In den USA gibt es 17.000 Golfplätze. 45 Millionen Amerikaner können Golf spielen. Das ist ungefähr jeder siebte. Für Politiker ist Golf darum Pflicht. In den letzten hundert Jahren gab es nur einen US-Präsidenten, der nicht Golf spielte.

Es ist darum kein Wunder, dass es auch in der Präsidentschafts-Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump um Golf ging. Trump rühmte sich erst, er sei fähig, «den Ball über lange Distanz zu schlagen». Über Biden sagte er: «Der schafft nicht mal fünfzig Meter.»

Nun war es an Biden, sein Golftalent zu lobpreisen. «Als Vizepräsident», konterte er, «habe ich mein Handicap auf 6 heruntergespielt.» Je tiefer ein Handicap liegt, desto besser ist die Spielstärke eines Golfers. Gute Resultate auf der Runde senken das Handicap, schlechte Resultate erhöhen es.

Für viele der grossen US-Medien war der Golfdisput der Höhepunkt der Debatte: «Trump und Biden debattieren über Golf als Mittelpunkt ihrer Politik», kommentierte USA Today.

Wer der beiden ist also besser? Trump.

Das tiefste Handicap, das Trump je erreichte, war 2,8. Das ist gewaltig gut. In seinem heutigen Alter schafft er das nicht mehr. Aber bei einem sehr respektablen Handicap von etwa 8, sagen seine Mitspieler, ist er immer noch.

Das beste Handicap, das Biden je erreichte, waren 6,8. Das ist sehr gut, aber das würde er bei seiner körperlichen Schwäche heute bei weitem verfehlen. Vermutlich würde er die acht Kilometer eines 18-Loch-Platzes nicht mehr schaffen. Biden hat darum seit 2018 keine offizielle Golfrunde mehr gespielt. Eine schlechte Runde, das weiss er, wäre in den USA schlimmer als eine schlechte Rede.

Viele US-Präsidenten waren, wie Trump und Biden, hervorragende Golfspieler, Franklin Roosevelt etwa, George Bush, Barack Obama und Bill Clinton. Obama und Clinton spielten fünfzig bis sechzig Runden im Jahr, etwa gleich viele wie Donald Trump. Es ist für US-Präsidenten die Regel, zwischen Montag und Freitag einen Tag auf dem Golfplatz zu verbringen. Die Amerikaner finden das normal.

Der einzige US-Präsident der letzten hundert Jahre, der nicht Golf spielte, war Jimmy Carter in den späten Siebzigerjahren. Carters Hobby war die Holzschnitzerei. Nach vier Jahren wählten ihn die Amerikaner ab.

Die 3 Top-Kommentare zu "Für viele der grossen US-Medien war der Golfdisput der Höhepunkt der Debatte zwischen Biden und Trump. Warum?"
  • yvonne52

    In der Tat gäbe es Wichtigeres zu debattieren als Handycap Punkte. Aber das ist halt Amerika, wo noch vieles andere ebenfalls unbegreiflich ist.

  • Marco Keller

    Ein Handicaps von 2,8 erreichen in einem Golfclub von 500 Spielern vielleicht 10 Spieler. Es ist also als ausserordentlich gut zu bezeichnen.

  • nkrusch

    Tiger Woods for President.