Wald- und Buschbrände werden nicht selten von Menschen verursacht. Vielerorts entstehen sie jedoch auf natürliche Weise, etwa durch einen der unzähligen Blitze, die täglich irgendwo auf der Welt einschlagen. Bedroht das Feuer Siedlungen oder Kulturland, wird es mit grossem technischem Aufwand bekämpft.
Die Wissenschaft der Feuerökologie hat in neuerer Zeit jedoch entdeckt, dass Feuer in der Natur auch ein Segen sein kann und für gewisse Vorgänge sogar unabdingbar ist. Für einige Pflanzen ist das Feuer existenziell. An den riesigen Sequoias hängen die Zapfen jahrelang, ohne dass etwas geschieht. Erst wenn Feuerhitze hochsteigt, regnet es Millionen von Samen auf den aschegedüngten Waldboden. Der auf viel Licht angewiesene Sequoia-Jungwuchs kann überhaupt nur hochkommen, nachdem das Feuer dichtes Unterholz und konkurrierende Tannen eliminiert hat. Dank dem bis zu einem halben Meter dicken Faserkleid überleben die Mammutbäume auch Grossfeuer.
Feuersuchender Käfer
Bei den Tieren gibt es ebenfalls sowohl Opfer als auch Nutzniesser des Feuers. Können Käfer, Schnecken und Würmer nicht im Boden verschwinden, werden sie vom Feuer vernichtet. Grössere Tiere fallen eher selten einem Waldbrand zum Opfer, denn sie erkennen Feuer und Rauch meist früh genug, um zu fliehen. Bald nach dem Brand beginnt für viele Tiere das Fest. Gräser und Kräuter wachsen im lichter gewordenen Ökosystem in neuer Vielfalt und bieten den pflanzenfressenden Huftieren wertvolle Nahrung im Überfluss. So haben Bison, Hirsch und Elch umgehend vom neuen Futterangebot profitiert, als 1988 im Yellowstone Park riesige Brände einen Drittel des Waldes zerstörten.
Geradezu wild auf Feuer sind die Prachtkäfer der Gattung Melanophila. Die dunkelblau- bis schwarzglänzenden Käfer leben ein diskretes Leben im Laub der Bäume. Brennt aber irgendwo der Wald, fliegen sie von überall in Scharen herbei. Im Schein des lodernden Feuers wird Hochzeit gefeiert. Und sobald die Flammen an den Baumstämmen erloschen sind, legen die Weibchen die befruchteten Eier unter die verkohlte Rinde. Die noch warme und rauchende Baumleiche ist die einzige Kinderstube, in der diese Larven überleben, denn jeder gesunde Baum würde die holzfressenden Schmarotzer umgehend mit chemischen Abwehrstoffen vergiften, im Harz ersäufen oder mit gezielten Zellwucherungen zerquetschen.
Einzigartiger Wärmesensor
Die Liebe dieser Käfer zum Verkohlten war den Biologen schon im letzten Jahrhundert bekannt, weshalb man sie Melanophila (Freunde des Schwarzen) taufte. Wie die Insekten aber einen achtzig Kilometer entfernten Waldbrand spüren, blieb lange ein Rätsel. Erst in den 1960er Jahren fanden kanadische Insektenforscher heraus, was die Käfer zum Feuer lockt. Brennende Wälder werden zwischen 500 und 1000 Grad Celsius heiss. Bei diesen Temperaturen entsteht eine weitreichende Infrarotstrahlung, welche die Käfer als Feuersignale nutzen.
Wie der Infrarotdetektor funktioniert, blieb vorerst unbekannt. 1997 entdeckten Forscher der Universität Bonn am Schwarzen Kiefernprachtkäfer den biologischen Infrarotsensor: In einer Mulde an den beiden Körperseiten sitzen winzige Gewebeknöpfchen mit um die hundert Sensillen, die als Sinneshaare Infrarot registrieren. Schon ein minimer Wärmefluss lässt die Sensillen vibrieren, was angrenzende Nervenfasern mechanisch reizt. Als Vibratoren dienen Eiweiss- und Chitin-Moleküle, deren Resonanzfrequenz genau der Frequenz der Waldbrandstrahlung entspricht. Einen solchen fotomechanischen Wärmesensor gibt es in der Natur sonst nirgends.
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