Mittlerweise sind bereits 1,3 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Polen eingetroffen, und die Zahl steigt täglich. Das sind mehr Menschen, als im Migrationsjahr 2015 nach ganz Europa gekommen sind. Ein wichtiger Unterschied: unter den ukrainischen Flüchtlingen sind ungefähr eine halbe Million Kinder. Das stellt auch das polnische Schulsystem vor nie da gewesene Herausforderungen.

«Wir werden jedes ukrainische Kind kostenlos an unsere Schulen gehen lassen», versichert der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek im Gespräch mit Weltwoche Daily. Es sei jedem Kind selbst überlassen, wann es diesen Schritt gehen will, natürlich sind nach der langen Flucht besonders die Jüngsten erschöpft und nach den Kriegswirren traumatisiert.

Sollte der Krieg länger dauern, geht man davon aus, dass alle ukrainischen Kinder, die sich in Polen aufhalten, auch hier zur Schule gehen werden. Annähernd 10.000 minderjährige Ukrainer tun dies bereits – ein erstaunlicher Wert, wenn man berücksichtigt, dass die Invasion erst vor dreizehn Tagen begann. Das polnische Bildungsministerium steht im Kontakt mit ukrainischen Lehrern, die sich unter den Flüchtlingen befinden, und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Arbeit auf Ukrainisch, aber in Polen fortzuführen.

In Krakau funktioniert das bereits. Eine lokale Handelsorganisation stellt ihren Konferenzsaal zur Verfügung und stellte drei ukrainische Lehrerinnen an, die dort aktuell zwanzig Kinder unterrichten, die zwischen 7 und 13 Jahre alt sind. Für diejenigen Kinder, die nicht Polnisch sprechen, werde momentan ein dreistufiges System aufgebaut, in dem sie darauf vorbereitet werden, um in polnischen Schulen integriert zu werden, sagt Bildungsminister Czarnek. Doch es hänge alles davon ab, wie lange der Krieg dauern werde – und was danach in der Ukraine passiere.