Hedgefonds sind bekannt für hochriskante Wetten. Diese Wetten verblassen jedoch im Vergleich zu der Wette der Zentralbanken auf niedrige Inflation.

So hat das System der Europäischen Zentralbanken in der Absicht, die Inflation kontrolliert zu befeuern, Anleihen im Wert von gut fünf Billionen Euro erworben.

Bezahlt wurde der Erwerb durch die Schöpfung von Zentralbankgeld in ähnlichem Umfang.

Doch die Wette ging schief, und die Inflationsflammen schlagen im Euro-Raum so hoch wie noch nie.

Zur Löschung sind nun Zinserhöhungen nötig – und die werden richtig teuer.

Bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit der Anleihen von acht Jahren sinkt deren Kurswert um rund 16 Prozent, wenn der Marktzins um zwei Prozentpunkte ansteigt. Daraus ergeben sich Bewertungsverluste von ungefähr 800 Milliarden Euro.

Bei gleichem Anstieg des Einlagezinses der EZB würden Zinszahlungen auf die Zentralbankgeld-Guthaben der Banken in Höhe von knapp 100 Milliarden Euro fällig.

Die Summe aus beiden Belastungen wäre grösser als die Rücklagen und das Eigenkapital des Euro-Systems. Ein privater Hedgefonds würde in dieser Lage abgewickelt und das Management, das den Bankrott zu verantworten hat, gefeuert.

Doch anders als ein insolventer Hedgefonds kann eine Zentralbank samt ihrem Management auch in der Pleite ungeschoren weiterleben.

Die Zeche zahlen die Bürger.

Thomas Mayer ist früherer Chefökonom der Deutschen Bank. Er leitet das Research Institute von Flossbach von Storch.

Die 3 Top-Kommentare zu "Die grösste Hedgefonds-Wette aller Zeiten: Warum der Euro sukzessive an Wert verliert"
  • palladium46

    Tja, der alte Wallenstein musste noch richtig Silber panschen, um während des Dreissigjährigen Krieges den Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das hat dann auch bald jeder gemerkt, dass mit den neuen Münzen etwas nicht stimmen kann. Die modernen Wallensteins machen das viel raffinierter. Zentralbankgeld ist eine tolle Sache. Man kann es verleihen, reale Werte kaufen, Rettungsschirme aufspannen usw. Und nur wenige wissen, dass diesem "Geld" gar keine realen Werte gegenüberstehen, nur Luft.

  • Edmo

    Für die Bürger der EU mag es ein Trost sein, dass wir Schweizer auch mit unzähligen Milliarden an der zu zahlenden Zeche beteiligt sind. Unsere Nationalbank war verwegen genug, den Euro mit CHF stützen zu wollen. Nun sitzt sie auf einem gigantischen Berg dieser Schrottwährung und kann der beschleunigten Erosion nur hilflos zuschauen. Da die EU gerade deindustrialisiert wird, hilft es auch nicht, dass die SNB mit vielen Euros Aktien kaufte. Die Firmen gehen schneller den Bach runter als der Euro.

  • Sabine Schönfelder

    Verbrecher.