Das Gegeneinander-Ausspielen von Männern und Frauen wird immer gut geklickt, und so berichtete die Zeit jüngst über eine Prognos-Studie, die ergab, dass Letztere jährlich 72 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit leisten. «In Deutschland übernehmen Frauen knapp 62 Prozent der häuslichen Arbeit», also Haushalt, Kindererziehung und Angehörigenpflege. Die Forderung, dass diese Tätigkeiten bezahlt werden müssen, steht schon länger im Raum. Durch wen? Natürlich durch Steuermittel.

Lassen wir mal beiseite, dass es seltsam anmutet, von «Arbeit» zu sprechen, wenn man sich um seine Liebsten kümmert. Oder Frauen sich dafür entscheiden, Kinder zu haben, nicht weil alles so schlimm ist, sondern weil sie es gerne tun. Ja, Frauen leisten die Mehrheit dieser Aufgaben. Doch das wäre ja nur in dem Fall ein Problem, wenn sie auch das gleiche Arbeitspensum in ihrem Job (ausser Haus) hat wie ihr Partner. Wenn sie gleich oder ähnlich viel wie er arbeitet und sich zu Hause auch noch um alles kümmern muss, verstehe ich jede, die auf die Barrikaden geht. Die meisten Frauen arbeiten aber in Teilzeit, die meisten Männer in Vollzeit.

Wenn sie also beispielsweise 40 Prozent arbeitet, während er ein viel höheres Pensum stemmt und den Löwenanteil der Rechnungen bezahlt, ist es dann nicht ausgewogen, wenn sie den Löwenanteil der Care-Tätigkeiten übernimmt? Das wäre ein sinnvolles Modell: Für jedes Prozent ihrer Arbeitszeit muss er zu Hause mithelfen. Und umgekehrt. Oder beide arbeiten je 50 Prozent und übernehmen abwechslungsweise die Aufgaben. In gut funktionierenden Beziehungen findet eine ausgewogene Aufteilung statt: Er steuert vielleicht mehr Geld bei, sie mehr Arbeitsleistung innerhalb der Familie.

Kein Mann würde je auf die Idee kommen, für seine Taxidienste monetäre Vergütung zu fordern.

Dass Frauen sich mehr um Care-Tätigkeiten kümmern, war schon immer üblich. Niemand bestreitet, dass sie viel leisten – und dies wird, entgegen manchen Behauptungen, gesellschaftlich wertgeschätzt. Neu ist die Forderung nach finanzieller Entschädigung dafür. Warum aber soll dich der Staat dafür bezahlen, dass du dich um deine Familie kümmerst? Dass du bei dir zu Hause aufräumst, putzt und deine Kleider wäschst? Die Verantwortung dafür liegt in deiner Partnerschaft und in der vereinbarten Aufgabenaufteilung.

Männer übernehmen traditionell eher Aufgaben wie Reparaturen, Computerzeug, sie schleppen beim Zügeln, fungieren als Familienchauffeur – neben dem Vollzeitjob. Rechnet man die Stunden auf, die Männer am Steuer sitzen und sie entspannt daneben, wenn es in den Urlaub nach Italien geht, zum Restaurant oder ins Gartencenter – kommen einige zusammen. Doch kein Mann würde je auf die Idee kommen, für diesen Taxidienst monetäre Vergütung zu fordern. Würden Frauen innerhalb der Beziehung traditionell mehr Auto fahren, gäbe es 38 Studien über die «unbezahlte Arbeit hinter dem Steuer». Die Logik: «Ein Berufschauffeur wird auch bezahlt!»

Es gibt sehr viele Frauen, die von ihren Männern umfassende Unterstützung erhalten, so wie ich. Wir arbeiten beide Vollzeit, ich koche meistens, den Rest teilen wir uns auf. Ich hatte noch nie im Leben eine Reinigungskraft. Putzen und Waschen sind für mich keine abwertenden Tätigkeiten, ich benötige dafür keine spezielle Anerkennung, ausserdem sind sie schnell erledigt. Daher frage ich mich, wie man überhaupt auf 62 Prozent kommt (auch: Staubsaugen sie mit Stoppuhr?). Nach meiner grosszügigen Rechnung summiert es sich auf etwa drei Stunden pro Tag, 40 Prozent; eine Stunde Putzen täglich (für die sauberste Wohnung der Welt), 1,5 Stunden Kochen und Einkaufen, plus sonstige Alltags-Tasks. Aber ja, zählt man bei «Kindererziehung» Parkbesuche, gemeinsames «Dschungelbuch»-Schauen und das Chauffieren des Nachwuchses mit dem SUV in die Schule dazu, sind wir schnell in den Milliarden.

Noch ein Aspekt: Wer mit all dem Kram alleingelassen wird, hat oft eine schlechte Partnerwahl getroffen – auch das ist gewiss nichts, was die Allgemeinheit ausbaden müsste. Und die Perspektive der Männer? Viele sind es leid, als faul und untätig dargestellt zu werden und die Botschaft zu erhalten, sie leisteten weniger als Frauen; die traditionell männliche unbezahlte Arbeit würde im Vergleich zur weiblichen Care-Arbeit generell abgewertet, schreiben mir treue Leser. Auch dieser Gedanke verdient Berücksichtigung.

Folgen Sie unserer Autorin bei Youtube@LadyTamara

Die 3 Top-Kommentare zu "Ich bestreite mein Leben, also Geld her"
  • waltermoser

    Sehr gut dargestellt, Frau Wernli. Vieles ist von Gleichheitsideolgie und Buchhalter Nötzli verseucht, statt gelebter positiver Zusammenarbeit, zugunsten der Familie.

  • helli24

    Ich stimme auch zu, bin 62 Jahre verheiratet, manches geht nicht gleich, aber man schafft alles zusammen, wenn man will und nicht jammert . Nicht nur an Geld und an sich denken.

  • Bischi49

    Es ist eigentlich ganz einfach, aber jedes Paar soll das natürlich selbst abmachen. Die Aufgaben und Lasten sollen so verteilt werden, dass beide etwa gleich viel freie Zeit für sich (oder zusammen) haben.