Die Uhren ticken anders im Vatikan. Der Welthauptsitz der Katholiken scheint tatsächlich mit der Ewigkeit im Bunde, irgendwie erhaben über der Hektik des Alltags. Wir treffen den Schweizer Kardinal Kurt Koch, einst Bischof von Basel, hochgelehrter Theologe, in seinem Büro unweit der Kaserne unserer Schweizergarde. Die Leibwache des Papstes, seit 1506 mit grosser Treue am Bischofsstuhl von Rom, freut sich auf eine neue Behausung, einen Neubau, dessen Finanzierung der Luzerner Unternehmer Guido Egli auf die Beine gestellt hat. Auf «Weltwoche daily» lief jüngst ein Interview mit dem Gardisten-Kommandanten Christoph Graf, Luzerner auch er.
Koch ist ein nachdenklicher Mensch. Er spricht überlegt, in druckreifen Sätzen. Mühelos wechselt er von kirchenpolitischen Fragen und Gegenwartsdiagnosen ins Theologische. Es entspinnt sich eine Diskussion über die Krise des Christentums in Europa und die Botschaft des Evangeliums. Koch strahlt ein angenehmes Charisma aus, er ist kein Fernsehprediger, kein Lautsprecher, kein Feuerkopf des Glaubens. Seine Überzeugungskraft liegt in der Argumentation, in einer geradezu tänzerischen Leichtfüssigkeit, wie er historische und philosophische Bezüge herstellt, ohne mit seiner Gelehrsamkeit aufzutrumpfen; ein Denker von eindrucksvoller Bescheidenheit.
Geboren wurde Kurt Koch am 15. März 1950 in Emmenbrücke, Kanton Luzern. Sein erster Berufswunsch, mit drei Jahren, war «Samichlaus», ab der ersten Klasse wollte er Priester werden. Sein Theologiestudium absolvierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Universität Luzern. Papst Johannes Paul II. ernannte Koch zum Bischof, ausgerechnet am 6. Dezember (1995). Von 2007 bis 2009 war er Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Papst Benedikt XVI. – wohl auch ein theologisches Vorbild des Schweizer Kardinals – berief Kurt Koch zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, diese Funktion bekleidet er bis heute. Am 3. Mai 2021 wurde Kurt Koch von Papst Franziskus zum Kardinalpriester ernannt.
Weltwoche: Herr Kardinal Koch, Sie leben die ganze Zeit über in Rom?
Kardinal Koch: Ja.
Weltwoche: Wie muss man sich den Alltag eines Kardinals im Vatikan vorstellen?
Kardinal Koch: Sehr unterschiedlich. Oft bin ich auf Reisen. Vieles lässt sich nicht am Schreibtisch erledigen. Ich muss zu den Kirchen gehen. Bin ich alleine im Büro, fange ich um halb neun an und arbeite bis um zwei. Dann vom Nachmittag bis am Abend.
Weltwoche: Ihr Schwerpunkt ist?
Kardinal Koch: Der Schwerpunkt sind die ökumenischen Dialoge mit allen christlichen Gemeinschaften – sowie dem Judentum. Zum Judentum haben wir eine Beziehung, wie wir sie zu keiner anderen Religion haben. Ich bin allerdings nur zuständig für die religiösen Verbindungen, die politischen liegen beim Staatssekretariat. Wobei es im Judentum nicht so einfach ist, zu trennen zwischen Politik und Religion. Weiter bin ich Mitglied anderer Dikasterien, das gibt sehr viel Arbeit.
Weltwoche: Was ist das grösste Thema unter den christlichen Gemeinschaften?
Kardinal Koch: Wir sind uns in verschiedenen Glaubensfragen nähergekommen, doch gibt es noch keine gemeinsame Vorstellung des Ziels der Ökumene [. . .] Die katholische Kirche hat die Überzeugung, dass man die Einheit sucht im Glauben, in den Sakramenten und in den Ämtern. Sobald man all dies gegenseitig anerkennt, hat man eine Kirchengemeinschaft. Viele aus der Reformation hervorgegangene Kirchen haben aber eine ganz andere Vorstellung: Alle sollen sich gegenseitig als Kirche anerkennen, und die Summe aller kirchlichen Gemeinschaften [. . .] soll dann die eine Kirche ergeben.
Weltwoche: Und wo liegt nun das Problem?
Kardinal Koch: Es ist ein grosses Problem: Wenn Sie am Flughafen Kloten in ein Flugzeug einsteigen, ohne zu wissen, wohin Sie reisen wollen, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie in Barcelona landen und nicht in Rom, was durchaus bedauerlich wäre. Darum glaube ich: Wir müssen uns neu darauf besinnen: Was ist das gemeinsame Ziel, was wollen wir erreichen?
«Es ist ja interessant: Jesus befiehlt die Einheit seinen Jüngern nicht. Er betet für sie.»Weltwoche: In ethischen Fragen gibt es ebenfalls grosse Unterschiede zwischen den kirchlichen Gemeinschaften.
Kardinal Koch: Das ist die zweite grosse, neue Herausforderung. In den achtziger und neunziger Jahren lautete ein wichtiger Satz in der Ökumene: Der Glaube trennt, das Handeln eint. Die Einheit würde sich aus dem Handeln ergeben. Heute ist es fast umgekehrt. In Glaubensfragen kamen wir uns näher, aber die Differenzen ergeben sich auf ethischem Gebiet, vor allem in zwei Bereichen: Ehe, Familie, Sexualität und Gender. Dann die bioethischen Fragen, Anfang und Ende des Lebens. Die dritte Herausforderung ist das rasante Wachstum der evangelikalen und pentekostalen Bewegungen. Das ist heute die zweitgrösste Realität nach der katholischen Kirche. Das sind ganz neue Herausforderungen.
Weltwoche: Warum ist es so wichtig, die unterschiedlichen christlichen Strömungen zusammenzubringern?
Kardinal Koch: Erstmals wurde diese Notwendigkeit erkannt 1910 an der ersten Weltmissionskonferenz in Edinburg. Die dort Versammelten kamen zur Überzeugung, dass das grösste Hindernis einer glaubwürdigen Weltmission die zertrennte Christenheit sei. Mit der Mission sind auf andere Kontinente nicht nur das Evangelium gebracht worden, sondern auch die europäischen Kirchenspaltungen. Diese Uneinheit und Zerstrittenheit der Christen schadet der Glaubwürdigkeit des Evangeliums. Zweitens ist es natürlich der Wille Jesu. Das Fundament ist das hohepriesterliche Gebet im 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Dort betet Jesus zu seinem himmlischen Vater: Alle sollen eins sein, damit die Welt glaubt, dass Du mich gesandt hast. Es ist ja interessant: Jesus befiehlt die Einheit seinen Jüngern nicht. Er betet für sie.
Weltwoche: Weil sie möglicherweise schon damals nicht selbstverständlich war.
Kardinal Koch: Ja. Es waren halt Menschen.
Weltwoche: Was ist der Zustand des Christentums heute?
Kardinal Koch: Man muss unterscheiden nach Kontinenten. Das Christentum ist in einer sehr kritischen Situation in Europa. Das betrifft alle christlichen Kirchen, nicht nur die katholische. Obwohl das Christentum in Europa gross geworden ist, ist es in einer fundamentalen Krise. Ganz anders in Afrika. Dort wächst das Christentum, ebenso in Asien. Weltweit nimmt die katholische Kirche jährlich zu, während wir in Europa von Kirchenaustritten reden. Lateinamerika wird ziemlich herausgefordert von einzelnen pentekostalen Bewegungen, wenn sie katholischen und reformierten Kirchen Mitglieder abwerben wollen.
Weltwoche: Warum legen die Evangelikalen dermassen zu?
Kardinal Koch: Sie legen einen starken Akzent auf die Erfahrung des Glaubens im konkreten Leben. Und manchmal lautet ihre Botschaft: Nimmst du diesen Glauben an, geht es dir gut.
Weltwoche: Was ist der tiefere Grund für die Krise des Christentums in Europa?
Kardinal Koch: Ein Grund ist die schwierige Situation der Kirchen selber, wenn ich an das schmerzliche Problem der Missbräuche denke. Doch die Kirchenaustritte, denke ich, haben auch mit anderen, tieferen Ursachen zu tun. Nicht nur Katholiken, auch Reformierte treten aus den Kirchen aus.
Weltwoche: Dieser Tage melden Schweizer Medien, es gebe mehr Austritte bei den Reformierten. Sie geben allerdings der katholischen Kirche und dem Missbrauch die Schuld daran.
Kardinal Koch: Die katholische Kirche hat viele Untersuchungen gemacht, auch Ergebnisse geliefert. Dies steht den reformierten Kirchen erst bevor. Ich vermute, die evangelische Kirche könnte mehr Problemfälle in den Familien haben. Statistisch gesehen finden 90 Prozent aller Missbräuche in der Familie statt. In der katholischen Kirche ist das so nicht der Fall, weil die Priester nicht verheiratet sind.
Weltwoche: Was steckt hinter diesen Skandalen, was ist die tiefere Ursache?
Kardinal Koch: Bei der christlichen Kirche ist es ein besonders schwer wiegender Missbrauch, weil die zwei intimsten Bereiche des Menschen miteinander in Konflikt kommen, nämlich die Sexualität und die Religion. Wenn nun unter dem Baldachin des Heiligen der Missbrauch stattfindet, dann wird der Baldachin zur Staubwolke. Meines Erachtens haben aber die Kirchenaustritte noch tiefere Gründe. Sie sind interessanterweise in Ländern markant, in denen es Kirchensteuern gibt.
Weltwoche: Die staatliche Vereinnahmung, die Verweltlichung, Politisierung der Kirche?
Kardinal Koch: Ich kann verstehen, wenn ein Gläubiger, gibt es schwierige Situationen in der Kirche, von der Kirche eine Zeitlang nichts mehr hören, Kirchenferien machen will. Das aber ist prinzipiell ausgeschlossen. Spätestens bei der Kirchensteuer merkt er, dass er immer noch drin ist. Viele Austritte ergeben sich wohl daraus. Aber die eigentlichen Ursachen wurzeln tiefer. Man hat Mühe mit all den Institutionen. Könnte man aus dem Staat austreten, wie viele würden es machen? Amerikanische Religionssoziologen reden von einer «unbekirchten Religiosität». Menschen sind irgendwie religiös, aber sie wollen diese Religiosität nicht kirchlich leben. Und wahrscheinlich ist da schon auch ein fundamentalerer Glaubensschwund.
Weltwoche: Die Priester, die Sachwalter des Glaubens, wenden sich vom Glauben ab?
Kardinal Koch: Dies wäre traurig. Manchmal setzen einzelne andere Akzente. Um ein Beispiel zu nennen: Man sah es am Anfang des synodalen Wegs in Deutschland. Der Papst schrieb damals einen langen Brief an das «in Deutschland lebende Volk Gottes». Die Hauptherausforderung sei die Evangelisierung. Bis heute klagt der Papst ja immer wieder, man habe seinen Brief nicht ernst genommen.
Weltwoche: Was heisst Evangelisierung?
Kardinal Koch: Die Verkündigung des Evangeliums.
Weltwoche: Woran krankt es?
Kardinal Koch: Wir sind wahrscheinlich zu wenig überzeugt von der Kostbarkeit und Schönheit der Botschaft, die wir zu verkünden haben, und wagen dann nicht, sie wirklich zu verkünden. Vielleicht liegt es auch daran, dass man den eigenen Glauben gar nicht mehr kennt. Als ich Bischof von Basel war, habe ich einige Kirchenaustritte von Reformierten erhalten. Ein Reformierter schrieb mir, er habe jetzt genug von diesem Verein, er wolle austreten und möchte, dass sein oberster Chef dies wisse. Ich schrieb ihm, er wisse offenbar nicht einmal, woraus er austrete, und schickte ihm die Adresse des reformierten Pfarrers.
Weltwoche: Was ist der tiefere Grund des Glaubenszweifels?
«Bereits in der ersten Klasse wollte ich Priester werden. Der allererste Wunsch war, Samichlaus zu werden.»
Kardinal Koch: Auf der einen Seite hat die historisch-kritische Forschung viele Zweifel gebracht. Ich will dabei kein Wort gegen die historisch-kritische Forschung sagen. Die muss sein, weil der christliche Glaube ja nicht einfach eine Theorie verkündet, sondern ein geschichtlicher Glaube ist. Aber die Forschung kann verunsichern. Ist dieser Jesus wirklich in Bethlehem geboren worden? Ist er denn tatsächlich der Sohn Gottes? Ist er am Kreuz für uns gestorben und auferstanden? Weiter hängt es zusammen mit der Privatisierung der Religion, Religion als reine Privatsache, die öffentliche Dimension der Religion wird in Frage gestellt.
Weltwoche: Wie lautet für Sie die zentrale Botschaft des Christentums? Was fasziniert, was begeistert Sie?
Kardinal Koch: Gott ist Liebe – und Vernunft. Deshalb sind Wahrheit und Liebe nicht zu trennen. Nur die Wahrheit der Liebe und die Liebe zur Wahrheit haben Zukunft. Das ist die entscheidende Botschaft, wie sie auch Papst Benedikt immer betont hat. Es gibt den Zusammenhang von Glauben und Vernunft. Benedikt ging davon aus, der Glaube sei wahr, darum müssten wir keine Angst haben, den Glauben der kritischen Vernunft auszusetzen. Er hat immer einen Weg gesucht jenseits von Fideismus, einer Einstellung, mit der man glaubt, auch wenn es absurd ist, und Rationalismus. Der Papst wollte einen vernünftigen Glauben, war aber gleichzeitig der Auffassung, der Vernunftbegriff müsse ausgeweitet werden, er sei zu sehr verengt aufs rein Mach- und Herstellbare, aufs Experimentierbare.
Weltwoche: Glauben heisst vertrauen auf das, was ich nicht gemacht habe, was mir aber ohne mein Zutun geschenkt wurde.
Kardinal Koch: Ja, die Vernunft muss den Glauben suchen und der Glaube die Vernunft. Oder wie es [. . .] Augustinus einmal ausgedrückt hat: Glaube, um zu erkennen. Erkenne, um zu glauben.
Weltwoche: Haben Sie jemals an Ihrem Glauben gezweifelt?
Kardinal Koch: Ich habe es immer als ein grosses Geschenk empfunden, dass ich glauben kann. Ich kam nicht durch Zweifel zum Glauben, sondern empfand den Glauben stets als etwas Schönes und Wahres. Erst später setzte das Nachdenken ein. Aber nicht, um den Glauben in Frage zu stellen, sondern um ihn besser zu verstehen. Dazu gehört das Fragen. Mein Glaube ist nicht mein Verdienst.
Weltwoche: Schon als Kind?
Kardinal Koch: Ja. Bereits in der ersten Klasse wollte ich Priester werden. Der allererste Wunsch war, Samichlaus zu werden, als Dreijähriger. Das habe ich nicht geschafft, aber ich musste ein wenig lachen, als Papst Johannes Paul II. mich am 6. Dezember 1995 zum Bischof ernannt hat. Es gab doch noch ein bisschen «Chlaus» für mich.
Weltwoche: Sprechen wir nochmals über den Glauben. Wie würden Sie diesen Zugang zur Wirklichkeit beschreiben? Was bedeutet Glauben? Im Unterschied zum Wissen und Forschen. Wie definieren Sie Gott?
Kardinal Koch: Gott ist nicht nur Mathematik, Physik, Vernunft, Naturgesetz, Logos, sondern eben vor allem auch Person und damit ansprechbar. Und Gott ist in sich Beziehung. Gott ist nicht der einsame Egoist im Himmel, er ist in sich selber Liebesbeziehung – in der Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Weltwoche: Wie kommt man darauf, dass die Macht, die allem zugrunde liegt, ansprechbar sei für den Menschen? Liegt hier nicht eine Anmassung? Wir können Gott als das Allumfassende wohl bestaunen, aber mit ihm in Dialog treten?
Kardinal Koch: Ich kann nur mit Gott reden, weil er zuvor mit mir geredet hat. Und dies ist der Kerninhalt des christlichen Glaubens: Gott hat sich dem Menschen offenbart. Er ist kein stummer Gott, der schweigt, sondern ein Gott, der redet, der zum Volk Israel geredet hat, der zuhöchst in Jesus geredet und sich uns offenbart hat. Glauben heisst nicht erfinden. Glauben heisst: Gott hat sich mir offenbart, und meine Antwort lautet, dass ich ihm glaube.
Weltwoche: Wie stark hat diesen Glauben an Gott die Erfahrung zweier Weltkriege mit ihren ungeheuerlichen Gräueltaten erschüttert?
Kardinal Koch: Man muss schon sehen, dass die grössten Verbrechen im 20. Jahrhundert von antichristlichen, neuheidnischen Bewegungen vollzogen worden sind und gerade nicht aus religiösen Gründen. Hitler war nicht nur Antisemit, er war auch gegen das Christentum. Zunächst brauchte er es zwar, aber hätte er gewonnen, wäre es dem Christentum ähnlich ergangen wie dem Judentum.
Weltwoche: Warum hat Gott das unsägliche Leid zugelassen?
Kardinal Koch: Die Frage des Leidens ist schwierig. Wie kann Gott so etwas dulden? Ich muss sagen: Ohne Gott wäre das Leiden doch überhaupt nicht aushaltbar. Zudem erfordert es eine übergrosse Anstrengung, anzunehmen, die ganze Welt sei aus dem Zufall entstanden. Da brauche ich mehr Glauben, als wenn ich an Gott glaube. Wenn ich Gott als Vernunft und als Liebe sehe, kann ich auch verstehen, warum die Welt so ist. Ohne Gott könnte ich die Welt nicht verstehen.
Weltwoche: Was bedeutet für Sie der Begriff Hölle?
Kardinal Koch: Hölle ist die absurde, unmögliche Möglichkeit, wenn im Tod ein Mensch im Wissen um die Nähe Gottes sich Gott verweigert. Ich kann nicht wissen, wer in der Hölle ist. Ich kann auch nicht sagen, dass es keine Hölle gibt. Der christliche Glaube aber sagt uns, dass Gott den Menschen als freies Wesen erschaffen hat und deshalb seine Freiheit respektiert. Wenn aber ein Mensch in der letzten Begegnung mit Gott im Tod sich Gott weiterhin verweigert, dann wird Gott auch diese Freiheit respektieren und den Menschen nicht mit Gewalt in den Himmel zerren. Dies aber bedeutet, dass der Mensch die Hölle im Grunde selbst wählen würde. Ob je ein Mensch sich so entscheidet, kann ich nicht wissen; ich kann nur hoffen, dass kein Mensch es tun wird. Ein protestantischer Theologe im 19. Jahrhundert hat gesagt: Wer nicht annimmt, dass es Gott gelingt, alle Menschen zu retten, ist ein Esel. Wer das aber lehrt, ist ein Ochse. Zwischen beidem muss man den Weg suchen.
Weltwoche: Der Theologe Karl Barth schrieb in seinem «Römerbrief», die Lebensproblematik eines Dschingis Khan oder eines Lenin, beide haben Millionen in den Tod gestürzt, sei die Lebensproblematik eines jeden Menschen, einfach ins Groteske überzerrt. Niemand solle sich deshalb einbilden, ein besserer Mensch zu sein, denn niemand weiss, was er gemacht hätte, wäre er der Macht und den Versuchungen eines Dschinghis Khan ausgesetzt gewesen. Demnach käme ja wohl auch der Bösewicht in den Himmel, denn das Böse ist eine Möglichkeit des Menschen, und der Mensch, jeder Mensch, ist von Gott geliebt, angenommen.
Kardinal Koch: Ich kann Gott nur bitten, es möge ihm gelingen, auch den härtestgesottenen Sünder zu erweichen. Ich kann es aber nicht wissen und deshalb nicht lehren.
Weltwoche: Weil es eine Anstiftung zum Bösen wäre?
Kardinal Koch: Es gibt ein eindrückliches Bild bei Origenes. Bei Origenes ist das Böse kalt. Bei uns ist die Hölle heiss. Origines ist der Überzeugung, der böse Mensch sei ein Eisschrank, aber wenn er in die strahlende Wärme Gottes komme, werde auch er noch auftauen. Darum kann ich beten, dass es geschieht, aber ich kann es nicht voraussetzen. Damit würde ich mich an die Stelle Gottes setzen und sein Gericht vorwegnehmen.
Weltwoche: Das Böse ist das überschiessende Gute. Der Mensch ist dann am gefährlichsten, wenn er glaubt, das Gute zu verwirklichen.
Kardinal Koch: Hitler war überzeugt, das Beste für Deutschland zu tun. Das zeigten auch die Nürnberger Prozesse. Die führenden Nazis glaubten, sie hätten nur das Gute gewollt. An der Wurzel des Bösen steht die Unfähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Weltwoche: Kann der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden, oder kann das am Ende nur Gott? Was bedeutet in diesem Zusammenhang das Gleichnis vom Sündenfall? Dort essen Adam und Eva ja verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Folgt daraus, der Mensch könne Gut von Böse scheiden, oder folgt daraus gerade das Gegenteil?
Kardinal Koch: Nach christlicher Auffassung kann der Mensch unterscheiden zwischen Gut und Böse, aber letztlich nur in der Beziehung zu Gott als dem schlechthin Guten. Der Mensch kann unterscheiden, wenn er konsequent auf sein Gewissen horcht, weil der christliche Glaube überzeugt ist, dass im Gewissen Gott sich vernehmbar macht mit seiner Wahrheit und seiner Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Das setzt voraus, dass der Mensch aus Gewissensgründen und nicht einfach aus gewissen Gründen handelt.
«Die Frage des Leidens ist schwierig. Aber ohne Gott wäre das Leiden doch überhaupt nicht aushaltbar.»Weltwoche: Aber der Mensch bleibt angewiesen auf seine Beziehung zu Gott.
Kardinal Koch: Und das Gewissen muss gebildet, orientiert sein.
Weltwoche: Was bedeutet für Sie die Figur Jesus, Gottes Sohn, geboren nicht in einem Palast als Grosskönig in Gold und Ornat, sondern als verletzliches Baby in einem Kuhstall, Schwächster der Schwachen, schliesslich gefoltert und ans Kreuz genagelt als Verbrecher, verspottet, ermordet, ohne dass er, der Allmächtige, seine Macht gegen seine Peiniger gerichtet hätte, sondern, im Gegenteil, sie noch verteidigt hat, «denn sie wissen ja nicht, was sie tun», es sei ihnen also zu vergeben? Dies zu einer Zeit, als nur das Starke und Schöne vergöttert wurde im römischen Kaiserreich.
Kardinal Koch: Der reformierte Schriftsteller-Pfarrer Kurt Marti hat es einmal in einem Gedicht ausgedrückt: «Gott gerne klein». Man sagt von einem Kind, es sei der Gernegross. Gott ist der Gerneklein. Dass Gott sich so klein macht [. . .] Es gibt eine schöne Interpretation eines mittelalterlichen Theologen. Er sagt, Gott sei dem Menschen immer in seiner Allmacht begegnet und der Mensch habe Angst bekommen vor diesem Gott, habe sich in seiner Freiheit bedroht gefühlt, darum habe sich Gott entschieden, Mensch zu werden, Kind zu werden, damit er auf Augenhöhe dem Menschen begegne und der Mensch nicht mehr Angst haben müsse, sondern die Liebe Gottes nur noch mit Gegenliebe zu erwidern in der Lage sei. Gott selber wird so klein, dass er keine Bedrohung mehr ist für den Menschen. Dann muss sich aber auch der Mensch kleinmachen. Denn wenn ich das Kind in der Krippe anschauen will, muss ich in die Knie gehen.
Weltwoche: Ist ein Gott, der sich foltern und ans Kreuz nageln lässt, ohne seine Macht einzusetzen, ist dies nicht ein Gott, der im Moment seiner Kreuzigung seine Allmacht abgegeben hat?
Kardinal Koch: Was bedeutet Allmacht? Auf Allmacht im weltlichen Sinn verzichtet Gott, beweist aber eine neue Form der Allmacht, die der Liebe. Das ist die wahre Allmacht. Insofern ist Gott nie so allmächtig wie in der Ohnmacht am Kreuz. Das ist natürlich höchst paradox.
Weltwoche: Was ist der tiefere Sinn dieses Selbstopfers am Kreuz? Warum sagt man, Gott sei für die Menschen, für uns, für mich gestorben?
Kardinal Koch: Jesus hat in der Bergpredigt die Feindesliebe gelehrt: Ich soll auch meine Feinde lieben. Aber Jesus hat es nicht nur gelehrt, er hat es auch gelebt. Und das, glaube ich, wird sichtbar am Kreuz. Von seiner Liebe lässt er nicht los, auch wenn die bösen Mächte gegen ihn selber entbrennen. Lieber lässt er sich ans Kreuz nageln, als dass er selber Gewalt anwendet.
Weltwoche: Inwiefern ist Jesus Christus für mich, für die Menschen gestorben?
Kardinal Koch: Indem er uns erlöst von dem Bösen und der Sünde, die in jedem Menschen sind, was der christliche Glaube als Erbsünde bezeichnet.
Weltwoche: Worin besteht die Erlösung?
Kardinal Koch: Indem er uns seine ganze Liebe schenkt, selbst im Angesicht des Bösen, so dass auch wir durch ihn liebesfähiger werden und ewig bei ihm leben.
Weltwoche: Obwohl der Mensch, dieser himmeltraurige Kerl, den ihm mit Liebe begegnenden Gott auf schändlichste Weise ermordet, wird er nicht verworfen, bleibt er geliebt von Gott.
Kardinal Koch: Mit der Konsequenz, dass auch wir uns dann ändern. Wenn ein Auto im Morast ist, kann man die Räder drehen, wie man will, es nützt rein gar nichts. Man muss ein Brett darunterlegen, dann fährt es weiter. Ich würde dieses Bild nehmen für das, was Jesus am Kreuz tut. Er legt sozusagen sich selbst als Brett hin, damit wir wieder fahren können.
Weltwoche: Wie ist es möglich, dass die Kirchen das Vertrauen, die Begeisterung für diese so faszinierende Geschichte verloren haben, eine Geschichte, die so gegen alles zielt, was der Mensch, schon damals, für göttlich hielt, Geld, Macht, Stärke, Sex, Schönheit, das Christentum ist das Gegenteil. Wo klemmt es?
Kardinal Koch: Weil viele eben doch wahrscheinlich glauben, wir hätten diese Geschichte selber erfunden, diese Geschichte sei nicht mehr glaubwürdig. Wir sind uns nicht mehr bewusst, dass wir diese Botschaft nicht erfunden haben, sondern dass sie uns von Gott geschenkt wurde. Stellen wir uns für einen Moment vor, Gott hätte uns gefragt, wie wir uns die Erlösung ausdenken. Ich glaube nicht, wir wären auf die Idee gekommen, er solle dies mit einem schreienden Säugling anfangen und mit einem Verbrechertod am Kreuz beenden. Wir hätten uns schönere, erhabenere Vorstellungen ausgedacht.
Weltwoche: Die christliche Botschaft ist so gegen unsere vordergründigen Neigungen und Instinkte, dass wir sie uns nie selber hätten ausdenken können.
Kardinal Koch: Jesus ist Lamm. Das ist das biblische Bild dafür.
Weltwoche: Kein Wolf, kein Raubvogel, den die Legionen Roms auf ihren Standarten trugen.
Kardinal Koch: Wir hätten wohl einen Löwen als Sinnbild gewählt, den Löwen, der mit seinen Tatzen in diese Welt hineinschlägt. Darum haben Könige den Löwen im Wappen. Oder die Römer verehrten den Wolf, von dem die Stadtgründer abstammen sollen. Nein. Jesus kommt als Lamm. Das ist die Erlösung der Welt.
Weltwoche: Was bedeutet es, wenn unsere Welt den Glauben, das Christentum verliert?
Kardinal Koch: Der Volksmund drückt es so aus: Wer den Glauben zur Haupttür hinausschickt, empfängt den Aberglauben durch die Hintertür. Das ist immer der Fall. Überall dort, wo der Mensch nicht an die Transzendenz Gottes glaubt, steht er in der Versuchung, weltliche, endliche Dinge zum Höchstwert zu erklären – Ideologie. Der Tod Gottes hat letztlich den Tod des Menschen zur Konsequenz.
Weltwoche: Den Tod des Menschen?
Kardinal Koch: Den Tod des Menschen in seiner Würde. Es ist kein Zufall, dass in der heutigen Leistungsgesellschaft zwei Probleme miteinander aufs Tapet gekommen sind. Da ist die Frage der Abtreibung und die Frage der Euthanasie. Wenn die Leistung zum Höchstwert wird, dann hat menschliches Leben, das noch nichts leisten kann, das ungeborene, kindliche Leben, und das menschliche Leben, das nichts mehr leisten kann, das alte, kranke, sterbende, keinen hohen Kurswert mehr. Dass wir heute die grossen Probleme am Anfang und am Ende des Lebens haben, hängt auch mit dem Verlust des Glaubens zusammen.
Weltwoche: Was ist heute für die Institution der Kirche die grösste Gefahr?
Kardinal Koch: Die grösste Gefahr ist, dass die Kirche von ihrer christlichen Botschaft nicht mehr ausreichend überzeugt ist und diese Botschaft auch nicht mehr weitergeben kann. Wenn sie Abstriche macht an der Botschaft, sich zurückzieht, sich nicht mehr vertieft in die Botschaft, sie verkündet, aus der Überzeugung, den Menschen das grösste Geschenk überhaupt geben zu können. Denn wenn der Mensch den Glauben verliert, sucht er Ersatz. Und Ersatz führt nicht weiter. Schon Ende der fünfziger Jahre prophezeite Joseph Ratzinger, in der Kirche entstehe ein neues Heidentum. Nicht Heiden werden Christen werden, sondern Christen werden Heiden werden, innerhalb der Kirche.
«Schon Ende der fünfziger Jahre prophezeite Ratzinger, in der Kirche entstehe ein neues Heidentum.»Weltwoche: Die Kirche rennt falschen Göttern hinterher, tanzt ums Goldene Kalb, verfällt der Anmassung, verliert die Demut und kann keine Fehler zugeben. Haben wir hier nicht die exakte Ursache für das Versagen der Kirche im Umgang mit den Missbrauchsfällen? Man wollte nichts auf den trügerischen Glanz der Institution kommen lassen.
Kardinal Koch: Das ist ein sehr komplexes Problem. Ich war als Bischof selber schockiert. Meine erste Reaktion, konfrontiert mit den Enthüllungen, war: Das ist doch nicht möglich. Das machen Priester nicht. Das war die erste Reaktion. Heute heisst es, man habe die Institution schützen wollen. Dies trifft sicher nicht in jedem Fall zu. Am Anfang war es auch eine Überforderung, eine Unfähigkeit: Wie geht man damit um. Zudem war es damals nicht absehbar, dass die Missbräuche ein solches Ausmass angenommen haben. Das Zweite: In der Vergangenheit haben Bischöfe oft Psychiater gefragt, was zu tun sei, und die Antwort erhalten, man solle den Betreffenden in die Therapie schicken, dann könne man ihn wieder einsetzen. Geändert hat sich das Verhalten in der Kirche erst, wenn die Opfer des Missbrauchs in die Mitte der Aufmerksamkeit gekommen sind.
Weltwoche: Missbrauchsfälle kommen überall vor, aber die Kirche hat im Umgang damit versagt – eben weil zu viele in der Kirchenhierarchie das Problem nicht sehen wollten.
Kardinal Koch: Sie haben recht. Sicher hat die Kirche einen sehr hohen Anspruch, sie muss ihn auch haben. Aber sie muss ihn auch an sich selber stellen. Und wenn sie das nicht tut, dann wird sie schuldig. Einer, der dies als Erster realisiert und ausgesprochen hat, war übrigens Kardinal Joseph Ratzinger. 2005 hielt er, weil Papst Johannes Paul II. schwerkrank war, den Kreuzweg in Rom. Bei einer Station sprach er vom «erbärmlichen Schmutz» innerhalb der Kirche und bat Gott um Verzeihung. Das wurde damals gar nicht so richtig realisiert.
Weltwoche: Lösen die Skandale einen Läuterungsprozess aus? «Brauchte» es diese Skandale gar, um die Kirche von der Anmassung zu befreien?
Kardinal Koch: Auch innerhalb der Kirche ist die Erbsünde nicht einfach überwunden, sie ist genauso da, aber vielleicht haben das einige vergessen, verdrängt, nicht wahrhaben wollen.
Weltwoche: Man wollte es sich nicht eingestehen.
Kardinal Koch: Kardinal Ratzinger ging noch weiter. 2009 war das Jahr des Priesters, und gerade damals rief er aus: Dass dieser Schmutz ausgerechnet im Priesterjahr aufscheine, müsse uns zu denken geben. Er handelte auch danach. Hans Küng warf ihm vor, er habe alle Fälle in die Glaubenskongregation gezogen, um sie zu vertuschen. Das Gegenteil war der Fall. Er sah, es passierte nichts, also bat er den Papst, seiner, Ratzingers Behörde, das Dossier anzuvertrauen. Er hat klar erkannt, dass wir versagt haben und schuldig geworden sind.
Weltwoche: Was wünschen Sie sich am Anfang dieses Jahres? Was muss passieren in der christlichen Welt?
Kardinal Koch: In erster Linie wünsche ich mir, dass der Mensch wieder zur Vernunft kommt und mit diesen schrecklichen Kriegen aufhört. Das Christentum hat hier einen wesentlichen Beitrag zu leisten, weil es eine klare Sicht hat, was Frieden heisst. Frieden muss mit Gerechtigkeit verbunden sein, gebunden auch an die Ehre Gottes. Nehmen wir den Weihnachtsgesang der Engel ernst – Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. Wir hören immer gern den zweiten Teil und vergessen den ersten. Nur wenn Gott die Ehre gegeben wird, die ihm gebührt, kann auch wirklich Frieden auf Erden sein. Der Missbrauch der Religion, um Kriege zu rechtfertigen, ist deshalb ein besonderes Übel.
Weltwoche: Was haben diese Kriege mit dem Glaubensverlust zu tun? Wer nicht an Gott glaubt, sucht sich Ersatzgötter, vergöttert sich selbst und ist unfähig, andere Menschen, andere Kulturen zu verstehen. Konflikte sind die Folge.
Kardinal Koch: Mag sein. Krieg ist immer ein Ende der vernünftigen menschlichen Auseinandersetzung. Eine wesentliche Wurzel der beiden mörderischen Weltkriege ist der Nationalismus gewesen, bei dem die Position der eigenen Nation verabsolutiert und gegen andere Sichten gestellt wird. Auch im Zeitalter der Globalisierung ist der Nationalismus noch nicht überwunden, sondern greift weiter um sich. Die Menschheit hat die Kriege gelernt, sie muss sie aber dringend wieder verlernen. Es wird zwar nie eine konfliktfreie Welt, aber es muss eine kriegsfreie Welt geben. Die Religion muss dazu ihren Beitrag leisten, indem sie nicht Teil der Konflikte, sondern Teil von deren Lösung ist. Denn die Zwillingsschwester der Religion ist niemals Gewalt und Krieg, sondern Friede und Gerechtigkeit.
„Gott ist Liebe – und Vernunft“ Das mag auf GOTT zutreffen, aber auf eine Kirche die Gläubige, wegen ihres Impfstatus ausschliesst bestimmt nicht ‼️
Die Kirche braucht kein Mensch. Kirche ist der Hort allen Übels!
Lieber Herr Köppel Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview mit dem Schweizer Kd. Koch. Einem hohen Gelehrten der Theologie. Ich konnte viel davon profitieren. Es ist wichtig für alle -ob gläubig oder nicht-, die christlichen Wurzeln Europas zu kennen. Das Christentum, dem wir so viel zu verdanken haben! Wir sollten ihm Sorge tragen!
Wenn man sich ein wenig mit Nahtoderlebnissen auseinandergesetzt, dann ist einem klar, dass es um seinen Glauben zu leben eben gerade keine Kirchen braucht, weil das Göttliche will, das jeder aus sich heraus, ohne falsche Anleitungen einer Istitution, die sich nicht einmal selber an die eigenen Regeln hält, glaubt. Wenn man dann die Haltung und die Art und Weise der Kirchen, währed Corona noch dazu nimmt (was würde wohl Jesus dazu sagen?!), dann sind die Auftritte glasklar!
Danke für diesen Beitrag. In Deutschland gibt es aktuell eine starke Politisierung und Parteinahme der Kirchen gegen die Opposition. Sogar als Teil der Predigt in der Hl. Messe. Die Kirche droht damit in der Wokeness Welle aufgelöst zu werden. Man sitzt im Gottesdienst und erkennt seine relegiöse Heimat nicht wieder. Das wird den Niedergang beschleunigen, viel schlimmer als die immer wieder aufgewärmten und schwammig angegangenen Missbrauchsskandale.
Wären die Religionen nicht menschlich, gäbe es sie nicht! Das christliche Evangelium diente den Kirchenfürsten als "die" Strafprozessordnung, welche die "Wissenschaft", Politik, Justiz, Kunst/Kultur, Medizin, Bildung, Finanz-/Bauwesen, kurzum das ganze zivile Leben unterordnete und im Gegenzug Kreuzzüge, Glaubenskriege, Inquisition, Hexenverbrennung, Missbrauch, Ausbeutung usw. und damit Täler voller Leichen rechtfertigte. Wie für die Ukraine, so auch für die Kirche, ist Verrat deren Untergang.
"In dieser Welt gibt es nur zwei Sorten Menschen - intelligente Menschen ohne Religion und religiöse Menschen ohne Intelligenz."
"Religion ist eine von den Vorvätern ersonnene Fabel ohne Wert, ausser für Ausbeuter leichtgläubiger Massen."
Zitate von Abu'l-Ala-Al-Ma'arri aus "Die Bibel der Atheisten".
"Der gemeine Mann betrachtet die Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich."
Zitat von Seneca, aus "Die Bibel der Atheisten".
Ein Zitat von Papst Benedikt XVI, aus "Die Bibel der Atheisten" von Claude Cueni:
"Der christliche Gläubige ist eine einfache Person. Aufgabe der Bischöfe ist es deshalb, den Glauben dieser kleinen Leute vor dem Einfluss der Intellektuellen zu bewahren."
Ergänzung von mir: nicht nur der christliche Gläubige ist eine einfache Person, sondern alle religiöse Menschen.
Aha, wir Gläubigen sind also naiv, schlicht und dumm? Warum kommt diese Farming immer wieder von den Atheisten? Lassen Sie mich auch framen: Vertauschen Sie die Subjekte und lesen das ganze neu. Die Aussage ist dann noch immer leeres, beleidigendes Gerede.
Das mit Nationalismus was Anderes gemeint ist als Patriotismus, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Deshalb halte ich fest, dass Nationalstaaten immer besser funktioniert haben, als Vielvölkerstaaten. Und sich nach all den Problemen des 20. Jhdts. die Freiheit in Nationalstaatlichkeit gesucht und erreicht worden ist. Die Einwanderungspolitik schafft neue Minderheitenprobleme und Unfrieden. Und wir haben ein Recht darauf, dazu "Nein" zu sagen. Auch vor Gott.
Gott ist nur ein Wort, das unendlich viel verschiedenes bedeuten kann, und um das alle verschiedenen Glauben und Religionen kämpfen. Nur losgelöst von all diesen kann man selber erkennen, was er ist und was nicht....eben nicht der Teufel, der hier in allen Mächten herrscht....dafür haben wir eine eigene Seele erhalten... die aber wohl in den meisten tiefgefroren unterdrückt wird, statt als innerer Autopilot wirken und lehren zu lassen
Ich kann Ihnen nur gratulieren Herr Köppel, dass Sie den Mut haben solche Fragen in "Ihrer" WW zu stellen. Habe am Sonntagmorgen einige der Fragen bei uns in der christl. Gemeinde vorgelesen, inkl. der kompetenten Antworten. Eine ältere Gottesdienstbesucherin quittierte spontan, begeistert und lautstark: "Gott segne den Roger Köppel"! Weiter so. Danke.
Muss das sein -- 6 Seiten!?
Wenn Gott (die Allmacht/der Geist, dem alles zugrunde liegt etc) "Liebe und Vernunft" ist, warum ist dann die Schöpfung - zumindest auf unserem Planeten - so aufgebaut, dass die Regel "Fressen und gefressen werden" gilt? Wieso müssen dann also empfindsame Wesen immer und immer wieder leiden? Beim Menschen hat die Religion ja (etwas diffuse) Antworten dazu. Aber ich meine jetzt die Tiere = alles was kreucht und fleucht. Die werden ewig von anderen lebendig gefressen! Irgendwie so traurig😥
Dieser Artikel ist evt. hilfreich auf Ihre Frage. https://andreas-muench.com/fressen-und-gefressen-werden-oder-gab-es-den-tod-schon-vor-dem-suendenfall/#Tod%20ist%20nicht%20Gleich%20Tod
Danke - werde ich mir anschauen 👍
So lange Bischöfe und Kirchenprominente in Deutschland - nach Hunderttausenden Toten - noch immer Waffenlieferungen in Richtung Ukraine befürworten, ist die verkündete Botschaft paradox, surreal und womöglich eine Art subtiler Ironie.
Schon Faust sagte: "... wenn der Pfarrer ein Komödiant ist, wie das denn wohl zuzeiten kommen mag". --- Diese Zeit ist da.
Lieber Herr Köppel! Mein Abonnementsgeld sehe ich bei der Weltwoche Deutschland gut investiert.
Aaaber: Wozu hat Nietzsche jahrelang bei Ihnen um die Ecke gelebt? Lesen Sie Ihren prominentesten und geistreichsten früheren Nachbarn. Dann werden Sie uns mit der naiven Kunst aus Phantasie und Philosophie hoffentlich nicht mehr belästigen.
Lieber Herr Köppel,
bleiben Sie sich treu und "belästigen"Sie und weiter mit Ihren inspirierenden Gedanken.
Danke für diesen Beitrag. In Deutschland gibt es aktuell eine starke Politisierung und Parteinahme der Kirchen gegen die Opposition. Sogar als Teil der Predigt in der Hl. Messe. Die Kirche droht damit in der Wokeness Welle aufgelöst zu werden. Man sitzt im Gottesdienst und erkennt seine relegiöse Heimat nicht wieder. Das wird den Niedergang beschleunigen, viel schlimmer als die immer wieder aufgewärmten und schwammig angegangenen Missbrauchsskandale.
Politik hat in der Kirche nichts zu suchen. Denn nur Gott kann über andere Urteilen, kein Priester.
Es war nicht der Nationalismus, der zu WWI/WWII geführt hat, sondern die Machtansprüche und Gier einer internationalen(!) Elite! Nationalismus ist ein menschliches Bedürfnis und gibt der Bevölkerung Sicherheit. Der Irrglaube hat sich wohl in der Synode mit linken Laien eingeschlichen - die sich allenfalls selber als Gott sehen und über die Kirche stellen.
Gott ist Liebe! Wie verträgt sich das damit, den Menschen nicht die Selbstbestimmung über den Körper zu lassen und in eine unbekannte Therapie zu treiben und Beschäftigte zu zwingen.
Das gilt nun wieder bei RECHTS und bei den Klimazwängen. Drängen, ohne das Thema zu klären.
Das bringt kein Vertrauen
Roger Köppel mit seinem neuen Spleen für Religion und Kirche geht mir auf die Nerven. Keine Themen für die ich das überteuerte Weltwoche-Abo bezahle. Schon gar nicht anbetrachts so relevanter Themen wie die drohende Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland sowie die durch das Rahmenabkommen bedingte Kolonisierung der Schweiz seitens der EU.
Dann lesen Sie am besten nur noch das, was sie selbst verfassen. Denn sonst müssten Sie ja Roger Köppel werden.
Die Botschaft ist das Eine, sie aber im Alltag zu leben, ist etwas Anderes. Hier haben meiner Meinung nach die Kirchenfürsten schon seit jeher versagt!!! Nicht erst seit Corona! Rückschauend stelle ich fest, dass sich die Kirche traumwandlerisch immer auf die Seite der Mächtigen schlägt. Auch in der Kirche geht es in erster Linie um Macht und Geld. Die Botschaft der Liebe von Jesus kommt aus den Mündern dieser Kirchen wie leere Worthülsen daher.
Sehe ich genauso. Wer die Botschaft Jesu inkl. gelebte Liebe etc. wirklich ernst nimmt, wird sicher nicht Kardinal und/oder lebt im Vatikan. Ein Vorbild wäre dann Jesus selber (Wanderprediger ohne Geld und Status/Macht). Oder Franz von Assisi, der sich all seines Geldes und seines Status entledigte - und der insbesondere auch Tiere und die Natur liebte.
Erst wenn sich der Eigenosse wieder selbst hilft, erst dann wird ihn Gott aus dem Dreck ziehen, aus dem Moloch der Gesetze und Regularien der EU. https://www.youtube.com/watch?v=1IZLl8xhGnA
Lieber Herr Köppel Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview mit dem Schweizer Kd. Koch. Einem hohen Gelehrten der Theologie. Ich konnte viel davon profitieren.
Es ist wichtig für alle -ob gläubig oder nicht-, die christlichen Wurzeln Europas zu kennen.
Das Christentum, dem wir so viel zu verdanken haben!
Wir sollten ihm Sorge tragen!
Das Bodenpersonal hat mir schon zur Schulzeit nicht gepasst. Aus diesem Grund bin ich mit 22 aus der Kirche ausgetreten, ohne jedoch den Glauben an Gott zu verlieren! Ab und zu lese ich auch in der Bibel! „Mein Spruch „bei Fragen und Problemen rede ich direkt mit dem da oben“ Interessanterweise erhalte ich immer die richtigen Wegweisungen!
Kardinal Koch hat teils sehr gute Antworten, trotzdem steht er für eine Organisation, die sich wie keine andere in den letzten 900 Jahren mit soviel Unrecht und Leid die ideologische Deutungshoheit gesichert hat. Sie hat keine Leiche gescheut und skurpellos Kriege vom Zaun gebrochen. Marignano ist ein Ergebnis zustande gekommen durch Aufstachelung und Verführung der Söldnerführer durch die Kurie.
Damit will ich in keiner Art und Weise die Heilsbotschaft der Christlichen Religion relativieren.
Meines beschränkten diesbezüglichen Wissens bezieht sich nur der Buddhismus auf das Diesseits, natürlich auch ohne Mahnfinger wegen der Reinkarnation. Alle andern Religionen drohen Konsequenzen erst im Jenseits an, wohlwissend, das sie den Beweis nie antreten müssen.
Im 21. Jahrhundert sollten wir den Betrug durchschaut haben.
Da Gott erfahrungsgemäss Liebe und Vernunft ist,sind Wahrheit und Liebe nicht zu trennen.Nichts anderes hat Zukunft und gibt Lebenssinn als die Wahrheit der Liebe und die Liebe zur Wahrheit.Das sage ich als Naturwissenschafter,und weitere Naturwissenschafter,sogar Nobelpreisträger wie z.B.Heisenberg, sagen das auch.Deshalb ist es sinnlos am Glauben zu zweifeln.Zum Glauben gehört die Feindesliebe,die durch Jesus am Kreuz sichtbar wird.Die heutige Welt zeigt das Gegenteil,die Sinnlosigkeit.
„Gott ist Liebe – und Vernunft“ Das mag auf GOTT zutreffen, aber auf eine Kirche die Gläubige, wegen ihres Impfstatus ausschliesst bestimmt nicht ‼️
Vergleicht man alle grossen Religionen der Welt miteinander, findet man klare Gemeinsamkeiten. Die „Sünden“ sind bei allen Religionen existent, werden jedoch anders erklärt und gehandhabt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Lehren von Konfuzius (ca. 500 v.Chr.) ihren Weg von Asien nach Europa fanden. Einige Aphorismen darf man weltweit erkennen, so wie wenn „abgeschrieben“ wurde. Liebe, Friede und Gerechtigkeit sind allen Religionen gleich, in China sogar „nur“ durch Philosophie.
Im Koran kommt das Wort Liebe nicht vor.
Das habe ich nicht behauptet. Vielleicht fragen Sie sich selbst, was das Wort „habibi“ alles im Kontext bedeuten kann. Dann können sie erkennen, was ich meine mit „Liebe, Friede und Gerechtigkeit“ sind in allen Religionen gleich. Gleich bedeutet nicht 1:1 aber als Themen eben gleich beschrieben und gleich bedeutend. Das passt aber zB den Christen und Juden nicht, sie stellen andere Religionen in ein schiefes Licht, mittels Interpretationen. Lebt man zB in UAE sieht man die tägliche Wirklichkeit.
Ok, in China leben die Menschen seit Jahrtausenden friedlich? Vielleicht sollten Sie sich mal ein wenig mit Geschichte befassen (Stichwort Uiguren, Tibet, Kommunismus etc.)
Die Kirche braucht kein Mensch. Kirche ist der Hort allen Übels!
Der Mensch, der sich selbst über Gott erhebt und Andere nach seinem individuellen Ermessen richtet, sowie die Jagd nach dem Geld ist die Wurzel allen Übels!
Als Agnostiker bin ich überzeugt, vieles wissen wir noch nicht. Das ist das ewige Mantra der Kirche, sie liefert phantastische Geschichten. Jedes Thema wird durch das kirchliche Bodenpersonal phantastisch erklärt. Das Thema wird gleichzeitig nie fassbar, man muss glauben. Vieles kann man unterdessen durch die Naturwissenschaft nicht mehr glauben, man weiss es. Da liegt die Krux der Kirche. In China leben die allermeisten Menschen seit Jahrtausenden friedlich ohne Religion, Konfuzius sei dank.
Ok, in China leben die Menschen seit Jahrtausenden friedlich? Vielleicht sollten Sie sich mal ein wenig mit Geschichte befassen (Stichwort Uiguren, Tibet, Kommunismus etc.)
Heute leben in China mehr als 1400 Mio Menschen. Die allermeisten davon friedlich. Ihre Stichworte bilden, relativ betrachtet, ganz kleine Ausnahmen. Es wäre naiv hier die Chinesische Kultur und Geschichte als Ursache der Konflikte darstellen. Gerade bei Tibet und den Uiguren gibt die Geschichte China‘s klare Hinweise zu den Spannungen. China nimmt sich immer sehr viel Zeit, meist sind es Jahrzehnte.
Ich bin kein Freund des Kommunismus, welche politische Staatsform würde besser funktionieren?
Das Christentum liefert die Antworten zu Gut und Böse, zu unseren Werten. Es spielt dabei keine Rolle, ob alles im Detail stimmt. Es ist eine 'Gebrauchsanweisung' zum friedlichen Miteinander - die leider immer weniger beachtet wird. Das erschütternde Resultat der Bewegung der (überheblichen) Gottlosen ist bekannt.
Wenn man sich ein wenig mit Nahtoderlebnissen auseinandergesetzt, dann ist einem klar, dass es um seinen Glauben zu leben eben gerade keine Kirchen braucht, weil das Göttliche will, das jeder aus sich heraus, ohne falsche Anleitungen einer Istitution, die sich nicht einmal selber an die eigenen Regeln hält, glaubt. Wenn man dann die Haltung und die Art und Weise der Kirchen, währed Corona noch dazu nimmt (was würde wohl Jesus dazu sagen?!), dann sind die Auftritte glasklar!
Auch beim Nahtod funktioniert unser Hirn noch und spiegelt uns vor, was uns die Pfaffen lebenslang eingetrichtert haben.
juege : Ja, für Kleingläubige, die sich von Pfaffen beeindrucken lassen, mag Ihre Aussage stimmen! Hier etwas, was Ihnen zu einem Lichtblick verhelfen könnte. https://www.youtube.com/watch?v=kxE2c6dglUE&t=1s / https://www.youtube.com/watch?v=RggSa2AQNow&t=33s
Als Agnostiker möchte ich die Frage nach Gott offenlassen. Wenn Religion "etwas für psychisch Angeschlagene" ist, dann sollte man ihnen religiöses Denken und Handeln als durchaus etwas Positives lassen. Psychiater und Psychologen sollten die Konsistenz ihrer Theorien erst noch unter Beweis stellen müssen.
Völliger Gaga. Religion ist etwas für psychisch Angeschlagene. Es gibt keinen Gott.
Richtig. Gott gibt es nicht. Gott ist. Christen glauben, dass sich Gott in Jesus Christus gibt.
Naja, die Menschen haben schon tausende von ihnen erfunden.
Gaga, weil Sie es vielleicht nicht verstehen?
Gott ist nur ein Wort, das unendlich viel verschiedenes bedeuten kann, und um das alle verschiedenen Glauben und Religionen kämpfen. Nur losgelöst von all diesen kann man selber erkennen, was er ist und was nicht.....eben nicht der Teufel, der hier in allen Mächten herrscht.
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Wären die Religionen nicht menschlich, gäbe es sie nicht! Das christliche Evangelium diente den Kirchenfürsten als "die" Strafprozessordnung, welche die "Wissenschaft", Politik, Justiz, Kunst/Kultur, Medizin, Bildung, Finanz-/Bauwesen, kurzum das ganze zivile Leben unterordnete und im Gegenzug Kreuzzüge, Glaubenskriege, Inquisition, Hexenverbrennung, Missbrauch, Ausbeutung usw. und damit Täler voller Leichen rechtfertigte. Wie für die Ukraine, so auch für die Kirche, ist Verrat deren Untergang.
"In dieser Welt gibt es nur zwei Sorten Menschen - intelligente Menschen ohne Religion und religiöse Menschen ohne Intelligenz." "Religion ist eine von den Vorvätern ersonnene Fabel ohne Wert, ausser für Ausbeuter leichtgläubiger Massen." Zitate von Abu'l-Ala-Al-Ma'arri aus "Die Bibel der Atheisten".
"Der gemeine Mann betrachtet die Religion als richtig, der Weise als falsch und der Politiker als nützlich." Zitat von Seneca, aus "Die Bibel der Atheisten".