Die US-Staatsschulden haben 2022 bis Ende Oktober mit 31.238 Milliarden Dollar einen neuen Rekordstand erreicht. Seit der Inauguration von Präsident Obama am 20. Januar 2009 haben sich die Schulden somit knapp verdreifacht. Die Präsidenten Obama, Trump und Biden haben in ihren Amtszeiten zusammen doppelt so viele Schulden gemacht wie alle 43 vorherigen Präsidenten.  In den ersten 21 Monaten seiner Amtszeit hat US-Präsident Joe Biden bereits 11 Prozent des heutigen Schuldenberges zu verantworten (Trump 25 Prozent, Obama 29 Prozent).

Immer mehr Investoren fragen sich angesichts dieser ungebremsten Neuverschuldung, wer diese in Zukunft finanzieren soll. Vor zehn Jahren hielten die staatseigenen Sozialwerke (30 Prozent) und die ausländischen Gläubiger (34 Prozent) fast zwei Drittel der US-Staatsschulden.

Im März 2022 waren die Ausländer, vor allem Notenbanken, mit 25 Prozent immer noch die grösste Investorengruppe. Auch die staatseigenen Sozialwerke brachten es noch auf 21 Prozent. Letztere haben zwar weiter zugekauft, aber ihr künftiger Netto-Kapitalzufluss wird weniger reichlich ausfallen. Dafür haben das US Federal Reserve mit einer Erhöhung seines Anteils von 10 auf 19 Prozent, aber auch Anlagefonds (von 6 auf 11 Prozent) und Banken (von 2 auf 6 Prozent) massiv US-Staatsanleihen zugekauft.

Die Geschäftsbanken haben seit der Finanzkrise 2008 derart viele Staats- oder -garantierte Anleihen erworben, dass diese Bestände in ihren Bilanzen heute die Unternehmenskredite deutlich übertreffen. Im Gegensatz zu Krediten erfordern Staatsanleihen praktisch keine Eigenmittelunterlegung. Aber mit Blick auf die angekündigten Zinserhöhungen haben auch Banken die Flucht aus Staatsanleihen angetreten. Seit dem Höchststand von 4707 Milliarden im Februar 2022 haben sie über 200 Milliarden beziehungsweise 4 Prozent ihrer Treasury-Bestände abgestossen oder Kurseinbussen erlitten.

Japan mit 1200 Milliarden (August 2022) und China mit 972 Milliarden sind immer noch die grössten Auslandgläubiger der USA. Aber während die Chinesen ihre Währungsreserven in Form von US-Staatspapieren seit ihrem Höchstbestand vor zehn Jahren systematisch abgebaut haben, begann Japan seine Bestände erst in den letzten Monaten um 10 Prozent zu reduzieren.

Auffallend ist der Ausstieg Russlands aus der Rangliste der grössten ausländischen Halter von US-Staatsanleihen in zwei Schritten. Um Beschlagnahmungen zu verhindern, hat Russland vor der Krim-Invasion 2014 bereits ein Drittel der noch 2010 rekordhohen 176 Milliarden abgestossen, vor der Ukraine-Invasion wurden die Bestände weiter auf praktisch auf null (August 2022 noch 2 Milliarden) zurückgefahren. Auch die Türkei baut ihre Treasury-Bestände seit einiger Zeit ab, aber es ist nicht klar, ob dies politisch gewollt ist oder ob die Währungsreserven der Türkei einfach dahinschmelzen.

Und die Schweiz? Während viele andere Länder aus den US-Treasury flüchten, hat die Schweiz ihre Treasury-Bestände seit Ende 2021 bis August sogar noch von 288 auf 295 Milliarden Dollar aufgestockt. Damit rangiert die Schweiz als sechstgrösster Gläubiger der Vereinigten Staaten.

Die 3 Top-Kommentare zu "Ausländische Anleger ziehen sich aus US-Staatsanleihen zurück. Verlassen die Ratten das sinkende Schiff?"
  • kostas

    Hoffentlich zerfällt der Weltterrorstaat. Damit wieder Friede herrscht. Die Piraten aus GB auch

  • lektor

    Damit sollte auch allen definitiv klar werden, warum die USA und alle europäischen Pleite-Staaten eine Treibjagd auf die schweizerischen Banken organisiert haben. Mit diesem Raubzug soll das gigantische Staatsdefizit vor allem der USA teil-und zwangsfinanziert werden. Darum sind auch US-Staatsanleihen zu vermeiden. Sogar im Casino wären die Gewinnchancen höher.

  • beograd

    Wer noch in den US-Dollar investiert, kann nur ein treuer Vasall sein (wie die Schweiz), ein Dummkopf, der hofft, etwas vom Dollar zu verdienen, ein Illusionist, der glaubt, dass Amerika eines Tages seine Schulden zurückzahlen wird. Amerika lebt seit so vielen Jahren von Krediten , finanziert damit alles und lebt auf dem Rücken anderer Narren. Und genau sie... sind Welt- Wirtschaft no.1- wie perverse....