In der Schweiz ist 2023 das reale BIP pro Kopf wegen der starken Zunahme der Bevölkerung und des nur geringen Anstiegs des realen BIP (+0,7 Prozent) um 0,9 Prozent gefallen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1948 bis 2023, stellte sich das reale Pro-Kopf-BIP-Wachstum auf 1,5 Prozent pro Jahr. Unterteilt man diese 75 Jahre in drei Phasen, Nachkriegsboom (starke Geburtenjahrgänge, Einwanderung vor allem in die Bauwirtschaft zum Aufbau der Infrastruktur), die Zeit zwischen 1970 bis 2007 (zwei Erdölkrisen, Immobilienkrisen) und die Zeit nach der Finanzkrise, 2007 bis heute, dann zeigen sich erstaunliche Unterschiede.

Auch in den Jahren 1948 bis 1969 wuchs die Bevölkerung um starke 1,4 Prozent pro Jahr. Das reale BIP pro Kopf nahm jährlich dennoch um 2,7 Prozent zu. Die Erdölkrise 1973 und der Einbruch der Bauwirtschaft trieb nach der Boomphase viele Saisonniers wieder in ihre Heimat zurück. Die Bevölkerung wuchs pro Jahr nur noch um 0,5 Prozent. Das Realwachstum pro Kopf halbierte sich auf 1,3 Prozent. Seit 2007 hat sich das Bevölkerungswachstum wegen der massiven Einwanderung infolge der Personenfreizügigkeit wieder auf 1 Prozent verdoppelt, aber das Pro-Kopf-BIP hat sich erneut halbiert, auf noch 0,6 Prozent.

Dies ist im Vergleich zum Ressourcenverzehr und zu den mit der Einwanderung verbundenen Problemen, angefangen bei der Wohnungsnot bis zur Überlastung der Infrastrukturen, zu wenig.

Jeder Schweizer und jede Schweizerin muss sich deshalb fragen, was denn die übermässige Einwanderung den Einheimischen in den letzten sechzehn Jahren gebracht hat und was wir in den letzten Jahren nebst der fragwürdigen Zuwanderungspolitik sonst noch alles falsch gemacht haben. Die Wachstumsschwäche auf die Corona-Krise abzuschieben, wäre eine zu billige Antwort, denn 2023 war diese mehr als passé.

Noch wichtiger als ein Rückblick ist der Blick nach vorne. In dieser Beziehung passt die Schweiz gut ins Bild des IWF, der in seiner halbjährlichen Prognose im April 2024 erstmals das ausspricht, was viele schon seit längerer Zeit befürchten: Das globale Wirtschaftswachstum wird in den nächsten Jahren weit schwächer ausfallen, als bisher angenommen.

Das sind keine guten Nachrichten für unsere exportlastige Wirtschaft. Die abflachenden Produktivitätsgewinne in den Industrieländern sind der wesentliche Grund dafür. Sie setzten bereits vor der globalen Finanzkrise 2008 ein. Die gesunkene Gesamtproduktivität – gemeint ist die volkswirtschaftliche Produktion im Verhältnis zum Arbeits- und Kapitaleinsatz – erklärt gemäss IWF rund die Hälfte der Wachstumsverluste in den hochentwickelten Ländern und wird auch in den Schwellenmärkten zu einer Verlangsamung führen.

Zunehmende Fehlallokationen von Kapital und Arbeitskräften in den Unternehmen hätten das jährliche Realwachstum um 0,6 Prozentpunkte gedrückt. Der IWF stellt auch rückläufige private Investitionen infolge der globalen Unsicherheiten weltweit fest. Der Beitrag des Kapitaleinsatzes zur Produktivitätssteigerung sei jedoch rund drei- bis viermal so gross wie jener der Arbeitskräfte. Dazu kommt der wachsende Arbeitskräftemangel aus demografischen Gründen – vor allem im Westen.

Ab 2030 wird der weltweite jährliche Zuwachs an Arbeitskräften nur noch 0,3 Prozent betragen, weniger als ein Drittel im Vergleich zu den Jahrzehnten vor der Pandemie. Es müssten deshalb gewaltige strukturelle Reformen oder massive Produktivitätsfortschritte dank neuen Technologien erfolgen, um auf den historischen Wachstumspfad der Weltwirtschaft von 3,8 Prozent der Jahre 2000 bis 2019 zurückzukehren. Viel wahrscheinlicher sei ein anhaltender Rückgang auf unter 3 Prozent.

Was der IWF nicht sagte: Die Regierungen und ihre Umverteilungsprogramme verschlingen zu viel Geld, was Steuersenkungen verunmöglicht, und damit werden auch die privaten Investitionen entmutigt. In der Schweiz ist Produktivitätsverlust möglicherweise auch auf eine fehlgeleitete Bildungspolitik zurückzuführen, indem zu viele Akademiker statt handwerkliche Fachkräfte ausgebildet werden.

Es wurden in den letzten Jahren auch zu viele unproduktive und die Bürger zusätzlich belastende Stellen beim Staat geschaffen. Viele der teuer ausgebildeten Akademiker bringen zu wenig Leistung, weil es die hohen Löhne, vor allem beim Staat, erlauben, nur noch Teilzeit zu arbeiten. Damit sparen diese Leute erst noch Steuern und Sozialabgaben. Und es ist auch die unternehmerfeindliche Neidpolitik und die hohe Steuer- und Administrativlast, die neue Investitionen in Produktivitätsfortschritte behindern.

Die 3 Top-Kommentare zu "IWF-Prognose zeigt: Die Schweiz hat ein Wachstumsproblem. Das sind keine guten Nachrichten für unsere exportlastige Wirtschaft"
  • Socrates9Zico10

    Lese ich diesen Artikel, dann denke ich, dass über Deutschland und nicht die Schweiz berichtet wird! Ich dachte immer, dass die Schweiz einen eigenständigen, neutralen und unabhängigen Weg beschreitet. Nach diesem Artikel muss man ja um das Schlimmste für die Schweiz fürchten, nämlich, dass die Schweiz den gleichen Weg in den Untergang wie Deutschland gehen könnte…

  • JOhannes

    Wen wundert das noch, da der links-grün-woke Zeitgeist so übermächtig geworden ist? Wir geben alles auf, um das Klima zu schützen.... So ein Schwachsinn.

  • UKSchweizer

    "zu viele Akademiker statt handwerkliche Fachkräfte ausgebildet werden." Es werden nicht nur zu viele Akademiker ausgebildet, sondern auch die falschen. Alles andere als Ingenieure, Physiker, Chemiker, Biologen, usw.. Für diese falschen muss die öffentliche Hand dann dauernd neue Stellen schaffen damit die nicht arbeitslos werden. Wer von diesen mur 80% oder noch weniger arbeiten will, der sieht den Beruf nicht als Berufung, sondern als "lästiges Tun um Pinke flüssig zu machen."