Alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey (SP) hat in einem Interview mit der NZZ Stellung bezogen zur aussenpolitischen Grosswetterlage und zur Position der Schweiz in der Welt. Dass man Russland nicht auf den Bürgenstock eingeladen hat, bezeichnete die Genferin/Walliserin bei dieser Gelegenheit als Fehler. Aber lassen wir den Bürgenstock für einmal beiseite.

Die frühere Aussenministerin konnte es sich bei diesem Gespräch nicht verkneifen, wieder einmal einen Giftpfeil in Richtung ihres früheren Amtskollegen alt Bundesrat Christoph Blocher abzufeuern. So sagte sie unter anderem, die Neutralität sei für Blocher ein Geschäftsmodell. Das meinte die frühere Aussenministerin natürlich im negativen Sinn.

Man versteht nicht ganz, was daran schlecht sein soll. Neutralität ist aber für die ganze Schweiz ein Geschäftsmodell und nicht bloss für Christoph Blocher. Wirtschaftlich geht es uns am besten, wenn wir uns aus fremden Streitereien heraushalten und mit der ganzen Welt Handel treiben können. Nur sind wir aktuell drauf und dran, dieses aussenpolitische Konzept, welches Sicherheit und Wohlstand gewährleistet, kaputtzuschlagen. Getrieben von einem politischen Moralismus unserer linksliberalen Eliten, haben wir uns im Ukraine-Krieg etwas voreilig und unüberlegt auf die Seite der westlichen Industriestaaten geschlagen, auf die Seite unserer vermeintlichen Freunde.

Wer sind diese angeblichen Freunde? Die EU zum Beispiel, die uns drangsaliert, wo sie nur kann, und uns ihre Gesetze und Regeln aufs Auge drücken will? Oder die USA, die es auf unseren Finanzplatz abgesehen und unser Steuersystem aus den Angeln gehoben haben? Vielleicht ist es hin und wieder förderlich, daran zu erinnern, dass Russland der Schweiz Pate stand, als beim Wiener Kongress 1815 die Welt und die Schweiz neu entworfen wurden. China hat mit uns ein Freihandelsabkommen geschlossen. Die USA, deren Verfassung wir seinerzeit teils abgekupfert haben, haben uns dagegen abblitzen lassen. Aber wir halten die USA und die EU immer noch für befreundete Nationen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Alt Bundesrätin Calmy-Rey wirft SVP-Doyen Christoph Blocher vor, die Neutralität sei für ihn ein Geschäftsmodell. Sie irrt sich gewaltig"
  • Marco Keller

    Die gute Frau überschätzt sich selber völlig. Fast alles was sie machte war ein Flopp. Dagegen wird Blocher von ihr völlig unterschätzt.

  • herby51

    Die SP hat das Gefühl dass man Neutralität je nach Windrichtung in ihre Richtung drehen kann.Typisch SP!

  • Selbständig

    Eigentlich haben Staaten eigene Interessen, Die linke Schweiz will überall " lieb Kind" sein und biedert sich den Interessen der angeblich befreundeten Staaten an!