Einst bot sie Anlass für wilde Klassenkämpfe und Strassenschlachten. Anfang der 1980er Jahre zog die Zürcher Jugend durch die Stadt – und erkämpfte sich unter anderem die Rote Fabrik als Kultur-, Lebens- und Spassraum.

Auch über vierzig Jahre später steht sie noch da: wie ein Mahnmal aus rotem Backstein – irgendwie aus der Zeit gefallen, aber durchaus charmant. Mit ihrer Lage am See und dem grosszügigen Gelände ist sie quasi der Inbegriff der alternativen Glückseligkeit. Und dies gratis und franko: Die Stadt Zürich subventioniert ihren Betrieb mit 2,5 Millionen Franken pro Jahr. Ausserdem erlässt sie den Betreibern, der Interessensgruppe Rote Fabrik, die jährliche Miete von 875.000 Franken. 1981 waren die finanziellen Verhältnisse noch überschaubar gewesen. Damals hatte der Gemeinderat jährliche Zahlungen von 350.000 Franken bewilligt.

Seither ist die grösste Schweizer Stadt grüner und roter geworden – und der Betrieb der Roten Fabrik viel teurer. In seiner Donnerstags-Ausgabe schreibt der Tages-Anzeiger unter dem Titel «Rote Fabrik in finanzieller Schieflage» von einer beispiellosen Geldvernichtung und einem Missmanagement, das den neutralen Beobachter kopfschüttelnd zurücklässt. Offenbar rechnen die Betreiber für das laufende Geschäftsjahr mit einem Verlust von einer halben Million Franken. Weil die Einstellung des Betriebs droht, müssen bei den Personalkosten Einsparungen von 350.000 Franken gemacht werden.

Es gebe nicht die eine grosse Abweichung vom Budget, sondern verschiedene, die sich summiert hätten. Dazu gehören nicht erreichte Einnahmeziele (minus 118.000 Franken gegenüber dem Budget 2023), ungeplante Mehrausgaben (minus 103.000 Franken) und «fehlendes Selfcontrolling» in der Personalplanung (Verlust von 127.000 Franken).

Mit anderen Worten: Am linken Seeufer wird auf eine Art und Weise Geld aus dem Fenster geworfen, wie es nur bei Entscheidungsträgern möglich ist, die noch nie selber Verantwortung übernehmen mussten – und vermutlich noch nie Geld verdient haben.

Wie es zur Kostenexplosion kommen konnte, lässt sich beim Betrachten der Homepage erahnen: Das Kulturzentrum ist längst ein Gemischtwarenladen geworden, der strafloses Sprayen ermöglicht, einen Kindergarten betreibt, einen Spielbus anbietet, Videokurse veranstaltet, eine Zeitung produziert sowie ein Konzeptbüro und ein TV-Projekt unterhält. Die Liste ist noch viel länger. Auch eine Segel- und Motorbootschule wird angeboten – was für eine linke Institution doch eher antizyklisch anmutet.

Der lange Rede kurzer Sinn: Es lebte sich bisher sehr gut in der Roten Fabrik – mit Konzerten, Workshops und Freizeitkursen aller Art. Gemütlich eingepackt in einen Wattebausch von Subventionen und Unterstützungszahlungen. Doch beim Blick in die Buchhaltung folgt nun das böse Erwachen. Und vor allem die Stadt muss sich die Frage stellen: Darf sie ihren Steuerzahlern so unverfroren auf der Nase herumtanzen?

Die 3 Top-Kommentare zu "Geldvernichtung am Zürichsee: Linkes Kulturzentrum erhält über drei Millionen Franken an Steuergeldern. Nebst Velokursen, Kindergarten und Sprayen betreibt die Rote Fabrik auch eine Segel- und Motorboot-Schule. Nun explodieren die Kosten, die «finanzielle Schieflage» war programmiert"
  • herby51

    Wer erwartet von rot-grün andere Zahlen?

  • HJM

    Zürich zeigt der Schweiz die Zukunft!🤮

  • meier19

    Es läuft also, wie immer, am Ende darauf hinaus, dass allen das eigene hemd am nächsten ist und sie niemanden entlassen wollen und so dann halt der eigentliche Zweck der Subventionen mit Steuergelder reduziert bis weggelassen wird. Am Schluss wird gar nichts mehr produziert nur noch Löhne für nichts bezogen, halt wie in einer staatlichen Verwaltung üblich…. Leidtragende sind dann alle die mit Engagement dort Räume benützen diese werden mehr zur Kasse gebeten bis sie aufgeben…