Eine Grossmacht bricht das Völkerrecht, überfällt ein Land, bombardiert Zivilisten, verübt Kriegsverbrechen. Forderungen werden laut, den Staatschef des Angreifers als Kriegsverbrecher anzuklagen. Doch der lacht nur: Sein Land erkennt das Gericht nicht an.

Klingt vertraut?

Die Rede ist freilich nicht von Russland, der Ukraine und Wladimir Putin. Sondern von den USA, dem Irak und George W. Bush.

An diesem Wochenende jährte sich zum zwanzigsten Mal der Golfkrieg, und es ist gut, daran zu erinnern – und Vergleiche zu ziehen zum Krieg in der Ukraine.

Hier wurden nach unabhängigen Zahlen im vergangenen Jahr 8000 Zivilisten durch russische Bombardements getötet. Das sind 8000 zu viel. Aber diese Zahl erreichten die USA im Irak in den ersten sechs Wochen.

Wahllos beschossen sie alles und jeden – mit 30.000 Bomben und Raketen in den ersten sechs Wochen: 700 pro Tag, 30 jede Stunde.

Wenn heute Russland in einer Nacht 50 Raketen abfeuert, gehen die Emotionen hoch. Zu Recht. Nur von rücksichtslosen Flächenbombardements ist das weit entfernt.

Insgesamt forderte Amerikas völkerrechtswidriger Angriffskrieg bis zu einer Million Tote – Männer, Frauen, Alte, Kinder, Säuglinge.

Sein vorgebliches Ziel, den Irak in eine Muster-Demokratie zu verwandeln, hat er nicht erreicht. Im Gegenteil: Faktisch ist das Blutvergiessen bis heute nicht beendet.

Im Westen erinnert man sich ungern an diesen Krieg. Nicht einmal in Deutschland, das damals einen mutigen SPD-Kanzler hatte, der sich den USA widersetzte.

Im Rest der Welt erinnert man sich jedoch sehr gut. Wer nach Gründen sucht, weshalb die Verurteilung Russlands dort höchstens lauwarm ausfällt, findet hier eine Antwort.

Die 3 Top-Kommentare zu "Vor zwanzig Jahren begannen die USA ihren völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Irak. Erinnern mag sich niemand, denn die Parallelen zum Ukraine-Krieg sind offensichtlich"
  • hansj.

    Im Werte-Westen mag sich niemand daran erinnern, im Rest der Welt jedoch schon. Das ist genau richtig. In der Berliner Zeitung erschien gestern ein umfangreicher Artikel, der sich auch dieser Sicht, die unsägliche Doppelmoral, annahm. Leider geschieht das bislang viel zu wenig. Weiter soll man sich einmal vor Augen führen, warum wir hier Flüchtlinge aus dem Irak, Syrien, Afghanistan haben? Na dämmert es? Ohne die US-Aggressionen auch keine Flüchtlinge.

  • Wolfgang Pfeiffer

    Man könnte auch die Libyer fragen: Der NATO-Angriff auf diese Leute begann fast auf den Tag vor 12 Jahren.

  • Richter

    Das ist die Methode der USA: Bomben abwerfen. Haben sie ja schon in Deutschland nicht anders gemacht, während die Russen die Bodenarbeit weitgehend alleine durchgeführt haben. Die Mühe, zwischen zivil und militärisch zu unterscheiden, machen sich die USA schon gar nicht. Aber ihre Depeschenagenturen auf der halben Welt melden jedes Schrapnell, das in militärisch genutzten, als zivil getarnten Gebäuden landet, sobald Russland im Spiel ist. Mir gehen die Biden-Versteher längst gegen den Strich.