«… zom Erläbe ond Verwile.» Die Stadt Zofingen hatte im Hinblick auf den 1. August eine schöne Idee. Unter der Führung der Stadtpräsidentin Christiane Guyer (Grüne) lud sie die Bevölkerung zu einem Picknick ein.

In der Ankündigung hiess es unter anderem: «Bereits im 2022 wurde die angenehme Atmosphäre unter den Bäumen im Rosengarten und die Tatsache, dass sich jede und jeder einen angenehmen Platz aussuchen konnten, von Jung und Alt sehr geschätzt. Nach dem Kirchengeläut um 9.30 Uhr wird die Bevölkerung durch die Stadtpräsidentin begrüsst. Zur Verpflegung erhalten die Anwesenden ein Lunchsäckli.»

Doch leider erwies sich die freundeidgenössische Ankündigung als Schall und Rauch. Bei der Konsultation des Wetterberichts zogen die Veranstalter bereits am Abend zuvor die Notbremse und verkündeten via Instagram: «Abgesagt!» – mit der Begründung: «Aufgrund der Schlechtwetterfront, bei welcher bereits in der Nacht auf Dienstag, 1. August, über der ganzen Schweiz mit z.T. ergiebigen Regengüssen zu rechnen ist, müssen wir leider die Bundesfeier im Rosengarten absagen.»

Die Reaktionen auf den sozialen Medien erstreckten sich von Enttäuschung («Sehr schade, dass heutzutage der Geburtstag nur noch bei Schönwetter gefeiert werden kann») über Zynismus («Wer schnabuliert jetzt mein Lunchtütchen?») bis zu Unverständnis («Weshalb hat man keinen Plan B bereit? Schlechtwetter ist auch am 1. August kein Jahrhundertereignis»).

Einige User äusserten unterschwellig den Verdacht, dass die linkslastige Regierung im Wohnort von SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kein sonderlich grosses Interesse am Nationalfeiertag besitzt. Ohne gleich in Verschwörungstheorien zu verfallen, kann dieser Gedanke auch von der grössten Sturmflut nicht weggespült werden. Es würde schliesslich auch kaum jemandem in den Sinn kommen, Weihnachten abzusagen, wenn kein Schnee liegt – oder Ostern zu canceln, wenn ein Gewitter aufzieht.

Stadtpräsidentin Christiane Guyer zeigte sich über die Anfrage der Weltwoche nach den Gründen für die Absage wenig erfreut. Mit dem Verweis, dass sie eigentlich gar nicht erreichbar sei, erklärte sie dann: «Wir haben von Anfang an klar deklariert, dass das Picknick nur bei trockenem Wetter stattfindet. Und nun fiel die Veranstaltung sprichwörtlich ins Wasser. Das ist, wie wenn eine Wanderung witterungsbedingt nicht stattfinden kann. Viele Menschen hatten Verständnis für die Absage.»

Im Hinblick aufs nächste Jahr wolle man aber «über die Bücher» und das Konzept überdenken: «Wir bedauern sehr, dass wir den Anlass absagen mussten», so Guyer.

Einen Verdacht kann die Magistratin aber nicht aus der Welt schaffen: In der Zofinger Stadtregierung dominieren die Schönwetter-Schweizerinnen und Schönwetter-Schweizer. Und Pelerinen gehören nicht zur Standardausrüstung.

Die 3 Top-Kommentare zu "Schönwetterschweiz in Zofingen: Zu nass für die Landeshymne, zu regnerisch für ein freundeidgenössisches Picknick – warum die grüne Stadtpräsidentin die Bundesfeier ersatzlos gestrichen hat"
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    Grün/Rot: Wenn die Sonne nicht scheint, keine 1. August-Feier, kein Strom, keine Heizung ...

  • kritisch2020

    Im heissesten Sommer seit tausend Jahren muss die Geburtstagsparty abgesagt werden. Das muss ich zuerst verdauen. Zofingen hat einige Stärken, aber auch ganz viele Schwächen.

  • singin

    EINE einzige Person darf also entscheiden, ob rund 12'700 Bürger eine Feier (wegen Regen!) abhalten dürfen. Und alle müssen sich fügen? Ich vermisse da unsere hochgelobte direkte Demokratie....