Am 1. August hat die Rating-Agentur Fitch die Kreditbonität der USA von AAA auf AA+ reduziert, obwohl der Preis für die Versicherung von Krediten an die Vereinigten Staaten nach der Bankenkrise im Frühjahr mit einem CDS-Spitzenpreis von 67 Basispunkten wieder auf das vorherige Niveau von 20,25 Punkten zurückgekehrt ist. Die Ausfallwahrscheinlichkeit der USA wird somit auf 0,34 Prozent und die erwartete «Konkursdividende» im Insolvenzfall auf 40 Prozent veranschlagt.

S&P hatte ihr Rating bereits am 18. Juli 2013 auf AA+ gesenkt. Damit bezweifeln bereits zwei der vier grossen Rating-Agenturen (S&P, Moody’s, Fitch, DBRS) die Top-Schuldnerqualität der USA.

Mit dieser Rückstufung ist sicher keine unmittelbare Insolvenz der USA in Sicht, aber die Investoren werden sensibilisiert, die Entwicklung der Staatsverschuldung der USA genauer zu beobachten. Nach der Aufhebung des Schuldenlimits Anfang Juni 2023 bis nach den Wahlen 2024 wird die Biden-Regierung wohl nochmals kräftig Schulden anhäufen. Erstens musste die Administration vor den harten Diskussionen mit den Republikanern so viel wie möglich einsparen, um das damals noch gültige Schuldenlimit nicht zu verletzen. Die Barmittel wurden weitgehend aufgezehrt. Damit hat sich ein Nachholbedarf aufgestaut.

Zweitens möchten die Demokraten vor den Wahlen noch möglichst viel Geld in Form von grossen Hilfs-, Subventions- und Infrastrukturprogrammen verteilen, um Stimmen für die Wahlen im nächsten Jahr zu kaufen. Der überparteiliche «Deficit Tracker» stellt fest, dass die Einnahmen im Fiskaljahr 2022/2023 in den ersten neun Monaten bis Juni um 9 Prozent gefallen, die Ausgaben hingegen um 18 Prozent angestiegen sind.

Auch aus diesem Grund dürfte die Neuverschuldung in den nächsten Monaten deutlich zulegen. Noch fehlen die offiziellen Zahlen für den Monat Juli. Aber es existieren Schätzungen des US-Schatzamtes, «Debt to the Penny». Gemäss diesen Hochrechnungen sollen die Staatsschulden per Ende Juli bei 32.609 Milliarden US-Dollar stehen. Seit Ende Mai, kurz vor der Aufhebung des Schuldenlimits, errechnet sich eine Zunahme um 1144 Milliarden oder 3,6 Prozent.

Die Durchschnittsverzinsung der marktgängigen Staatsschulden lag Ende Juni bei 2,79 Prozent (langfristige Anleihen 3,04 Prozent, mittelfristige Notes 1,97 Prozent, kurzfristige Bills 5,12 Prozent). Die aktuellen Zinsen liegen jedoch, über alle Laufzeiten betrachtet, über den Durchschnittszinsen. Deshalb wird die Zinslast bei jeder Um- und Neuverschuldung zunehmen. Ein bisher wenig beachtetes Problem stellen auch die inflationsgeschützten Anleihen dar, deren Durchschnittsverzinsung zwar nur bei 0,56 Prozent liegt, aber ihre inflationsgeschützten Rückzahlungsbeträge werden wesentlich höher ausfallen.

Ende Juli gab das US-Schatzamt seine Finanzierungspläne für das dritte Quartal bekannt, das die Stossrichtung der Neuverschuldung deutlich aufzeigt. Von Juli bis September sollen für 1007 Milliarden neue Publikumsschulden ausgegeben werden. Dieser Betrag sei um 274 Milliarden höher als im Mai 2023 angekündigt. Aber auch im Schlussquartal 2023 will das US-Treasury 852 Milliarden Neuschulden platzieren, damit Ende Jahr wieder ein Kassenstand an Barmitteln von 750 Milliarden vorhanden wäre.

Zur Jahresmitte standen die US-Staatsschulden gemäss offiziellen Zahlen bei 32.332 Milliarden Dollar. Bis Ende Jahr sollen gemäss Biden-Plan allein durch die Neuemissionen von Publikumspapieren weitere 1859 Milliarden hinzukommen, womit der Schuldenberg bis Ende 2023 auf 34.191 Milliarden (rund 127 Prozent des BIP 2023) ansteigen würde. Innert Jahresfrist entspräche dieser Anstieg um 2771 Milliarden (plus 8,8 Prozent). Die Staatsverschuldung würde absolut rund doppelt so viel zunehmen wie das nominelle BIP.

Angesichts dieser Entwicklung ist die Rückstufung der Kreditbonität der USA durch Fitch eher noch zurückhaltend ausgefallen, was nicht verwundert, denn es handelt sich um eine US-Rating-Agentur, die für ihre Aktivität eine Betriebsbewilligung der USA benötigt.

Die 3 Top-Kommentare zu "AA+: Die Rückstufung der US-Kreditwürdigkeit ist eher noch zurückhaltend ausgefallen. US-Präsident Biden öffnet die Schleusen für einen Verschuldungstsunami"
  • ho.mi

    Da die US 1970 unter Nixon den Goldstandard verlassen haben, um die Dollar & Staatsanleihen vom Ausland nicht mit Gold zurückzahlen zu müssen, sitzen diese Gläubiger, darunter D,Ö,CH,F,I uvva. mit ihren US Anleihen auf einem Haufen bedrucktem Papier, auf dem "In God we trust" draufgekritzelt ist, mehr nicht! Wenn jetzt aber die BRICS plus >40 Interessenten!- wohl nicht zu Unrecht, eine neue Goldstandarwährung einführen, und ihre Ware nur noch gegen"the real one", nämlich Gold bezahlen lassen?

  • Valentino.

    Sehr beängstigend, wenn das so weiter geht, kracht das System in wenigen Jahren zusammen. Was dann folgt ist Not und Elend.

  • roro1

    Na ja. Frankreich hat ein AA, Spanien ein A, Italien ein BBB, Griechenland ein BB+. Im Euroraum haben nur Deutschland, Luxemburg und die Niederlanden noch ein AAA, Finnland und Österreich ein AA+. Alle übrigen 15 Mitglieder der Eurozone haben eine schlechtere Einstufung als die USA.