Cassis’ Vertreter in der Uno-Generalversammlung haben erneut einer Resolution zugestimmt, obwohl sie aus historischer Sicht radikal einseitig ist. Sie favorisiert den Islam gegenüber dem Christen- und Judentum, indem sie ausschliesslich das muslimische Narrativ, nicht aber die jüdischen und christlichen Traditionen berücksichtigt.

Vordergründig geht es zwar nur um einen Begriff. Die Uno-Entscheidung verwendet für den von Muslimen, Juden und Christen als heilig verehrten Ort ausschliesslich die arabische Bezeichnung Haram asch-Scharif. Damit wird ein Teil der jüdischen und christlichen Geschichte totgeschwiegen und begraben.

Richtig ist zwar, dass auf dem Haram asch-Scharif die Al-Aksa-Moschee steht, die drittheiligste Stätte des Islam. Ebenso richtig ist aber auch, dass am selben Ort die heiligste Stätte des Judentums ist, weil dort sowohl der erste als auch der zweite Tempel standen. Für christliche Gläubige ist dieser Hügel zudem die Stelle, wo die Strasse zum Tempelaufgang angelegt war, über die Jesus gegangen ist und die vor zwei Jahren ausgegraben wurde.

Die arabischen Staaten, die die Uno-Resolution eingebracht haben, wollten bewusst ihr Monopol auf den Ort festschreiben, den sie als Haram asch-Scharif bezeichnen. Sie haben sich durchgesetzt. Indem Cassis die ausschliesslich arabische Wortwahl für den heiligen Ort unterstützt, outet er sich als linguistischer Denkmalstürmer. Und wirft einen essenziellen Teil der Weltgeschichte weg.