Wenn man sich die Strassen Amerikas ganz ohne eurozentristischen Dünkel und vorurteilsfrei anschaut, sieht man ein anderes Bild als im Entlebuch, in der Lausitz oder in Vorarlberg. Pick-ups beispielsweise mit grosszügiger Ladefläche sind weit verbreitet, und wer schon ein paar Tage durch die ländlichen USA – egal ob North Carolina oder Pennsylvania – gefahren ist, weiss, dass viele Menschen ziemlich weit weg von grossen oder grösseren Zentren wohnen. Vielleicht müssen mal ein paar Gallonen Wasser in die ländliche Abgeschiedenheit transportiert werden, und einen Coop Pronto, der täglich bis 23 Uhr geöffnet ist, gibt es auch nicht in Gehdistanz.
Dass Pick-ups als praktische Fahrzeuge angesehen werden, ist auch keine modische Zeitgeisterscheinung, sondern ein kulturgeschichtlich verankertes Gesellschaftsphänomen. Der US-Autohersteller Ford beispielsweise baut seit 1948 die F-Serie, die damals die früheren Pick-up-Modelle ersetzte, die auf PKW-Plattformen basierten. Den Ford F-150 gibt es bereits in der vierzehnten Generation. Um hier einen europäischen Vergleich zu machen: Den populären Golf gibt es seit 1974 und acht Generationen.
Seit vielen Jahren ist der F-150 das meistverkaufte Auto Amerikas, er ist Arbeitsgerät, Familienkutsche und Filmstar. Ben Affleck etwa fährt als autistischer Buchhalter mit Mafia-Verbindungen in «The Accountant» einen F-150 als Alltagsfahrzeug – und um seinen Wohnwagenanhänger für Notfälle ziehen zu können, falls er mal schnell verschwinden muss. In der Schweiz hingegen war der F-150 bisher ein selten gesehener Gast auf den Strassen, was sich jetzt allerdings – wenn auch bloss wohldosiert – ändert. Seit kurzem wird die Fahrzeugikone auch hierzulande angeboten. «Ford ist in Europa längst nicht mehr nur Fiesta», sagt dazu Donato Bochicchio als Managing Director der Ford Motor Company Switzerland. «Wir brauchen solche Ikonen», führt der sympathische Aargauer an.
Vor kurzem durfte ich erstmals mit einem F-150 ein paar Runden drehen, angeboten wird er als elektrifizierter «Lightning». Dafür muss das US-Modell an die hiesigen (Strom-)Verhältnisse angepasst werden. Einmal umgebaut, bekommt man einen grosszügigen, praktischen Transporter, wo selbst die Mittelkonsole Platz genug bietet, um darauf eine Pizzaschachtel abzulegen. Im Gepäckraum unter der Fronthaube können zwei erwachsene Männer bequem nebeneinandersitzen (bei offenem Deckel natürlich), und für Hand- oder Heimwerker bietet die Ladefläche genügend Platz für Geräte und Material.
Dass der vielseitige Truck auch ein luxuriöses Fahrzeug für fünf Personen sein kann, ist dabei fast nebensächlich. Faszinierend ist hingegen, wie der sanfte Riese lautlos vom Hof rollt und dann zügig Fahrt aufnimmt und auf diese Weise eigentlich jedes Klischee über den übertriebenen Fuhrpark der Amerikaner mühelos entkräftet.
Und schon wieder schnappt er sich ein Elektroautöli.
Weil das aber langweilig wird, und 99% aller F-150 nicht elektrisch unterwegs sind, werde ich erst wieder einen Testbericht lesen, wenn hier ein elektrisches Grossraumflugzeug getestet wird.
Dann werden die getürkten Angaben über die Reichweite, sogar über Leben und Tod entscheiden.
Sie müssen sich anmelden, um einen Kommentar abzugeben.
Noch kein Kommentar-Konto? Hier kostenlos registrieren.
Bitte beachten Sie die Netiquette-Regeln beim Schreiben von Kommentaren.
Den Prozess der Weltwoche-Kommentarprüfung machen wir in dieser Erklärung transparent.
Netiquette
Die Kommentare auf weltwoche.ch/weltwoche.de sollen den offenen Meinungsaustausch unter den Lesern ermöglichen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass in allen Kommentarspalten fair und sachlich debattiert wird.
Das Nutzen der Kommentarfunktion bedeutet ein Einverständnis mit unseren Richtlinien.
Scharfe, sachbezogene Kritik am Inhalt des Artikels, an Protagonisten des Zeitgeschehens oder an Beiträgen anderer Forumsteilnehmer ist erwünscht, solange sie höflich vorgetragen wird. Wählen Sie im Zweifelsfall den subtileren Ausdruck.
Unzulässig sind:
Antisemitismus / Rassismus
Aufrufe zur Gewalt / Billigung von Gewalt
Begriffe unter der Gürtellinie/Fäkalsprache
Beleidigung anderer Forumsteilnehmer / verächtliche Abänderungen von deren Namen
Vergleiche demokratischer Politiker/Institutionen/Personen mit dem Nationalsozialismus
Justiziable Unterstellungen/Unwahrheiten
Kommentare oder ganze Abschnitte nur in Grossbuchstaben
Kommentare, die nichts mit dem Thema des Artikels zu tun haben
Kommentarserien (zwei oder mehrere Kommentare hintereinander um die Zeichenbeschränkung zu umgehen)
Kommentare, die kommerzieller Natur sind
Kommentare mit vielen Sonderzeichen oder solche, die in Rechtschreibung und Interpunktion mangelhaft sind
Kommentare, die mehr als einen externen Link enthalten
Kommentare, die einen Link zu dubiosen Seiten enthalten
Kommentare, die nur einen Link enthalten ohne beschreibenden Kontext dazu
Kommentare, die nicht auf Deutsch sind. Die Forumssprache ist Deutsch.
Als Medium, das der freien Meinungsäusserung verpflichtet ist, handhabt die Weltwoche Verlags AG die Veröffentlichung von Kommentaren liberal. Die Prüfer sind bemüht, die Beurteilung mit Augenmass und gesundem Menschenverstand vorzunehmen.
Die Online-Redaktion behält sich vor, Kommentare nach eigenem Gutdünken und ohne Angabe von Gründen nicht freizugeben. Wir bitten Sie zu beachten, dass Kommentarprüfung keine exakte Wissenschaft ist und es auch zu Fehlentscheidungen kommen kann. Es besteht jedoch grundsätzlich kein Recht darauf, dass ein Kommentar veröffentlich wird. Über einzelne nicht-veröffentlichte Kommentare kann keine Korrespondenz geführt werden. Weiter behält sich die Redaktion das Recht vor, Kürzungen vorzunehmen.
Und schon wieder schnappt er sich ein Elektroautöli.
Weil das aber langweilig wird, und 99% aller F-150 nicht elektrisch unterwegs sind, werde ich erst wieder einen Testbericht lesen, wenn hier ein elektrisches Grossraumflugzeug getestet wird.
Dann werden die getürkten Angaben über die Reichweite, sogar über Leben und Tod entscheiden.