Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich am Mittwoch im Bundestag wohl an das alte Journalistenmotto von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein erinnert: «Sagen, was ist.»

Während Lauterbach noch im August 2021 auf Twitter von einer «nebenwirkungsfreien Impfung» sprach, nähert er sich nun den Fakten im Parlament an. Plötzlich ist die Rede von «einer schweren Impfnebenwirkung», und der Minister erwähnt, dass «im Einzelfall» auch an der Impfung «verstorben» worden sei.

Wobei: Wer sich den Auftritt des Ministers anschaut, hat den Eindruck: Beim «Sagen, was ist» – da ist bei dem obersten Gesundheitsschützer des Landes noch Entwicklungspotenzial.

Der Minister sagte: «Selbstverständlich tut es mir um jeden Menschen leid, der durch eine Impfung einen Schaden genommen hat – ob durch eine leichte Impfnebenwirkung oder eine schwere Impfnebenwirkung – oder im Einzelfall auch daran verstorben ist. Aber in der Summe ist es so: Die Impfungen sind damals von der Ständigen Impfkommission, von den Fachexperten, von der gesamten Wissenschaft empfohlen worden. Es ist derzeit unstrittig, dass die Impfungen Hunderttausenden Menschen in Deutschland das Leben gerettet haben.»

Nach all dem Leid, das mittlerweile im Hinblick auf Auswirkungen der Impfungen durchgesickert ist, so en passant zu sagen, «es tut mir Leid»: Das wird der Tragweite der Schäden nicht gerecht. Zumal für einen Minister, der – um es nochmals zu betonen – von einer «nebenwirkungsfreien» Impfung gesprochen hat.

Auch die Aussage, dass die Impfungen damals von der Ständigen Impfkommission empfohlen worden seien, kann nicht kritiklos stehen gelassen werden. Hier schiebt Lauterbach den Schwarzen Peter weiter.

Lauterbach hat als ranghoher Politiker öffentlich die Impfung angepriesen. Er hat sogar – maximal öffentlichkeitswirksam – selbst Hand angelegt und ein Kind geimpft. Wenn der Minister hier also so tut, als seien andere verantwortlich, camoufliert er sein eigenes Verhalten.

Auch wenn Lauterbach sagt, die «gesamte Wissenschaft» habe die Impfungen empfohlen, stimmt das nicht. Kritische Warner aufseiten wissenschaftlicher Experten gab es genug.

Und die Formulierung «es ist derzeit unstrittig» ist genauso falsch, da über die Frage, ob die Impfungen Leben gerettet haben, sehr wohl gestritten wird. Die Verwendung des Wörtchens «derzeit» klingt nach einer geöffneten Hintertür.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.