Finanzministerin Karin Keller-Sutter ist von Beruf Dolmetscherin und darauf trainiert, alles nachzusagen, was andere vorgekaut haben, und das in der jeweils verlangten Sprache.

Ob sie über den grossen wirtschaftlichen Sachverstand verfügt, der gerade jetzt von ihr gefordert wird, darüber kann man spekulieren. Sie steht eigentlich für Politiker, die einen Job übernehmen, für den sie jedoch keine nachgewiesenen Qualifikationen vorweisen können.

Worin sie aber augenscheinlich sattelfest ist, ist die Kunst der Selbstdarstellung und der Überinszenierung. Ein paar Kostproben davon erschienen in gedruckter Form am letzten Samstag in einem Interview mit ihrer Hauszeitung NZZ zum Thema Untergang der Credit Suisse (CS).

«Ich war überzeugt, dass die Lösung, die wir nun beschlossen haben, die beste aller Varianten ist.»

Erfahrene Bankexperten wie Oswald Grübel widersprechen Bundesrätin Keller-Sutter vehement.

«Aus meiner früheren Tätigkeit als Verwaltungsrätin eines börsenkotierten Unternehmens (Reaktion Baloise-Versicherungen, red.) weiss ich, dass man in einer solchen Situation bis ganz am Schluss die Ruhe bewahren muss.» Damit will sie dem Publikum wohl signalisieren, dass sie über Wirtschaftskompetenz und Erfahrung im Krisenmanagement verfügt. Gerade bei der CS zeigte sich, dass die Verwaltungsräte häufig nicht das Know-how für den Job haben. Keller-Sutter war als Verwaltungsrätin der Baloise nicht einmal halbwegs in einer ähnlichen Situation.

«Persönlich bin ich in den letzten Wochen aber zur Erkenntnis gelangt, dass eine global tätige systemrelevante Bank nicht ohne Weiteres gemäss dem ‹Too big to fail›-Plan abgewickelt werden kann.»

Diese Einsicht kommt leider etwas spät. Als Ständerätin war sie noch Feuer und Flamme dafür.

«Es gab keinen Druck.» Und weiter: «Es war nicht so, dass mir die amerikanische Ministerin Janet Yellen am Telefon gesagt hätte: Du musst dafür sorgen, dass die UBS die CS kauft.»

Das ist reine Wichtigtuerei. Keller-Sutter will uns mit dieser Aussage zeigen, dass sie einen direkten Draht zur US-Finanzministerin hat und mit dieser sogar Duzis ist.

Die Wahrheit ist: Die USA und andere Staaten haben in Bern eben doch Druck gemacht, das zeigen die Recherchen diverser Medien.

«Es ist kein Bail-out.» Sie meint damit, dass die Garantien des Bundes keine indirekte staatliche Unterstützung sind. Bei dieser Aussage krümmen sich selbst die Vertreter ihrer eigenen FDP vor Lachen, denn es sind die Steuerzahler, welche die Übernahme der CS durch die UBS absichern.

Kurz: Das Interview ist ein Bluff und Augenwischerei. Tatsächlich hat sie nur Phrasen gedroschen, die andere schon vorkauten.

Das lässt sich auch daran erkennen, dass sie immer wieder englische Fachausdrücke aus der Finanzwelt in ihre Antworten einstreute. Fast ein bisschen so wie bei den lateinischen Sprachfetzen, die einem andernorts hin und wieder um die Ohren geschleudert werden, meist von Absendern, die im Leben nie Latein als Schulfach belegt haben.

Als gelernte Dolmetscherin hätte sie das Fachchinesisch ins Deutsche übersetzen können, um erklärend zu wirken. Damit hätte sie mehr punkten können.

Die 3 Top-Kommentare zu "Selbstinszenierung im Hausblatt: Finanzministerin Keller-Sutter erklärt sich und das CS-Debakel in der NZZ. Ihre Augenwischerei-Phrasen sind kaum auszuhalten"
  • ando tur

    Am präzisesten lassen sich die FDPler als opportunistische und materialistische Lifestyle-Linke bezeichnen. Dann wird einem ihr Handeln klar.

  • Arabella

    Wie die meisten Politiker und Politikerinnen ist sie eine Sebstdarstellerin, Ein „GROSSES EGO“ ist ihre grösste Eigenschaft. Etwas mehr Bescheidenheit würde ihr gut anstehen.

  • Alain

    KKS machte in St-Gallen einen guten Job, in Bern läuft irgend etwas schief. Das Problem allgemein: wir haben viel zu wenig Wirtschaftsvertreter im Bundeshaus. Dort hat es jede Menge Theoretiker und sog. Politiker mit abgebrochenen Studium in Turnschuhen und Freizeitbekleidung. Welcher erfahrene Wirtschaftsfachmann mit politischen Interessen will sich mit Leuten auseinandersetzen, die stur Ideologien ab Blatt interpretieren aber noch nie gearbeitet haben.