Unter den schrecklichen Videos, die im Netz zirkulieren, ist auch dieses: Auf der Ladefläche eines Pickups liegt eine junge Frau mit Dreadlocks, umringt von Hamas-Kämpfern. Sie ist bis auf die Unterwäsche entkleidet, die Beine sind grotesk verdreht. Ein Mann packt sie an den Haaren, während ein anderer auf ihren Körper spuckt.

Die junge Frau heisst Shani Louk und hatte an einem Open-Air-«Festival for Peace» im Süden Israels teilgenommen. Ihr Schicksal ist bis zur Stunde unbekannt, wie das von rund hundert Hamas-Geiseln.

Um das Grauen in Worte zu fassen, werden die Täter als «Tiere» bezeichnet. Doch Tiere tun solches nicht. Tiere kennen keinen Hass. Sie töten nicht mit Genuss.

Die entsetzlichen Taten der Hamas stehen jenen des Islamischen Staates und al-Qaida in nichts nach. Es sind Akte des Terrors. Begangen von einer terroristischen Organisation.

Die Schweizer Regierung hat sich bei der Hamas jahrelang um eine klare Positionierung gedrückt. Man sprach mit ihr. Eine Delegation durfte sogar im Bundeshaus einen Besuch abstatten, auf Einladung vom Grünen-Politiker Geri Müller.

Dabei ist längst klar: Die Hamas erfüllt alle Kriterien einer Terror-Organisation. In ihrer Gründungscharta von 1988 hat sie sich der Vernichtung Israels verschrieben. Sie baut auf klassische antisemitische Verschwörungstheorien. Dem Motto der Charta folgend, fordert die Hamas zum Mord an Juden auf: «Jeder Jude ist ein Siedler, und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten.»

Bereits 1994 war «der Wandel der Hamas zu einer eindeutig terroristischen Organisation» vollzogen, schreibt Mosab Hassan Yousef, der älteste Sohn eines Hamas-Gründungsmitglieds. In seinem Buch «Sohn der Hamas. Mein Leben als Terrorist» dokumentiert Yousef, wie die Organisation zum Terror schritt, Hilfsgelder abzweigt und das eigene Volk missbraucht.

Die Schweizer Regierung foutierte sich darum. 2017 lehnte der Bundesrat ein Postulat von Christian Imark, SVP, ab, ein Verbot der Gruppierung Hamas oder deren Klassifizierung als terroristische Organisation zu prüfen.

In seiner Begründung erklärte der Bundesrat, die Hamas zeige sich «in einem neuen Positionspapier» vom 1. Mai 2017 «in gewissen Bereichen pragmatischer als bisher». Die Schweiz führe einen «kritischen Dialog». Der sei Teil der «guten Dienste» der Schweiz.

Auch als die Hamas 2021 abermals Terror-Angriffe auf Israel lancierte, sah die Regierung keinen Anlass, ihre Position zu ändern. Man blieb bei der alten Linie. Demnach verfolge das Schweizer Engagement «die Prävention von gewalttätigem Extremismus».

Dieses Engagement ist dramatisch gescheitert.

Hamas geniesst in der Schweiz bis auf den heutigen Tag die Privilegien einer konventionellen Organisation.

Der Bundesrat verkenne und negiere, «dass die Hamas ohne ein klares Verbot weiterhin als normaler politischer Akteur Legitimation erfährt», schreiben die jüdischen Dachverbände der Schweiz. «Dies umso mehr, indem sich die Hamas in der Schweiz frei bewegen, Spenden sammeln und ihre Finanzen abwickeln kann. In der EU, in den USA und anderen Ländern ist das undenkbar, da dort die Hamas schon seit langem als Terror-Organisation eingestuft ist».

Wie jüdische Verbände erwartet eine wachsende Zahl von Bürgern von Bundesrat und Parlament, dass sie sich nun klar positionieren und Hamas als Terror-Organisation verbieten.

Auch zwei Tage nach den unbeschreiblichen Gräueltaten war Aussenminister Cassis dazu noch nicht bereit. «Der Bundesrat hat aktuell keine Grundlagen dazu. Diese Diskussion wird im Bundesrat stattfinden.»

Nach Vorbild von al-Qaida oder Islamischem Staat hat Hamas inzwischen die nächste Eskalationsstufe im Terror-Drehbuch angekündigt: die Ermordung von Geiseln.

Wartet der Bundesrat darauf, dass Hamas vor laufender Kamera entführte Menschen exekutiert, bis er vollzieht, was längst fällig ist?