Kurz nach Beginn der Invasion Russlands hörte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk in Berlin von seinen deutschen Kollegen folgende Worte: Unserer Ansicht nach bleiben der Ukraine einige Stunden. Es macht überhaupt keinen Sinn, euch jetzt noch zu helfen. Anderthalb Monate später leistet die Ukraine immer noch tapferen Widerstand. Das liegt auch an vielen Waffenlieferungen, die über Polen ins Kriegsgebiet gelangen.

Vieles, was die Waffenlieferungen an die Ukraine betrifft, muss aus verständlichen Gründen geheim bleiben. Aber allein ein Blick auf die Landkarte reicht, um zu wissen, dass die Lieferketten ohne polnische Beteiligung unmöglich wären. Polen war gleich nach Kriegsbeginn am 24. Februar das erste Land, das Waffen in die Ukraine schickte. In den nächsten Wochen sollten noch zahlreiche andere Lieferungen folgen.

Wie genau diese ablaufen, bleibt unklar. In Friedenszeiten wurde Kiew mittels Flugzeugen beliefert, was momentan unmöglich ist. Es bleibt der Landweg. Ungarn hat sein Territorium für Waffenlieferungen dichtgemacht, Rumänien und die Slowakei werden durch das Bergmassiv der Karpaten von der Ukraine getrennt. Polen hingegen weist eine 533 Kilometer lange Grenze zur Ukraine auf, und somit wächst die Rolle des fünftgrössten EU-Staats enorm.

Was wird an die Ukraine geliefert? Polen besitzt eine gut laufende Rüstungsindustrie, die nach Jahren des Stillstands und vielen Versäumnissen seit 2015 wieder intensiv hochgefahren wurde. Moderne Werke in Stalowa Wola, Skarzysko-Kamienna, Tarnow oder Swidnik produzieren Hightechgeräte wie das Sturmgewehr Grot oder den Mörser LMP-2017. Die Vorzeigeprodukte der polnischen Waffenindustrie sind allerdings die Boden-Luft-Raketen Piorun (dt. Blitz), die extrem effektiv in der Flugabwehr sind. Aus zahlreichen Fotos und Filmen ist bekannt, dass die Ukraine in diesem Jahr mit den polnischen Pioruns beliefert wurde und diese nun erfolgreich einsetzt. Sowohl die russischen Jets Su-34 und Su-25 als auch die Kampfhubschrauber Mi-24 wurden von ukrainischen Soldaten mit Hilfe der Pioruns abgeschossen, die momentan die wichtigste Flugabwehrwaffe der ukrainischen Bestände bilden.

Unterstützung kommt auch aus anderen Staaten, vor allem aus den USA. In Polen sind zudem mittlerweile mehr als 10.000 amerikanische Soldaten stationiert, die Hälfte davon aus der elitären 82nd Airborne Division. Sie sind nicht nur in Polen, um das Land gegen einen Angriff Russlands zu schützen, sondern helfen auch bei den Waffenlieferungen. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei der moderne Flughafen der polnischen Stadt Rzeszow, die nur knapp 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Der militärische Teil des Flugplatzes ist momentan abgeschottet, aber man weiss, dass dort regelmässig US-amerikanische Maschinen landen; vom Transporter bis zum Jet F-35 ist alles dabei.

Von dort werden die Waffen an die polnisch-ukrainische Grenze und weiter über zwei Routen in die Ukraine transportiert. Russland hat diese entweder noch nicht erkannt oder ignoriert sie vorsätzlich, denn ein Angriff könnte von der Nato als Kriegserklärung verstanden werden.

Die 3 Top-Kommentare zu "Waffenlieferungen an die Ukraine wären ohne Polen unmöglich. Wie sehen sie aus, womit wird Kiew unterstützt, und warum versucht Moskau nicht, sie zu unterbinden?"
  • chrigo

    Macht nur weiter.Selenskyj opfert für seine Rolle gerne den Rest der Ukrainer. Und die USA tun sowieso alles, um die Europäer unten zu halten und sie gegen Russland aufzuhetzen.

  • Edmo

    Sehr unwahrscheinlich, dass Russland die Sache mit den Waffenlieferungen aus Polen übersieht. Putin hat einfach keinen Drang, den ganz grossen dritten Weltkrieg vom Zaun zu brechen. Unsere tägliche Propaganda verdreht jede Zurückhaltung von russischer Seite zu Schwäche oder Unfähigkeit. Die unverhohlene Kriegstreiberei des Westens bereitet mir zur Zeit mehr Sorgen als Russlands Verhalten. Die Ukraine wird zum Schauplatz eines üblen Stellvertreter-Krieges und Selenskyj heizt ihn tüchtig mit an.

  • gonzo der grosse

    Putin sagt an, finanziere mit dem Gasverkauf den Krieg was sicherlich zum Teil stimmt, da auch der übrige Staatshaushalt noch zu finanzieren ist und nicht ausschliesslich der Krieg. Der Westen und indirekt natürlich wieder die Amis liefern Waffen uns stossen sich damit genauso finanziell gesund. Sind doch beide Seiten keinen Dreck besser zumal Waffenlieferungen den Krieg ja nur verlängern. Es werden auch russische Soldaten getötet die den Krieg auch nicht gesucht haben. Das stört aber niemanden,