Frankreich steht mit dem Rücken zur Wand. Massenunruhen, Proteste, gescheiterte Militäraktionen in Afrika sorgen dafür, dass die «Grande Nation» angezählt ist.

Wohl nie mehr seit des Algerien-Kriegs in den sechziger Jahren stand das Land stärker unter Druck – innen- wie aussenpolitisch.

Überall wo der französische Präsident Emmanuel Macron auftritt, muss er damit rechnen, ausgepfiffen und ausgebuht zu werden.

Nicht so in der Schweiz. Im Gegenteil.

Bei seiner Visite konnte Macron den Bundesrat und die Einwohner sogar schulmeistern: Er drängte die Schweiz bei seiner Rede in der Wandelhalle des Bundeshauses, «nach fünfzehn Jahren Verhandlungen» endlich ein Abkommen mit der Europäischen Union zu unterzeichnen.

An die Adresse der Wahlgewinnerin SVP fragte der Staatschef von oben herab, ob sie nicht wüssten, «dass sie Europäer sind».

Und er mäkelte, sein Gastgeberland könne bei der Anwendung des Sanktionsregimes gegen russische Oligarchen mehr tun.

Diesen Staatsbesuch wird Macron nie vergessen. Die Eidgenossenschaft ist wohl die letzte Nation auf diesem Planeten, die sich von ihm belehren lässt und dafür sogar noch artig applaudiert, wie das die Bundesräte machten.

Was er eigentlich hätte sagen müssen: Ob bei der Migration, der Wirtschaft oder bei Auslandeinsätzen der Armee, Frankreich ist gescheitert. Also: Wiederholt deshalb unsere Fehler nicht.

Denn eine Vorbildfunktion hat Frankreich verloren – und zwar schon lange.