Heutzutage ist etwa jeder Dritte Single. Laut Studien des Dating-Portals Elitepartner sind die Gründe vielfältig: Unter anderem hätten viele alleinstehende Frauen zu hohe Ansprüche, ein grosser Anteil der Single-Männer kämpfe bei der Partnersuche mit Unsicherheiten. Auch Bindungsängste spielten eine Rolle.

Aus meiner Sicht wäre – gekoppelt an die hohen Anforderungen – Hypergamie noch ein Punkt, der nähere Betrachtung verdient. Der Begriff findet inmitten der üblichen Partnerschaftsthemen kaum Erwähnung, wahrscheinlich weil er etwas negativ behaftet ist. Hypergamie beschreibt das Phänomen, wenn Frauen einen Partner von gleichem oder höherem sozioökonomischem Status suchen, als sie ihn selbst besitzen. Es kommt in allen Kulturen vor. Während Männern Status und Beruf der Partnerin relativ egal sind (sie achten eher auf Attraktivität), wirkt auf viele Frauen ein Mann anziehend, der Geld, Ansehen und Stabilität in die Beziehung bringt. Mit den heute besseren Löhnen von Frauen und ihren beruflichen Aufstiegen ist sein Beruf nicht mehr so wichtig wie früher, dennoch paaren sich Frauen auch heute tendenziell «nach oben». Dazu gibt es etliche Untersuchungen.

Laut einer Parship-Umfrage legen ganze 94 Prozent der weiblichen Alleinstehenden grossen Wert auf den Beruf ihres Partners. Sein Job soll mindestens die gleiche gesellschaftliche Anerkennung erfahren wie ihrer. Zahlen bei Statista zeigen, dass der Beruf des Partners für Frauen oft ein deutlich relevanteres Kriterium ist als für Männer. Die New York Times zitiert eine Untersuchung des Pew-Instituts, laut der über 70 Prozent sagen: Um ein guter Ehemann zu sein, sollten Männer in der Lage sein, eine Familie zu ernähren. Und ja, auch gutverdienende Frauen orientieren sich bei langfristigen Beziehungen in Richtung eines sozial gleich- oder höhergestellten Partners.

Die Architektin ehelicht meistens nicht den Coiffeur, die Ärztin nicht den Pfleger. Umgekehrt schon.

Tatsache ist: Es gibt kaum Pilotinnen, die den Flugbegleiter heiraten. Die Architektin ehelicht meistens nicht den Coiffeur, die Ärztin nicht den Pfleger. Umgekehrt schon.

Für ihre Tendenz, sich mit einem statushöheren Mann einzulassen, kann man Frauen ganz sicher keinen Vorwurf machen. Und natürlich ist längst nicht jede Frau hypergam veranlagt. Dabei macht die Suche nach einer guten Partie evolutionsbiologisch Sinn. Frauen gebären die Kinder und geraten dadurch in eine gewisse Abhängigkeit. Ein Mann, der ihnen und ihrem Nachwuchs Stabilität und Sicherheit bieten kann, ist eine Art Versicherung – aller Emanzipation zum Trotz.

Dass Frauen hohe Anforderungen haben, ist also nicht verwunderlich – nur scheinen die Erwartungen so mancher Durchschnittsfrau an den Durchschnittsmann unrealistisch hoch. Studien belegen, dass für Frauen nicht nur Status und Beruf eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielen, sondern auch Körpergrösse und Attraktivitäts-Level mitentscheidend sind. Nehmen wir noch Alpha-Typ, selbstbewusst, lustig, liebevoll und sensibel dazu, würde der Kriterienkatalog sogar für Supermann den Rahmen sprengen.

Dieses Selektionsverhalten führt dazu, dass eine prozentual geringe Anzahl Männer die meiste Aufmerksamkeit der Frauen erhält. Die Mehrheit wird abgelehnt, viele sind frustriert. Und tatsächlich gibt es Wissenschaftler, die diesbezüglich von einer «Paarungskrise» sprechen. Denn insbesondere grössere Populationen junger Single-Männer, egal, in welcher Kultur, könnten eine Gesellschaft vor ein Problem stellen: Man attestiert ihnen ein erhöhtes Risikoverhalten (kriminelle Aktivitäten), auch ein statusgetriebenes Verhalten. Diese Paarungskrise könne eine Gesellschaft destabilisieren; aber es gibt auch Forscher, die hier widersprechen und keine Krise erkennen.

Vielleicht ist Hypergamie tatsächlich Teil des Problems, dass so viele Frauen Single sind. Hohe Ansprüche sind niemals verkehrt. Sind sie allerdings unrealistisch hoch, könnte es sich als ungewollter Dauer-Single lohnen, sein Selektionsverhalten einmal zu hinterfragen. Das gilt für alle. Letztlich sind wir selbst für unser Liebesglück verantwortlich, zu einem grossen Teil jedenfalls.

Was jedenfalls klar ist: Das horizontale Modell – wenn alle auf ihrem eigenen Level suchen und daten würden, anstatt gen Himmel zu schielen – würde mehr Menschen glücklich machen. Dann gäbe es die sogenannte Paarungskrise wohl gar nicht.