Die M GmbH ist so etwas wie die Traumfabrik des Automobilherstellers BMW – bei den Spezialisten für Dynamik und Geschwindigkeit in München werden Fahrzeuge entwickelt, die dann im Rest der Welt Wünsche erfüllen. Als bei der BMW-Tochtergesellschaft vor einiger Zeit beispielsweise die Meldung abgesetzt wurde, man gedenke, einen M3 Touring zu bauen, war die Begeisterung der Fan-Gemeinde gross.

Touring heissen bei BMW die Kombis, und bisher hatte man sich bei der Firma mit dem «schnellsten Buchstaben der Welt» (Selbstdeklaration) geweigert, einen M3 oder M5 als Lastenexpress anzubieten. Die benötigte erhöhte Steifigkeit der Karosserie sei ein Problem, sagte mir einmal ein Ingenieur, den ich darauf ansprach. Offensichtlich wurden diese Probleme gelöst, beim ersten M3 Touring von BMW sorgen zusätzliche Verstrebungen im Unterboden des Laderaums dafür, dass der Kombi letztlich auch auf einem Rundkurs einen guten Eindruck hinterlassen würde, wenn man das tatsächlich wollte.

Dass die M GmbH ihre Fahrzeuge gerne mit sehr straffer Federung ausstattet, um sie rennstreckentauglich zu machen, kann auch der M3 Touring nicht verbergen. Auf schlechten Strassen und bei tiefen Geschwindigkeiten rumpelt das adaptive Fahrwerk bisweilen etwas gar sportlich über den Asphalt. Wenn man, wie in meinem Testwagen, zusätzlich in Karbon-Schalensitzen Platz nimmt, verstärkt sich dieser Eindruck noch. Es schien mir aber möglich, dass diese Wahrnehmung auch eine Generationenfrage ist. Ich lud deshalb einen jungen dreissigjährigen BMW-Fan ein, mich auf einem Ausflug im M3 zu begleiten, um eine Zweitmeinung einzuholen.

Unser Ziel war die A81 von Schaffhausen Richtung Stuttgart, wo es teilweise keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt und wo ich mir gerade für dieses Auto wertvolle Erkenntnisse erhoffte. Nachdem bei etwa 255 km/h Tachogeschwindigkeit die Regelelektronik den ebenso furiosen wie souveränen Vorwärtsdrang des 510-PS-Kombis sanft beendet hat, gibt es drei Schlussfolgerungen aus dieser generationenübergreifenden Ausfahrt.

Der Dreissigjährige, dessen Traumwagen ein M3 Touring ist, findet die Fahrwerksspreizung völlig in Ordnung. Der Spagat zwischen einigermassen komfortablem Voranrollen und straffen Hochgeschwindigkeitsabschnitten sei gut gelungen. Der BMW-Express, scheint mir, liegt umso besser auf der Strasse, je höher die Geschwindigkeit wird. Die lockere Mühelosigkeit, mit der sich der Kombi schnell fahren lässt, ist schlicht beeindruckend. Das ist schliesslich ein Beweis dafür, dass die deutsche Automobilindustrie deshalb die besten Fahrzeuge der Welt baut, weil jemand einmal den Einfall hatte, Autobahnen ohne Geschwindigkeitslimite möglich zu machen, was bis heute eine wunderbare Idee ist.

BMW M3 Touring Competition

Motor/Antrieb: 6-Zylinder-Turbo-Benziner, Allradantrieb, 8-Gang-Automatik; Hubraum: 2993 ccm; Leistung: 510 PS / 375 kW; max. Drehmoment: 650 Nm / 2750–5500 U/min; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,6 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Verbrauch (WLTP): 10,1–10,4 l / 100 km; Preis: Fr. 130 700.–, Testwagen: Fr. 159 000.–