Russland bestens vernetzt. Es ist also mehr als logisch, dass diese Menschen aus ihrer zerstörten Heimat nach Russland geflohen sind.

Etwas anders präsentierte sich die Lage in (zwischenzeitlich) eingekesselten Städten wie Mariupol, Charkiw, Bachmut oder Sumy. Dort liessen die russischen Besetzer oft nur einen Fluchtkorridor in Richtung ihrer Heimat offen, durch den sie die Ukrainer mit Zügen und Bussen in ein neues Leben beförderten. Augenzeugen berichten davon, dass die Menschen teilweise unter Waffengewalt zur Übersiedelung nach Russland gezwungen wurden.

Last but not least gibt es die Statistik von rund 11.000 ukrainischen Kindern, die nach Russland deportiert und in Kinderheime gesteckt wurden. Dort sollen sie im russischen Sinne umerzogen werden. Diese Angaben stammen vom «Institute for the Study of War».

Militär und Behörden in Russland bestätigen durchaus, dass Kinder aus der Ukraine nach Russland geholt werden. Sie würden aus den Kampfzonen in Sicherheit gebracht oder kämen zur Behandlung oder Erholung nach Russland. Es ist die russische Sicht der Dinge, aber für die betroffenen Kinder nur ein schwacher Trost.

Die 3 Top-Kommentare zu "Von den 8 Millionen geflüchteten Ukrainern gingen angeblich 2,8 Millionen nach Russland. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit"
  • dj

    Was den Russen so alles zugeschrieben wird, Vergewaltigungen, Folterkammern, Kindesentführungen. Die haben gar keine Zeit mehr, auf dem Schlachtfeld zu kämpfen. Wenn es den Rassismus zu beschreiben gibt, dann dieses Russen-bashing der westlichen Medien. Über den Bürgerkrieg der ukrainischen Zentralregierung gegen die russischsprachigen Regionen Donezk und Luhansk seit 2014 mit Gräueltaten und ca. 14.000 Toten herrscht ohrenbetäubendes Schweigen.

  • Anna Meier

    "Dort sollen sie im russischen Sinne umerzogen werden. " Wirklich? Wie anders werden sie denn in der Ukraine erzogen, dem korruptesten Land Europas? In einem Land, in dem die russische Sprache, Kultur und jede Meinung verboten ist, die nicht die Selenskyjs ist?

  • ugal

    Alle diese Meldungen mit grosser Vorsicht zu geniessen.