Der Einkauf an einem Kiosk in der Innenstadt von Paderborn wird für den 30-jährigen Martin K. zum Todesurteil.

Drei Jugendliche provozieren ihn, bevor einer von ihnen zuschlägt. Als das Opfer am Boden liegt, tritt das Trio weiter auf ihn ein. Tage später stirbt Martin K. an seinen schweren Verletzungen.

Zwei der drei mutmasslichen Täter wurden identifiziert, sind aber verschwunden. Es handelt sich um einen Tunesier (18) und einen Marokkaner (17).

Es ist der jüngste Fall dieser Art in einer langen Reihe. Er hat in den deutschen Medien Wellen geworfen. Nicht aber in der Politik.

Ganz anders im Fall Sylt, wo einige Partygäste fremdenfeindliche Parolen skandierten. Hier überschlugen sich prominente Politiker mit Reaktionen.

Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet forderte, dass in solchen Fällen die Namen immer öffentlich werden und Konsequenzen wie der Jobverlust folgen.

Tonja Wojahn, Abgeordneter der Grünen in Berlin, will für solche Leute eine neue Heimat finden: «Sibirien ist immer eine Option.» Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schlägt vor, in Fällen wie dem in Sylt «vielleicht auch mal die Höchststrafe» anzuwenden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer «wohlstandverwahrlosten Parallelgesellschaft», die sich in Sylt getroffen habe. Der Partygesang sei «widerwärtig und menschenverachtend» gewesen.

Angesichts dieser sehr schnellen und eindeutigen Reaktionen stellt die Zeitung Bild fest, der Politik sei «der Kompass verrutscht». Denn sie schweige bei «Messerattacken, Vergewaltigungen, gern auch in der Gruppe, Massenschlägereien oder Gewaltakten»

Die Frage ist, was das Land mehr beschäftigen müsste: Ein paar Betrunkene in einem Club auf einer Ferieninsel oder die tägliche Gewalt? Die von Faeser beschriebene Parallelgesellschaft ist Realität. Allerdings ganz anders als von ihr beschrieben.