Am 28. März 2025 erschien in der NZZ ein bemerkenswertes Interview mit Jacques Pitteloud, dem ständigen Vertreter der Schweiz bei der Nato. Wir dokumentieren seine wichtigsten Aussagen.

Jacques Pitteloud, ständiger Vertreter der Schweiz bei der Nato, schlägt in einem Interview mit der NZZ alarmierende Töne an: «Die Schweiz ist heute weder verteidigungsfähig noch sicherheitspolitisch eingebunden.»

In einer Welt, in der die Machtpolitik zurückgekehrt sei und das Völkerrecht zunehmend an Bedeutung verliere, müsse sich auch ein neutraler Staat wie die Schweiz neu orientieren.

Pitteloud, ein schillernder Diplomat mit Vergangenheit im Nachrichtendienst, sieht die grösste Bedrohung in einem möglichen Rückzug der USA aus der Nato-Verantwortung: «Wenn die Message aus dem Weissen Haus ist, dass die Europäer für sich selbst schauen sollen, wird es gefährlich.»

Das Szenario eines russischen Angriffs über die Ukraine hinaus hält er für realistisch – Russland sei längst eine Kriegswirtschaft.

Zur Rolle der Schweiz sagt Pitteloud: «Wir dürfen nicht das Loch im Donut sein», in Anspielung auf Kritik, die Schweiz tue zu wenig im Nato-Umfeld.

Er fordert mehr Kooperation, etwa bei Cyberabwehr, Schutz kritischer Infrastrukturen und Übungen mit der Nato – ohne jedoch eine Mitgliedschaft zu befürworten. «Neutralität war nie Selbstzweck, sondern ein Instrument zur Sicherung des Überlebens.»

Die Idee einer autonomen Verteidigung hält er für illusorisch: «Das Modell Israel würde uns mindestens 25 Milliarden Franken im Jahr kosten.» Der Mittelweg sei eine aufgerüstete, interoperable Armee mit Zugang zu relevanten Daten. Nur so könne die Schweiz im Ernstfall handlungsfähig bleiben.

Pitteloud, der oft wegen seines forschen Auftretens als «Kriegsgurgel» kritisiert worden ist, betont: «Ich bin Patriot und verteidige Schweizer Interessen, nicht Ideologien.» Die Schweiz müsse sicherheitspolitisch aufwachen, bevor es zu spät sei.