Die EU zürnt. Polen, Ungarn und die Slowakei erfrechen sich, mit ihrer Handelspolitik Vorgaben aus Brüssel zu missachten. Sie weisen ukrainisches Getreide an der Grenze ab. Doch für die Handelspolitik sei ausschliesslich die EU zuständig, kritisiert Brüssel. Einseitig ergriffene Massnahmen seien nicht akzeptabel.

An der neuen Causa ist die EU allerdings nicht ganz unschuldig. Getreide aus der Ukraine kann seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine nicht mehr übers Schwarze Meer exportiert werden. Stattdessen wird es auf dem Landweg durch Osteuropa in den Westen transportiert. Um das zu erleichtern, erhebt die EU auf ukrainischem Getreide keine Einfuhrzölle.

Die schöne Geste gegenüber den ukrainischen Bauern war freilich nicht zu Ende gedacht. Denn in Transitländern wie Polen fehlt es an der Infrastruktur dafür, den Transport des ukrainischen Getreides an die Destination im Westen zu ermöglichen. Ein grosser Teil der Agrar-Produkte bleibt deshalb in Polen stecken. Sehr zum Ärger der polnischen Bauern: Der plötzliche Angebotsüberhang in ihrem Land drückt auf die Preise. Das gleiche Problem haben auch Landwirte in Ungarn oder in der Slowakei.

Die Getreide-Ausfuhren belasten die Beziehungen zwischen der Ukraine und Polen, einem der treuesten Verbündeten der Ukraine. Warschau will auf die engen Beziehungen zu Kiew keine Rücksicht nehmen. Die Einstellung der Getreide-Lieferungen sei ein «Schutzschild» für die polnischen Landwirte, heisst es im polnischen Landwirtschaftsministerium.

Und weil in einigen Monaten Parlamentswahlen anstehen, räumt die Regierungspartei der Zufriedenheit der Bauern höchste Priorität ein. In Kiew hat man für die innenpolitischen Sorgen der Regierungspartei zwar ein gewisses Verständnis. Aber die Lage der ukrainischen Bauern sei um ein Vielfaches schwieriger als diejenige der polnischen, kontert der ukrainische Landwirtschaftsminister.

Die Solidarität mit der Ukraine stösst an ihre Grenzen. Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Slowakei forderten bereits vor Wochen die Europäische Union auf, etwas gegen den Zustrom ukrainischer Produkte zu unternehmen.

Um die Bauern Osteuropas bei guter Laune zu halten, will die EU den eh schon gigantischen Agrarhaushalt aufstocken. Polen, Bulgarien und Rumänien erhalten in einem ersten Paket 56 Millionen Euro. Doch das ist wohl erst der Anfang.

Die 3 Top-Kommentare zu "Solidarität mit der Ukraine stösst an ihre Grenzen: Polen, Ungarn und die Slowakei verhängen Importstopp für ukrainisches Getreide"
  • mouton 2.0

    War das Getreide nicht dazu gedacht, um den Hunger in Afrika, Asien und Lateinamerika zu lindern? Sprach man nicht davon, dass der Ukrainekrieg Ursache einer weltweiten Hungersnot sei? Und jetzt lagert das Getreide in der EU, damit man sich für umsonst überfressen kann, den Bauern sinnlose Düngemittel-und Pflanzenschutzmittelmassnahmen aufdrückt und zuletzt das Getreide vl. verbrennt. Putin dachte an die Hungernden, als er zustimmte, und nicht an die Fettwänste in Brüssel. So ist die EU... Ekel.

  • freelancer

    Ist dies nur ein Aspekt der ganzen Geschichte ist? Es wird auch von "Dangerous Grain" berichtet. "Die größte polnische Zeitung Rzeczpospolita berichtete, dass die größten polnischen Getreidemühlen unter dem Deckmantel hochwertigen polnischen Getreides technisches ukrainisches Getreide erhielten, das die Lebensmittelkontrolle nicht bestanden hatte und zur Verbrennung als Brennstoff bestimmt war..." Es soll mit Pestizid kontaminiert sein, das in der EU nicht zugelassen ist.

  • Eliza Chr.

    Dieses korrupte Land bleibt korrupt, auch wenn die MSM und unser naivster BR aller Zeiten von einer -plötzlich auferstandenen- 'Demokratie' sprechen. Die Ungarn, Polen und die Slowakei handeln richtig, denn der UKA würde ich als Realistin auch nicht trauen!