«Zweite Impfung verbessert Spermienqualität» jubelte der Blick im Juli 2021. Das habe eine «kleine, aber sehr gute Studie» gezeigt. Aber die Männer machen offenbar nichts mit ihren geboosterten Spermien. In der Schweiz ist die Geburtenrate seit Monaten rückläufig.

Das liege trotz des zeitlichen Zusammentreffens nicht an der Impfung, sagen diverse Experten. Viele hätten sich den Kinderwunsch eben bereits 2020 erfüllt, als sie öfter zu Hause gesessen seien. 2021 habe die Krise zudem so sehr aufs Gemüt gedrückt, dass niemand habe Nachwuchs haben wollen.

Wenn das stimmt, ticken die Menschen über Landesgrenzen hinweg genau gleich. Auch in Deutschland geht die Geburtenrate zurück, ebenso in den Niederlanden und in Grossbritannien. Inzwischen ebenfalls bekannt sind die Zahlen aus Österreich: In den ersten sechs Monaten des Jahres kamen über 5 Prozent weniger Kinder zur Welt als im Vorjahreszeitraum. Die Geburtenrate sank auf das Niveau von 2014.

Einen möglichen Grund liefert eine ­Studie von sechs Wissenschaftlern der Universität von Tel Aviv: Sie haben bei Samenspendern die Wirkung des Impfstoffs von Pfizer/Biontech untersucht.

Wiederholte Messungen ergaben eine Abnahme der Spermienkonzentration von 15,4 bis 22,1 Prozent bei den Geimpften. Eine mögliche Erklärung ist eine Reaktion des Immunsystems auf die Impfung.

Die gute Nachricht: Die Forscher gehen davon aus, dass diese Auswirkung temporär ist. Nach einem halben Jahr dürfte die Zeugungsfähigkeit wiederhergestellt sein.

Die schlechte Nachricht: Es soll in allen betroffenen Ländern regelmässig weitergeimpft werden.

Wenn die Studie aus Israel richtigliegt, wird dadurch aus dem vorübergehenden Effekt eine Langzeiterscheinung.