Wer nicht der Generation Z angehört, kennt es vielleicht noch: Man wurde damals von den Eltern genötigt, die Klamotten der älteren Geschwister auszutragen, und in der Schule war das immer etwas peinlich. Gut möglich, dass es den Basler Polizisten gerade so ergeht. Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat nämlich neue Uniformen erhalten, mit inspirierten Bobby-Helmen wie in England. Vor ein paar Tagen wurden sie präsentiert – und beim Volk kamen sie suboptimal an: «Amazon-Fasnachtsuniform» oder «Wenn die so rumlaufen, nimmt sie keiner ernst», entfuhr es fast allen Befragten in einer Strassenumfrage von 20 Minuten.

Tatsächlich, in ihren Uniformen sehen die Gesetzeshüter aus wie Bowling-Pins, die selbst dem gefährlichsten Gangster ein gutmütiges Lächeln abringen. Oder je nach Perspektive: wie Briefkästen mit Hut obendrauf. Müsste ich als Polizist so auftreten, ich hätte bei jedem Schritt nach draussen kalten Schweiss im Nacken. Die Frage sei erlaubt: Wer hat so etwas beschlossen? Hat man die Menschen, die das tragen sollen, bei dem Entscheid miteinbezogen? Falls ja, durften die unter Sechzigjährigen auch mitreden?

Es gäbe da bestimmt etwas Fabelhaftes bei Louis Vuitton in Marineblau, passend zum Hut.

Meiner Vermutung nach hat man diese Uniformen ganz bewusst so gestaltet. Die Verantwortlichen im Justiz- und Sicherheitsdepartement Basel-Stadt, in dem die Kantonspolizei angesiedelt ist, haben sich während der angeregten 48 Meetings, die sie in Zusammenarbeit mit dem dafür eigens engagierten PR-Team geführt haben, wohl überlegt: Die Uniform soll möglichst «freundlich» und «liebevoll» daherkommen, «harmlos», «auf keinen Fall bedrohlich». Immer wieder warf einer vielsagend das Keyword «Deeskalation!» in die Runde. Wir haben schon genug negative PR – Deeskalation! Wir müssen sensibler agieren – Deeskalation! Die Gefühle der Menschen gilt es ernst zu nehmen – Deeskalation! Die neuen Uniformen deeskalierend wirken lassen – das ist gewiss eine berechtigte, zeitgemässe PR-Strategie.

Das Problem ist nur – auch wenn man es angesichts eines blöden Knöllchens oder der Verfehlungen Einzelner schnell mal vergisst: Polizist ist ein ehrbarer Beruf; wenn alle rausrennen, muss er oder sie hineinrennen. Polizisten halten ihren Kopf für unsere Sicherheit hin, und dafür gebührt ihnen Respekt. Zwar erklingen aus bestimmten Kreisen gerne «Defund the police»-Rufe, aber wehe, die Polizei steht dann nicht vier Minuten nach der eigenen Absetzung eines Notrufs auf der Türschwelle, dann ist die Empörung wieder gross.

Polizeiuniformen haben immer schon viel gesellschaftliche Beachtung erhalten, gerade auch, weil es nicht nur irgendeine Kleidung ist, sondern ein charakteristisches Merkmal des Berufs. Cops sind keine Anstandsdamen (zu denen diese verharmlosende Dienstkleidung gewiss passen würde). Sie haben es teils mit sehr gefährlichen Menschen zu tun und sollten darum wenigstens einigermassen taff und cool daherkommen, dazu gehört auch, dass ihre Uniform ein gewisses Mass an modernem Flair ausstrahlt. Wenn Polizisten aussehen, als könne man sie für einen Kindergeburtstag buchen, ist ihnen nicht gedient. Wer immer sich für einen Kleidungsstil starkgemacht hat, mit dem sie kein Mensch mehr ernst nimmt, dem mangelt es offensichtlich an entsprechendem Feingefühl.

Es fehlt eigentlich nur noch, dass man ihnen einen Flamingo auf den Rücken montiert. Und ihnen dazu noch ein Handtäschlein zur Verfügung stellt, in dem sie Bussenzettelblock und Pfefferspray verstauen können, anstatt ihn an ihrem schwarzen Brutalo-Gurt zu tragen; das würde weniger bedrohlich wirken. Wieso kam niemand auf diese Deeskalationsidee? Es gäbe da bestimmt etwas Fabelhaftes bei Louis Vuitton in Marineblau, passend zum Hut. Apropos Kopfbedeckung, die könnte man wunderbar schmücken: im Herbst ein paar Federn anstecken oder je nach Jahreszeit eine hübsche, passende Blume. Als PR-Berater würde ich da direkt eine Zusammenarbeit mit der Basler Stadtgärtnerei vorschlagen; um ihre Erscheinung weniger provokativ zu gestalten, fassen die Polizisten dort jeweils morgens vor dem Einsatz ihr kleines Bouquet. Das Teil kann problemlos statt auf dem Hut auch als Sträusschen am Handgelenk getragen werden.

Polizei 2023: Das berühmte Motto der Stadt am Rheinknie, «Basel tickt anders», würde dann eine ganz neue Bedeutung erhalten.