Der Wohlstands-Index wird schon seit sechzehn Jahren erhoben. Er berücksichtigt 167 Länder, die 99,4 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, 105 Spezialisten erarbeiten diesen im Auftrag des Legatum-Instituts in London. Sie verwenden 300 Indikatoren, die in zwölf Sachgebieten zusammengefasst werden und aus 81 Datenquellen stammen. Der Index gilt als weltweit führender Indikator für das Wohlergehen einzelner Länder rund um den Globus.

Der Befund: In den letzten zehn Jahren wurden grosse Fortschritte verbucht. Der Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 5,50 Dollar pro Tag leben muss, ist von 57 auf 47 Prozent gefallen, in Ostasien und im Pazifik hat er sich von 56 auf 28 Prozent halbiert. Der Anteil der Kinder, die zumindest eine Sekundarschule absolviert haben, ist von 74 auf 80 Prozent angestiegen, in Zentral- und Südasien sogar von 68 auf 79 Prozent. Die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren ist von 37 auf 26 Todesfälle pro 1000 Kinder gefallen, im Südsaharateil Afrikas von 98 auf 71 Kinder. Aber es gibt auch Rückschläge. So ist die Demokratie in den meisten Ländern im Erodieren begriffen, und die persönlichen Freiheitsrechte werden zusehends eingeschränkt. Das ist nicht nur in Russland und China der Fall.

An der Spitze der Wohlstands-Rangliste 2023 liegen die vier skandinavischen Länder, angeführt von Dänemark, gefolgt von Schweden, Norwegen und Finnland. Am Schluss der Rangierung: der Südsudan.

Am stärksten hat sich die Lage in Kenia verbessert, am meisten abgesackt ist Myanmar. Im Zehn-Jahres-Vergleich hat die Elfenbeinküste am meisten vorwärtsgemacht, während Venezuela am meisten Wohlstand eingebüsst hat. In Westeuropa fällt die Erholung Griechenlands im letzten Jahrzehnt am positivsten auf, in Osteuropa die Fortschritte in Litauen. In Ostasien liegt China vorne, in Zentral- und Südasien Nepal und in Lateinamerika inklusive Karibik die Dominikanische Republik, und im Nahen Osten sowie Nordafrika ist es Algerien.

Die Schweiz ist im Wohlstandsranking in den letzten zehn Jahren von Rang drei auf Rang fünf abgestiegen. Sie wurde von Dänemark und Finnland überholt. Dennoch: Im internationalen Vergleich steht die Schweiz hervorragend da. Während Deutschland seit 2013 unverändert auf Rang neun liegt, hat Österreich drei Ränge verloren und steht nun nur noch auf Platz vierzehn. Japan auf Rang sechzehn, die USA auf Rang neunzehn und China auf Platz 54 liegen ebenfalls hinter der Schweiz.

Auf welchen Gebieten schneidet die Schweiz besonders vorteilhaft ab? Den Spitzenplatz belegt die Schweiz in Bezug auf das Umfeld für Unternehmen. Auch die Qualität der Wirtschaft sowie die Sicherheit sind Weltspitze. Die Governance – gemeint ist die demokratische Kontrolle der Regierung, die zudem effizient und nicht korrupt sein darf –, das Bildungswesen sowie die Lebensbedingungen sind mit den Rängen vier und fünf im internationalen Vergleich ebenfalls hervorragend.

Wo hapert es?

Das Umfeld für Investitionen, die persönliche Freiheit und der soziale Zusammenhalt (persönliche und soziale Beziehungen, soziale Normen und Toleranz) sind mit je Rang zwölf bereits etwas angeschlagen. In Bezug auf die Infrastruktur und den Marktzugang landete die Schweiz auf Rang zehn. Das Gesundheitswesen wird mit Rang zehn nicht so hochrangig eingestuft, wie von der Politik immer wieder behauptet wird. Der Naturschutz ist mit Rang sechs weit besser als in den meisten anderen Ländern.

Deutschland unterscheidet sich von der Schweiz vor allem durch schlechte Platzierungen im Investitions-Umfeld (Rang 21), im sozialen Zusammenhalt (20), im Bildungswesen (19) und in der Sicherheit (19). Einzig in Bezug auf die Infrastruktur und den Marktzugang vermag Deutschland mit Position fünf mit der Schweiz Schritt zu halten. Allerdings könnte Deutschland angesichts der häufigen Streiks des Personals öffentlicher Dienste und der Verlotterung der Strassen, Brücken und Eisenbahnlinien, auch in dieser Beziehung bald weiter zurückfallen.

In der Qualität der Wirtschaft (Rang 25), aber auch im Bildungs- und Gesundheitswesen, noch weiter zurück liegt Österreich (je Rang 22). Das Umfeld für Unternehmen (19) und Investitionen (16) sind nicht mehr ideal. Die USA werden durch die hohe Kriminalität im Lande und das finanziell nicht für alle zugängliche Gesundheitswesen im Ranking abgestraft. Gut schneiden die USA bei den Rahmenbedingungen für Unternehmen und bezüglich Marktzugang ab. In China sind die persönlichen Freiheiten und der Umweltschutz auf den hintersten Rängen der Weltrangliste anzutreffen. Negativ bewertet werden auch die innere Sicherheit, das Umfeld für Investitionen und die Regierung.