Während sich in Deutschland die Unzufriedenheit der bäuerlichen Bevölkerung mit der Ampel-Regierung in Massenprotesten entlädt, ist eine ähnliche Entwicklung in der Schweiz äusserst unwahrscheinlich.

Der Grund liegt darin, dass die Existenz der Landwirte und ihrer Familienbetriebe durch die Verfassung und das Landwirtschaftsgesetz weit besser abgesichert ist als in den EU-Staaten. Das bäuerliche Einkommen besteht aus den erzielten Marktpreisen für die Produkte und der staatlichen Abgeltung für die Pflege der Landschaft.

Dies entspricht dem erklärten, in etlichen Abstimmungen bestätigten Willen unserer Bürgerinnen und Bürger. «Schweizerart ist Bauernart», lautete die etwas pathetische, aber auch nicht falsche Devise des langjährigen Direktors und Chefideologen des Bauernverbands, Ernst Laur (1871–1964).

Während das Ansehen des Bauernstandes in der geistigen Landesverteidigung und der «Anbauschlacht» im Zweiten Weltkrieg einen Höhepunkt erreichte, machte den Schweizer Landwirten die teilweise Marktöffnung der Nachkriegszeit arg zu schaffen.

Im Laufe der Jahre steigerte sich die Unzufriedenheit der Bauern bis zu einer Kundgebung von fast 35.000 Landwirten am 17. November 1961 auf dem Bundesplatz in Bern. Konkret forderten sie eine faire Entlöhnung und strengere Regulierungen der Milchimporte.

Nach Abschluss der friedlichen Demonstration wollten damals viele Bauern den Platz nicht räumen. Vor allem junge, radikalisierte Westschweizer warfen Steine, Eier und faules Gemüse gegen das Bundeshaus. Das verhältnismässig kleine Polizeiaufgebot setzte Tränengas ein, und es kam zu zahlreichen unschönen Scharmützeln und Handgreiflichkeiten, die der Sache der Bauern schadeten.

Trotz teilweiser Unzufriedenheit dürften Massenproteste in der Schweiz gegenwärtig ausbleiben. Obwohl die Bauern gerade noch 2,3 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, bezeichnen sich laut Umfrage 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer als «mentale Bauern».

Die bäuerliche Vertretung im Parlament und in der Landesregierung ist stärker als je. Der Präsident des Bauernverbandes, Markus Ritter, gilt als einflussreichster Strippenzieher im Nationalrat. Und die Bauernsame stellt mit dem Winzer Guy Parmelin, dem promovierten Agronomen Albert Rösti und neuerdings dem gelernten Landwirt Beat Jans gleich drei Vertreter im siebenköpfigen Bundesrat.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Schweizerart ist Bauernart»: Warum bäuerliche Massenproteste in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland ausbleiben"
  • traugi69

    Als ehemaliger Landwirt kenne ich die Verhältnisse ziemlich gut. Die Öko-Bürokraten aus den Bundesämtern sind fleissig daran den Bauern mit immer neuen Auflagen das Leben schwer zu machen. Einerseits wird die unkontrollierte Zuwanderung gefördert, die Überbauung geht weiter. Dafür müssen die Bauern laufend mehr Kulturland aus der Produktion nehmen, Pflanzenschutzmittel werden verboten um das schlechte Gewissen der Ökosozialisten zu beruhigen. Die Bauern sind nicht schuld an der Umweltverarmung.

  • JOhannes

    Das glaube ich nur bedingt. Auch in der Schweiz - wie überall auf der Welt - sollen die Bauern eliminiert werden. Das ist Teil des Great Reset. Es geht darum, Hungersnöte auszulösen, um danach als Heilsbringer dem Volk die eigene künstliche Nahrung aufzuzwingen und das "bedingungslose" Grundeinkommen einzuführen. Es läuft gut für Gates und Co.

  • b_lady

    ⚠️ STIRBT DER BAUER ⚠️ STIRBT DAS LAND ⚠️