Das neue Forstunternehmen Schweizerische Post nimmt nach den 70 Millionen Franken für ein deutsches Waldgebiet erneut Geld für die Imagepolitur in die Hand.

Diesmal ist die Konzerntochter Postfinance an der Reihe. Per Brief, ganz klassisch, hat man die gut 2,4 Millionen Kunden informiert, dass sie eine neue Karriere als Glücksspieler begonnen haben. Wer eine Postfinance-Karte besitzt, muss dafür nicht mal einen Finger rühren, alles passiert ganz automatisch.

Jeweils am 20. eines Monats ziehen die lustigen Glückshäschen eine fünfstellige Glückszahl. Stimmen deren letzte drei Ziffern mit den Endziffern der ID-Nummer auf der Kartenrückseite überein, gibt es 100 Franken. Entsprechen die letzten fünf Ziffern der Karten-ID sogar der ganzen Glückszahl, knackt man den «Super Jackpot» und erhält eine Überraschung im Wert von 1000 Franken.

Das ganz dem woken Zeitgeist frönende Finanzinstitut verspricht: «Pro Ziehung gewinnen über 2400 Kund:innen.» Rund 0,1 Prozent der Kunden erhalten in der zweiten Monatshälfte also mindestens 100 Franken. Im günstigsten Fall werden somit jeweils 240.000 Franken verteilt.

Zwei Jahre nach Einführung der teureren Kontoangebote («Bankpakete») hat man an der Berner Mingerstrasse nun offenbar einen Weg gefunden, die aus der Gebührenerhöhung generierten Mehreinnahmen elegant wieder unter die Kunden zu bringen. Und angesichts zurückgehender Kontoinhaberzahlen vielleicht den einen oder anderen abgesprungenen Vertragspartner zurückzugewinnen.

Bleibt die Frage: Weshalb spart man sich nicht das ganze Theater und bietet einfach wieder ein gebührenfreies Konto an, wie es bis 2021 erhältlich war?

Die Kommentarfunktion unter dem Glückszahlenvideo ist übrigens deaktiviert. Offenbar möchte man gar nicht sehen, wie die glücklichen Gewinner ihre Freudensprünge in Worte fassen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Die 2,4 Millionen Kunden der Postfinance werden zu Glücksspielern – ob sie wollen oder nicht"
  • Bischi49

    Irgendwo ist bei Postfinance wohl eine Schraube locker. Zuerst Imagepolitur per Ablasshandel und jetzt Glückslos als Konkurrenz zu Swisslos. Zum Glück haben die keine Bankenlizenz. Da fehlt‘s eindeutig an Niveau bzw. Seriösität.

  • x

    Der Hauptpreis ist ein Klimaablasszertifikat, d.h. 100 m2 Wald in Thüringen.

  • anyone

    Wenn das Management den Fehler des kostenpflichtigen Abo nicht einsehen möchte versucht man halt bestehende und Neukunden mit Glück auf diese weise zufrieden zu stellen. Das muss ja etwas arges im Busch liegen, interessant wäre noch eine Kundenstatistik mit Abgängen den der Finanzchef meinte ja das sie nicht auf alle Kunden angewiesen sind oder ähnlich.