«Der Sound fasziniert mich»: Isenschmid auf einer Harley-Davidson Nightster.
Neu entdeckte Fahrfreude
Die 31-jährige Solothurnerin Karin Isenschmid machte vergangenes Jahr ihre Töffprüfung. Jetzt freut sie sich auf eine neue Saison, in der sich alles entscheiden soll.
Unter dem Namen «Passport to Freedom» legte der amerikanische Motorradhersteller Harley-Davidson im vergangenen Jahr ein Programm auf, um Leute unter 35 Jahren für das Töfffahren zu begeistern. Eine der Teilnehmerinnen war die 31-jährige Karin Isenschmid aus dem solothurnischen Gerlafingen. Die junge Frau, die als Teamleiterin im Kundenservice einer Bank arbeitet, fand Gefallen an der Idee und erwies sich erst noch als Talent auf zwei Rädern.
«Ich war zwar interessiert, hatte aber auch Respekt vor einer grossen und schweren Maschine», erzählt sie heute. Im August bekam Isenschmid eine tiefschwarze Harley-Davidson Nightster mit flüssigkeitsgekühltem V-Twin-Motor. «Ich hatte nicht viel Zeit, weil die Saison im Oktober zu Ende geht», sagt Isenschmid. Obwohl sie davor nur Vespa gefahren war, machte sie sich relativ schnell mit dem Motorrad vertraut. «Ich habe mich auf dem Töff schnell wohl gefühlt, musste mich aber an den lang übersetzten ersten Gang, die Elektronik und das Gewicht gewöhnen.»
Dennoch kam die neu entdeckte Fahrfreude schnell auf. «Ich war erstaunt, dass ich bald ein Gefühl für die Maschine entwickelte, und es hat mir dann Selbstvertrauen gegeben – zu merken, dass ich es im Griff habe.» Vor allem das besondere Gefühl, auf einer Harley durch die Landschaft zu fahren, habe es ihr angetan, sagt Karin Isenschmid. «Aber am meisten fasziniert hat mich der Klang. Ich habe einen Sinn für Motoren, erst für Autos und immer mehr auch für Töffs», sagt sie.
Faszination für Maschinen
Ein wenig liegt die Faszination für Maschinen wohl in der Familie. «Mein Vater ist Motorrad gefahren, bis die Kinder zur Welt gekommen sind. Dann hat er fast dreissig Jahre Pause gemacht. Als ich dann mit der Nightster unterwegs war, hat es ihn wieder gepackt, und er hat sich eine gebrauchte Harley gekauft. Zusammen sind wir dann viel ausgefahren, als ich mich für die Prüfung vorbereitet habe», sagt die begeisterte Neulenkerin Karin Isenschmid. Vom Mittelland aus ging es auf Touren durch den Jura oder ins Emmental.
«Zu merken, dass ich es im Griff habe, hat mir Selbstvertrauen gegeben.»Nach nur drei Lektionen bei einem Fahrlehrer und rund 1500 Kilometern selbständiger Praxis auf der Nightster legte die Bankerin im Oktober 2023 zur Zufriedenheit der Strassenverkehrsexperten erfolgreich ihre Prüfung ab. Nun macht sie sich bereits an die Planung der unmittelbar bevorstehenden Motorradsaison.
«Weil ich mir nach den ersten drei Monaten noch nicht sicher sein konnte, ob meine Begeisterung auch etwas länger anhalten würde, habe ich mich entschieden, auf einer gebrauchten Maschine meines Vaters ins Töffjahr 2024 zu starten», umschreibt Karin Isenschmid ihre nächsten Pläne. Bis Ende Sommer 2024 gebe sie sich Zeit, ihre Motorradleidenschaft auf die Probe zu stellen. Danach kann sie sich vorstellen, wieder auf einer Harley Platz zu nehmen, sollte die Faszination für den Klang schwerer Maschinen bis dahin nicht abgenommen haben, natürlich.
In den Sonnenaufgang
So vernunftgesteuert, wie die 31-Jährige das Projekt Töff für die Zukunft plant, so überlegt geht sie auch ans Fahren selbst heran. «Das Risiko auf einem Töff ist mir schon bewusst», sagt sie. Man sei sehr exponiert und habe «wenig Blech um sich herum». Schon bald ist Isenschmid aufgefallen, dass Autofahrer andere Verkehrsteilnehmer auf bloss zwei Rädern gerne übersehen.
Auch deshalb hat Karin Isenschmid sich Regeln auferlegt. «Wenn ich gemerkt habe, dass ich nicht richtig bei der Sache war, habe ich meine Runde bald wieder abgebrochen», sagt sie über die selbstauferlegten Sicherheitsbestimmungen. Müde oder erschöpft aufs Motorrad zu steigen, sei einfach zu gefährlich.
Für die zweite Phase ihres Töfffahrerlebens hat die Solothurnerin zum einen vor, auf eine zweitägige Tour ins Motorradparadies Schwarzwald zu fahren. Zum anderen möchte sie ihren rund fünfzehn Minuten dauernden Arbeitsweg öfter auf zwei Rädern erleben. «Am Morgen die Sonne aufgehen zu sehen, ist eine Stimmung, die ich gerne mit ins Büro nehme, sagt Karin Isenschmid.
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