Die Polizei, dein Freund und Helfer: Das gilt offenbar nur bedingt. Nach der Messerattacke auf einen islamkritischen Aktivisten in Mannheim kommen aus Polizeikreisen Äusserungen, die schon fast nach Verständnis für den Täter klingen.

Rainer Wendt, der Vorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft, äusserte sich bei der Welt zu der Gewalttat.

Nach seinem Wissen seien in Mannheim «mehrere Extremisten aufeinandergestossen». Das Opfer könnte deshalb attackiert worden sein, «weil er ein solcher radikaler Islamkritiker» sei.

Wendt suggeriert damit, dass der durch ein Messer verletzte Mann den Angriff regelrecht provoziert hat. Das erinnert an Zeiten, als man das Opfer einer Vergewaltigung beschuldigte, zu freizügig gekleidet gewesen zu sein.

Bei dem Verletzten handelt es sich um Michael Stürzenberger, der einen kritischen Blog zum Islam betreibt. Er ist vorbestraft wegen Beleidigung eines Polizisten. Gut möglich, dass ihn die Ordnungshüter deshalb nicht besonders wertschätzen.

Praktisch für die Täter-Opfer-Umkehr des Polizeigewerkschafters ist, dass man über den Angreifer noch nichts weiss. Entsprechend schweigt sich Rainer Wendt über diesen aus. Die ganze Energie spart er sich für eine düstere Beschreibung des Opfers auf.

Einen Messerstecher auf die gleiche Stufe zu stellen wie sein Opfer, indem man von «mehreren Extremisten» spricht: Das ist eine unerträgliche Relativierung einer Gewalttat, die nach bisherigen Erkenntnissen ein Akt des Terrors sein dürfte.