Das Bundeshaus ist eine geschlossene Abteilung, die Schweizer Politik trägt Züge einer Traumfabrik. Wahrheit und Wirklichkeit sind Konstruktionen, die Welt als Wille und Wahn, Schaumgebilde der eigenen Fantasie.
Seit zwei Wochen reden sich die Bundesräte und eine Mehrheit der Parlamentarier in beiden Kammern ein, die schweizerische Neutralität sei nach wie vor intakt. Sie scheinen zu glauben, die gegen Russland ergriffenen Sanktionen würden keine Parteinahme der Schweiz im Krieg bedeuten.
Russland sieht es anders. Die Welt sieht es anders. Zum ersten Mal seit Journalistengedenken wurde die Schweiz in einer Rede des amerikanischen Präsidenten zur Lage der Nation erwähnt. Joe Biden hob es deutlich hervor. «Sogar» die Schweiz beteilige sich an den Sanktionen gegen Moskau.
Nichts davon dringt ins Berner «Metaverse», in die Parallelwelt unserer Politiker. Die beiden SVP-Bundesräte beschwichtigen. Die Sanktionen seien «courant normal». Bundespräsident Ignazio Cassis sagt das Gegenteil und spricht von einer «Zeitenwende».
Der eine redet schön, was die anderen nicht sehen wollen.
Die Schweiz ist nicht mehr ernstfalltauglich. Wir haben es bei Corona erlebt. Damals war ein gewisses Verständnis berechtigt. Fast alle Staaten der Welt hatten ihre Pandemiepläne vergessen, den Notvorrat an Masken und Notfallstationen vernachlässigt.
Diesmal ist es gravierender. Es herrscht wieder Krieg in Europa. Die Atomwaffenarsenale Russlands und der Nato sind entsichert. Eine Eskalation ist denkbar. Sicherheit ist oberste Staatsaufgabe. Doch der Bundesrat verirrt sich. Er gibt die Neutralität preis, das wichtigste Sicherheitsinstrument der Schweiz.
Die Medien wiegeln ab. Sie finden Unterstützung in der Wissenschaft. Neutralitätstheoretiker behaupten, die Neutralität beschränke sich aufs Militärische, keine Schweizer Truppen, keine Schweizer Waffen in die Kriegsgebiete; Wirtschaftssanktionen seien daher kein Problem.
Die Schlaumeier verharmlosen. Auch Wirtschaftskriege sind tödlich. Sie können ganze Völker aushungern, Zivilisationen gefährden. Napoleon führte mit Wirtschaftsblockaden Krieg gegen Grossbritannien. Die Amerikaner schnitten Japan von den Rohstoffen ab – es folgte der Pazifikkrieg.
Wirtschaftskrieg ist Krieg. Man frage die Russen.
Neutralität ist kein Selbstzweck. Neutralität dient der inneren und äusseren Sicherheit der Schweiz. Der Neutrale greift nicht an und wird im Gegenzug nicht angegriffen. Die Neutralität ist der Grund, warum die Schweiz die Hölle des 20. Jahrhunderts so unbeschadet überstand.
Neutralität und Wehrwille gehören zusammen. Wo sich die Armee auflöst, gibt es auch keine Neutralität mehr. Neutralität ohne Waffen ist parasitär, sie lebt von der militärischen Nothilfe anderer Staaten. Eine schwache, wehrlose Schweiz hat auch nicht die Kraft, neutral zu sein.
Die Medien schreiben, Neutralität ist Feigheit, politisches Eunuchentum. Das Gegenteil ist richtig. Neutralität ist anspruchsvoll. Sie braucht Rückgrat, Standfestigkeit. Es erfordert mehr Mut, sich in kriegerischen Zeiten zurückzuhalten, als sich dem Strom der Emotionen hinzugeben.
Neutralität ist kein moralisches Gebot. Neutralität ist eine Staatsmaxime. Was die Schweizer denken, fühlen und öffentlich sagen, ist ihnen überlassen. Niemand muss den Mund halten. Aber der Staat hat strikt neutral zu sein, alles andere macht ihn zur Partei im Krieg.
Kann man gegenüber einem Aggressor überhaupt neutral sein?
Ja. Man muss sogar. Als das deutsche Heer 1914 das neutrale Belgien überfiel, ein krasser Bruch des Völkerrechts, hielt sich der Bundesrat zurück. Der Schweiz falle «keine moralische Verpflichtung» zu, ihre Stimme gegen die «Völkerrechtswidrigkeiten» der kriegführenden Mächte zu erheben.
Nach dem Überfall Hitlers auf Polen 1939 forderte NZZ-Chef und FDP-Nationalrat Willy Bretscher die Rückkehr zur «strikten» Neutralität, auf die «nicht der Schatten eines Zweifels» fallen dürfe. Neutralität, so Bretscher, bedeute «bedingungslose Gleichbehandlung» aller Kriegsparteien.
Der Neutralitätsbruch des Bundesrats gegen Russland ist auch ein Verfassungsbruch. Die Artikel 173 und 185 der Bundesverfassung («Äussere und innere Sicherheit») verlangen von Parlament und Regierung die Wahrung der Neutralität. Das ging wohl vergessen im Wohlstand der letzten Jahrzehnte.
Unsere Politiker sind zu sehr damit beschäftigt, gut dazustehen. Da stehen die Prinzipien unseres Staates oft im Weg. Jetzt sind Gefühle angesagt, die Droge Moralismus, die einen daran hindert, die Wirklichkeit zu sehen.
Kriege gehören zur Menschheit. Und jeder auch nur halbwegs Gebildete weiss, dass die hinter den kriegführenden Mächten wirkenden Kräfte oft nur schwerlich zu durchschauen sind. Ein simples Schwarz und Weiss, ein schablonenhaftes Gut und Böse greift zu kurz.
Das ist keine Rechtfertigung von Kriegen. Das ist Realismus. Die Schweiz muss zum Realismus, sie muss zur Neutralität zurück. Sie scheint davon weiter entfernt denn je. Bundesrat und Parlament haben entschieden, die Schweiz in den Uno-Sicherheitsrat zu manövrieren.
Nur die SVP stimmte dagegen, mit ein paar wenigen Mitte-Vertretern aus den Bergkantonen. Der Uno-Sicherheitsrat entscheidet über Krieg und Frieden. Das Sagen haben die Grossmächte mit dem Vetorecht. Macht geht vor Recht, und die Schweiz wird Kriegspartei in allen Konflikten auf der Welt.
Noch glimmt Hoffnung. Immer wieder kehrte eine neutralitätsmüde Schweiz zur Neutralität zurück. Alt Bundesrat Christoph Blocher prüft eine Volksinitiative, die Wirtschaftssanktionen verbietet. Wenn die politische Elite versagt, wird Widerstand der Bürger Pflicht. R. K.
Lieber Herr Köppel, ich habe soeben meine erste "Weltwoche" zugestellt erhalten – was für eine Freude! Und das Editorial ("Neutralitätsmüde Schweiz") bereits gelesen: Davon könnte ich jeden Satz, jedes Wort, jedes Satzzeichen unterschreiben. Sie schreiben mir aus der Seele. Vielen Dank!
Schweden ist wenigstens ehrlich und sagt: "Wir setzen die Neutralität aus" Unser Bundesrat veranstaltet einen Eiertanz. Dies auf Druck von aussen. Das wird nachhaltige Schäden verursachen.
Bevor man über CH-Neutralität überhaupt glaubwürdig reden kann, müssten all die höchst zwielichtigen Organisationen in der Schweiz, wie die von Gates finanzierte, von einem Verurteilten Kriegsverbrecher geleitete WHO in Genf, verantwortlich für den kriminellen Corona-Hype, das Schwabsche WEF, das den Great Reset durchdrücken will, das BIZ, das das elektronische Geld als Bürger-Kontrollsystem einführen will, das GAVI-Impf-Abkommen und vieles mehr radikal blossgestellt und entfernt werden.
Unsere Regierungsmitglieder sollten, vor Antritt ihres Amtes, eine Prüfung über ihre Verfassungskenntnisse ablegen müssen. Wer auf die Verfassung schwört, sollte auch wissen, was drin steht.
Die vom BR verhängten Sanktionen müssen aufgehoben werden und wir bekennen uns nur zur bewaffneten Neutralität.
Die Neutralität ist eigentlich der Grund warum ich, als Deutscher, die Schweiz beneide, bewundere und gerne dort leben würde, und nicht nur in Grenznähe. Es ist natürlich nicht alles Gold was glänzt, bezieht man die Rolle der Schweiz im WK II mit ein. Trotzdem ist es über einen irre langen Zeitraum gelungen, den Frieden zu wahren, und sich von kriegerischen Handlungen fern zu halten. Und bitte, lasst euch diese Neutralität nicht nehmen, es ist eure Lebensversicherung.
Unsere Vertreter des Souveräns, welche der Presse und dem Ausland gefallen möchten, haben verlernt für unser Land und unser Volk zu schauen und unsere Interessen zu vertreten. Nach diesen in der Verfassung definierten Werten sind sie als Verräter unserer Sache anzusehen,abzuwählen und vor Gericht zu stellen.
Diese Werte haben sie bei der Wahl gelobt zu halten und zu pflegen: Wortbtüchige!
"Neutralität ist Feigheit, politisches Eunuchentum. Das Gegenteil ist richtig."
Wo bleiben die Grautöne?
Neutralität ist oberste Priorität!! Danach haben sich ALLE Vertreter unserer Bürger zu orientieren!! Ohne Wenn und Aber!! Wäre doch ganz einfach oder nicht!
Unsere Regierungsmitglieder sollten, vor Antritt ihres Amtes, eine Prüfung über ihre Verfassungskenntnisse ablegen müssen.
Wer auf die Verfassung schwört, sollte auch wissen, was drin steht.
Ja genau, das habe ich schon vor ein paar Wochen vorgeschlagen.. vielleicht sollte man das schon in den Schulen einbinden..
Das Grundproblem an RK's Neutralitätshysterie liegt darin, dass er offenbar ausserstande ist, zwischen 1914, 1939 und 2022 zu unterscheiden. Er begreift nicht, dass es sich um drei gänzlich unterschiedliche Situationen handelt. Es gelingt ihm auch nicht, Neutralitätsrecht, Neutralitätspolitik und Neutralitätsmythologie voneinander zu trennen. Und so ganz hat er auch die BV nicht verstanden.
Tragischer Höhepunkt seiner Ausführungen ist der Satz "Wirtschaftskrieg ist Krieg. Man frage die Russen." Damit überlässt er dem Aggressor die die Deutungshoheit über die Situation. Doch halt. Es ist ja gar kein Krieg, es ist ja bloss eine 'militärische Sonderoperation'. Daher ist auch die Antwort darauf eine 'wirtschaftliche Sonderoperation'. Aber wo kein Krieg herrscht, hat auch die Neutralität keine Relevanz.
Sie führen Köppels Gedankengänge zu Ende. Es wäre wünschenswert, dass er das selbst tun würde. Mir scheint aber, dass es ihm weniger um schlüssige Argumentationsstränge geht, als vielmehr darum, einfach aus Prinzip immer eine andere Meinung als die Mehrheit zu haben. Und ja, zu provozieren...
Ihre Verrenkungen sind ein selbstgefälliger Versuch einer Neutralitätsklitterung.Zerstörerisch für die Schweiz.
Was für ein pseudogeistiges Geschwurbel!!
Soll Blocher die Initiative bringen: die Mehrheit steht hinter dem Bundesrat. Die Initiative hat keine Chance. Viva Demokratie!
Klatscht "die Mehrheit " sich auch selbst Beifall? Erinnert stark an das ZK der KPDSU.
Schweden ist wenigstens ehrlich und sagt: "Wir setzen die Neutralität aus" Unser Bundesrat veranstaltet einen Eiertanz. Dies auf Druck von aussen. Das wird nachhaltige Schäden verursachen.
Lieber Herr Köppel, ich habe soeben meine erste "Weltwoche" zugestellt erhalten – was für eine Freude! Und das Editorial ("Neutralitätsmüde Schweiz") bereits gelesen: Davon könnte ich jeden Satz, jedes Wort, jedes Satzzeichen unterschreiben. Sie schreiben mir aus der Seele. Vielen Dank!
Welcome to the Club: Das freut mich sehr, dass Sie die WW kennen lernen, und finden Sie neue Freunde, Bekannte und weitere neue Mitglieder um dieses wunderbare Magazin zu unterstuetzen. (Nein,kriege keine provision für diese Zeilen).
Bevor man über CH-Neutralität überhaupt glaubwürdig reden kann, müssten all die höchst zwielichtigen Organisationen in der Schweiz, wie die von Gates finanzierte, von einem Verurteilten Kriegsverbrecher geleitete WHO in Genf, verantwortlich für den kriminellen Corona-Hype, das Schwabsche WEF, das den Great Reset durchdrücken will, das BIZ, das das elektronische Geld als Bürger-Kontrollsystem einführen will, das GAVI-Impf-Abkommen und vieles mehr radikal blossgestellt und entfernt werden.
Soll dann eine wie oft links dominierte Kommission entscheiden was geht und was nicht ? Oder noch besser: Soll man dabei auf unsere Medien hören ?
Die Aufgabe und Herausforderung für Bundesrat und Regierung in den beiden Weltkriegen war es, die Schweiz heraus zu halten. Das ist ihnen gelungen. Punkt! Es war die Basis für den Wohlstand ab den 70er Jahren. Es steht niemandem zu über diese Generation den Stab zu brechen. Aber wie ist das mit den Doppelbürger in einem Konflikt ?
Da wurden so viele unzählige Fehler im Namen der WW2 Neutralität gemacht und genau um das geht es. Wir müssen es viel besser machen als unsere Vorfahren. Mit den bewährten Mittel. CH Friedensdiplomatie als erstes Gebot.
Los gehts: zusammen Wege finden für ein einig friedliches und Krieg verschonten Vaterland.
Die vom BR verhängten Sanktionen müssen aufgehoben werden und wir bekennen uns nur zur bewaffneten Neutralität.
Schon wieder die Ihr Neutralitäts-Geschwafel. Wenn Blocher von einer Initiative schwärmt, muss Diese R.K. wohl initiieren. War denn die CH so neutral im 2. WK, als sie den Nazis erlaubte ihre Waren-& Waffentransporte durch den Gotthard zu karren? Waren wir so neutral, als wir Naziraubgold und -Raubkunstschätze in unseren Tresoren versteckten?
Neutralität bis zu einem gewissen Punkt ja, aber nicht wenn’s um Kriegsverbrechen und Massenmörder geht, geschätzter R.K.
@Fede:Eigentlich lohnt es sich nicht, auf Ihren Schwachsinn einzugehen. Aber jetzt verraten Sie als Geschichtskenner, wie sieht man "Raubgold" an dass es geraubt ist?Woran erkennt man das?Haben Sie schon einmal einen Barren in der Hand gehalten?
..Vielleicht mehr als Du denkst lieber miggeli. Du könntest ja vielleicht mal checken wer das Gold bringt das es „zu verstecken“ gilt (viele Beispiele: Sami Abacha , Marcos, unzählige andere Despoten-Gelder und eben ..Nazigold) Aber das verstehst Du ja wohl kaum..!
Nun Neutralität bedeutet eben auch, mit beiden Euren Geschäfte zu machen.
Null Geschichtskenntnisse, aber so funktioniert leider der Mainstream heutzutage. Was meinen Sie wäre zum Beispiel passiert (um nur eines zu nennen), wenn sich die Eidegenossenschaft während des Dreißig jährigen Krieges in die Glaubenssätze der regionalen und zwangsläufig überregionalen involvierten Mächten hinziehen ziehen ließ. Ein furchtbarer Bürgerkrieg wäre die Folge gewesen. Daher wäre es alternativ vielleicht besser eine fundierte Geschichtslektüre zu lesen als den Blick oder 20 min.
Etwa so "neutral" wie in WK II? An Deutschland/Italien liefert die CH 10x mehr Rüstungsgüter als an die Alliierten. Die CH kaufte deutsche Kriegsbeute: beschlagnahmte Wertpapiere & Zentralbankengold der besetzten Länder. Sie hat fast 80% des deutschen Goldes in hochkonvertible Franken verwandelt um strat. Rohstoffe in Spanien & Portugal zu kaufen. Die CH hatte einen großen Nutzen für die deutsche Militär-& Wirtschaftsplanung. So bekam Hitler 1941 eine Mrd CHF als Kredit für den Russlandfeldzug
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Die Neutralität ist eigentlich der Grund warum ich, als Deutscher, die Schweiz beneide, bewundere und gerne dort leben würde, und nicht nur in Grenznähe. Es ist natürlich nicht alles Gold was glänzt, bezieht man die Rolle der Schweiz im WK II mit ein. Trotzdem ist es über einen irre langen Zeitraum gelungen, den Frieden zu wahren, und sich von kriegerischen Handlungen fern zu halten. Und bitte, lasst euch diese Neutralität nicht nehmen, es ist eure Lebensversicherung.
Unsere Vertreter des Souveräns, welche der Presse und dem Ausland gefallen möchten, haben verlernt für unser Land und unser Volk zu schauen und unsere Interessen zu vertreten. Nach diesen in der Verfassung definierten Werten sind sie als Verräter unserer Sache anzusehen,abzuwählen und vor Gericht zu stellen.
"Neutralität ist Feigheit, politisches Eunuchentum. Das Gegenteil ist richtig." Wo bleiben die Grautöne?