Nicht alle, die in Deutschland «Demokratie» sagen, scheinen zu wissen, was das ist. In der grossen Asyldebatte im Bundestag am Mittwoch warfen Vertreter der Linken der Union vor, es gefährde die Demokratie, mit den Stimmen der AfD für schärfere Asylgesetze zu stimmen.

Kanzler Scholz wählte drastische Worte und verweigerte der AfD jegliche Zusammenarbeit. Dass er damit Millionen von deutschen Wählern und Bürgern die Zusammenarbeit verweigert, scheint ihn nicht zu kümmern oder ihm nicht bewusst zu sein. In der Vorstellungswelt des Kanzlers scheint das «Volk», der «Souverän», keine besondere Referenzgrösse zu sein.

Mit anderen Worten: Nicht die Suche nach parlamentarischen Mehrheiten über «Brandmauern» hinweg gefährdet die Demokratie, sondern vielmehr die Ausgrenzung von Millionen von Wählern durch «Brandmauern» und die Verweigerung der parlamentarischen Zusammenarbeit bei sachlicher Übereinstimmung.

So gesehen ist der bürgerliche Asylkompromiss ein kleiner Lichtblick der Demokratie in Deutschland, eine sanfte Rückkehr, zeigen sich hier die zarten Knospen dessen, was in einer Demokratie eigentlich selbstverständlich sein sollte.