Ein zu Tode zitiertes Bonmot lautet, dass das erste Opfer des Krieges die Wahrheit sei. Und das ist sicher nicht falsch. Denn psychologische Kriegsführung war und ist nicht nur im modernen Krieg ein entscheidendes Element. Heutzutage spricht man von cognitive warfare. Gemeint ist jedoch dasselbe: Propaganda.

Das Problem jeder Propaganda ist allerdings, dass man sie nicht immer eindeutig von der Wahrheit unterscheiden kann. Für die meisten Laien und selbst für viele Experten ist es nicht immer leicht, Propaganda und Tatsachen auseinanderzuhalten.

Seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine tobt ein Informationskrieg, der auf allen Ebenen geführt wird. Die Ukraine mit ihrem medienaffinen Präsidenten an der Spitze gab in dieser Auseinandersetzung bisher das deutlich bessere Bild ab. Das lag allerdings auch daran, dass die meisten westlichen Medien nur allzu gerne bereit waren, die ukrainische Propaganda für bare Münze zu nehmen. Propaganda, das lernte der westlichen Mediennutzer schnell, betreiben immer nur die Russen.

Anfang Oktober nun veröffentlichte das Kölner Marktforschungsinstitut Bilendi & Respondi eine Studie, wonach immer mehr Deutsche den Erzählungen der russischen Propaganda zustimmen. So bejahten 40 Prozent der Befragten ganz oder teilweise die Aussage, dass der russische Angriffskrieg eine alternativlose Reaktion Russlands auf Provokationen der Nato sei. 

Aber waren diese 40 Prozent wirklich Opfer der russischen Propaganda? Einige vielleicht. Aber natürlich gibt es auch ganz nüchterne und gut begründbare Argumente, das westliche Narrativ vom harmlosen Westen und dem bösen, aggressiven Russen infrage zu stellen. Nicht wenige Experten geben insbesondere den USA zumindest eine Mitschuld an der Entwicklung.

Diese Einschätzung als russische Propaganda abzutun, wie es die im Auftrag des Center für Monitoring, Analyse und Strategie erstellte Studie tut, ist daher ihrerseits vor allem eines: Propaganda.

Die 3 Top-Kommentare zu "Studie soll zeigen, dass prorussische «Propaganda» immer mehr Deutsche überzeugt. Das mag sein. Es gibt aber dennoch gute Argumente, die das westliche Narrativ infrage stellen"
  • yrrah

    Man kann dem nur zustimmen. Wer als "Antwort" auf wichtige Fragen (Osterweiterung der Nato, Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato usw.) nur mit inhaltsleeren Phrasen wie "russisches Narrativ", und "Putinversteher" reagiert, Angriffskriege und Kriegsverbrechen der USA negiert und maßlos in seinen Übertreibungen und Forderungen ist und nichts, aber auch gar nichts dazu beiträgt, einen Friedensprozeß in Gang zu setzen, hat wohl jede Glaubwürdigkeit zu Recht verloren.

  • cah

    Und: "Ich bin schon irritiert gewesen, dass ich von der ukrainischen Regierung auf eine TERRORLISTE (sic!) gesetzt wurde mit der Begründung, ich setze mich für einen Waffenstillstand ein oder für die Möglichkeit, über lokale Waffenruhen auch in weitere diplomatische Schritte zu gehen“(!) Zitat: SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, am Samstag beim SPD-Debattenkonvent in Berlin.

  • oazu

    Wo sind all die linken und grünen, vorlauten "Friedensbewegten", die in vergangenen Jahren immer wieder an Demos gegen Waffenhandel und Rüstungsindustrie rum-proleteten, diese und ihre Proponenten in die Hölle verdammt sehen wollten. Heute nicht nur Totenstille dazu, im Gegenteil, genau sie weibeln jetzt prominent sogar für schwere Waffenlieferungen in diesen Krieg, und setzen damit völlig neue Massstäbe an Falschheit und Heuchelei.