Die grüne «Energiewende», die heute in den Schulbüchern Flatterstrom-Planwahn heisst, scheiterte in den 2030er Jahren endgültig und wurde durch die Kostenwahrheit-Marktvernunft abgelöst. Dabei passierte etwas Wundersames: Obwohl das Bruttoinlandprodukt pro Einwohner in der Flatterstrom-Planwahn-Zeit schnell wuchs und die Regierung dies stets als «grünes Wachstum» pries, wuchs es danach noch schneller. Heute wird das Wundersame so erklärt:

– Erstens wachsen Volkswirtschaften einfach dank dem globalen technologischen Fortschritt. Das Wachstum in der Flatterstrom-Planwahn-Zeit war zu einem guten Teil dadurch getrieben. Die grüne Energiepolitik hat dabei das Wachstum nicht erhöht, sondern wegen ihrer Ineffizienz unter das «natürliche», durch den globalen technologischen Fortschritt bedingte Niveau gesenkt.

– Zweitens hatten die von der Regierung hochgelobten Wachstumseffekte der grünen Energiepolitik nichts mit Wohlstand zu tun. Vielmehr spiegelten sie nur die hochsubventionierte Aufblähung der Energie- und Klimabranchen. Das verbrauchte enorm viele Produktionsfaktoren – Arbeit, Kapital und Land –, die dann in anderen Branchen fehlten, was den wahren Wohlstand senkte.

– Drittens wurde der Wert des produzierten Solar- und Windstroms völlig überschätzt. Es war ja hochsubventionierter Flatterstrom, der durch Regulierungen und Einspeisevorschriften in die teuer ausgebauten Netze gepumpt und schliesslich zu hohen Preisen an die Konsumenten verkauft wurde, was das Bruttoinlandprodukt künstlich streckte.

– Viertens war die grüne Energiepolitik nicht der einzige Sündenfall dieser Zeit. Die «gesellschaftliche Entwicklung» brachte auch viele andere überrissene Subventions- und Staatsleistungsprogramme. Zur Finanzierung wurde zuerst versucht, die Frauen noch stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren, frei nach dem Motto: «Nur eine Mutter, die die eigenen Kinder in eine Krippe schickt und die Kinder fremder Mütter hütet, ist eine gute Mutter» (denn nur dann zahlt sie auf ihre Arbeit Steuern). Weil sich aber zeigte, dass die zusätzlichen Kinderbetreuungskosten weit höher als die zusätzlichen Steuereinnahmen waren, wurde dann auch die unbezahlte und unbesteuerte Arbeit innerhalb der Familie und im Care-Bereich besteuert. Die Bürger mussten deklarieren, wie viel sie verdienten und arbeiteten, und das Einkommen wurde dann auf einen 100-Prozent-Job hochgerechnet und dieses «wahre Einkommen» besteuert und zum Bruttoinlandprodukt hinzugezählt. Damit explodierten zugleich die Steuereinnahmen, die Staatsausgaben und das gemessene Bruttoinlandprodukt.

 

Ein Ruck

Mit dem Zusammenbruch des Flatterstrom-Planwahns ging ein grosser Ruck durch die Gesellschaft. Manche forderten Wahrheitskommissionen zur Offenlegung all der Vorgänge bei der Einführung der im Rückblick abstrusen Politik. Doch es wurde bald erkannt, dass ja schon damals offensichtlich war, wie abstrus diese Politik war – wenn man denn die klugen Analysen von Ökonomen wie William Nordhaus, Hans-Werner Sinn, Björn Lomborg und anderen zur Kenntnis nahm.

So wurde klar, dass nicht irgendeine Verschwörung einer Minderheit das Abstruse gebar, sondern eine grosse Mehrheit in einem Systemversagen. Deshalb wurde beschlossen, niemanden abzustrafen, aber in Zukunft wenn immer möglich so Abstruses zu vermeiden und die Statistiken und Steuern wieder von den Fehlern zu befreien. Das machte dann den Wohlstandsverlust durch den Flatterstrom-Planwahn sowie die andauernde Erholung danach für alle sichtbar.

Reiner Eichenberger ist Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Fribourg und Forschungsdirektor des CREMA.